Diabetes geht häufig mit einer großen psychosozialen Belastung und Depressionen einher

Diabetes kann mittlerweile zu den großen Volkskrankheiten gezählt werden. Etwa 83 Millionen Menschen sind in den OECD-Ländern von der Stoffwechselerkrankung betroffen. Eine internationale Studie deckte auf, dass jeder siebte Diabetiker neben den gesundheitlichen Beschwerden auch an Depressionen leidet. Demnach fühlen sich Betroffene und ihre Angehörigen häufig einer großen psychosozialen Belastung aufgrund der Erkrankung ausgesetzt.

Diabetes belastet Körper und Seele

Derzeit findet das European Health Forum Gastein (EHFG) statt, bei dem Experten über die in 17 Ländern und vier Kontinenten durchgeführten Studie „Diabetes Attitudes, Wishes and Needs 2“ (DAWN 2) diskutieren. An dieser bisher umfassendsten wissenschaftlichen Auswertung zu den psychosozialen Belastungen von Diabetes-Patienten und ihren Angehörigen nahmen insgesamt 15.438 Menschen - 8.596 Patienten, 2.057 Angehörige und 4.785 Behandler - teil. Das Ergebnis der Studie: Jeder zweite Diabetiker empfindet die Stoffwechselerkrankung als große Belastung, jeder siebte Betroffene leidet deshalb an Depressionen.

Weniger als die Hälfte der Betroffenen nimmt an speziellen Diabetes-Schulungen teil. Viele erreichen zudem nicht den angestrebten Blutzuckerwert - trotz neuer Medikamente und Therapien. Darüber hinaus mangelt es in vielen Ländern an einer ausreichenden öffentlichen Unterstützung. Erfreulicherweise gaben aber 85 Prozent der Patienten an, auf Hilfe in der Familie zurückgreifen zu können. „Die Studie zeigt deutlich Defizite im Management chronischer Krankheiten auf", erläuterte Jens Kröger, Leiter des Diabetes-Zentrums Hamburg Bergedorf und Vorstandsmitglied der Deutschen Diabetes-Hilfe, gegenüber der Nachrichtenagentur „APA“. „Probleme bei der psychosozialen Unterstützung der Patienten, bei den Rahmenbedingungen, sowie der interdisziplinären Versorgung müssen behoben werden."

Diabetes geht meist mit einer großen Belastung für das soziale Umfeld der Patienten einher

Auch Familienmitglieder von Patienten leiden aufgrund der Krankheit. Mehr als ein Drittel der befragten Angehörigen gaben an, dass sie die Erkrankung als eine hohe Belastung empfinden. Fast für jeden zweiten Angehörigen geht sie mit negativen Auswirkungen auf das emotionale Befinden einher.

Die Studie zeigt, dass jeder Dritte nicht weiß, wie er seinen Angehörigen unterstützen kann. Gleichzeitig wünschen sich aber 40 Prozent der Angehörigen, mehr in die Diabetes-Versorgung eingebunden zu sein. Die Sorge um eine mögliche Unterzuckerung des Betroffenen belastet zwei Drittel der Angehörigen. Lediglich 23,1 Prozent der Angehörigen nehmen derzeit an speziellen Schulungsprogrammen teil.

„Angesichts dieser Ergebnisse muss das gesundheitspolitische Ziel im Diabetes-Management sein, die patientenzentrierte Versorgung, das Selbstmanagement und die psychosoziale Unterstützung zu fördern sowie Angehörige stärker einzubinden", erklärte Kröger.

Diabetes Typ 1 und Typ 2

Bei Diabetes werden zwei verschiedene Formen unterschieden. Diabetes mellitus Typ 1 wird auch als juveniler Diabetes oder insulin dependent (IDDM) bezeichnet, da die Erkrankung bereits im Kindes- bis jungen Erwachsenenalter auftritt und die Patienten Zeit ihres Lebens Insulin zuführen müssen. Sehr wahrscheinlich löst ein Autoimmunantikörperprozess Diabetes mellitus Typ 1 aus, bei dem das Immunsystem des Körpers die β -Zellen der Bauchspeicheldrüse angreift und zerstört.

Wesentlich häufiger als Typ 1 tritt jedoch Typ 2 Diabetes auf. Etwa 90 Prozent der Diabetiker leiden an dieser Form der Stoffwechselerkrankung, die vor allem durch Bewegungsmangel und eine ungesunde Ernährung verursacht wird. Während früher vornehmlich ältere Menschen von Typ 2 Diabetes betroffen waren, entwickelt sich die Erkrankung in besorgniserregendem Ausmaß inzwischen auch bei Kindern.

ag