Die Nahrungskette Saudi-Arabiens ist einer neuen Untersuchung zufolge stark mit gentechnisch veränderten Bestandteilen belastet. Zu den in der Nahrung festgestellten Bestandteilen gehörte auch die umstrittene gentechnisch veränderte Maissorte "StarLink", die vor mehr als zehn Jahren als für den menschlichen Verzehr ungeeignet in den USA verboten wurde. In die Gene von StarLink war ein Protein des Bakteriums Bacillus thuringiensis mit Namen Cry9C eingebaut worden, das die Vorstufe eines Giftes produziert, dass dann im Magen der Larven bestimmter Mais-Schädlinge tödlich wirkt.
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Die Studie wurde im August in der Fachzeitschrift Applied Biochemistry and Biotechnology veröffentlicht und ergab, dass gentechnisch veränderter StarLink-Mais, der in den USA nur als Futtermittel zugelassen ist, in saudi-arabischen Lebensmittelprodukten nachzuweisen war.

StarLink wurde 1998 vom Unternehmen "Plant Genetic Systems" entwickelt. In der Zeit, als StarLink dem amerikanischen Zulassungsverfahren unterzogen wurde, kaufte Hoechst das Unternehmen und fusionierte selbst dann ein Jahr später mit "Rhône-Poulenc" zu "Aventis". Heute gehört die Sparte "Aventis Crop Science" als "Bayer Crop Science" zum Bayer-Konzern.

1998 ließ die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA den StarLink-Mais nur als Futtermittel zu. Daraufhin verzichtete das Unternehmen darauf, die Zulassung dieser Maissorten auch für den allgemeinen tierischen oder menschlichen Verzehr zu beantragen. Dennoch wurden im September 2002 Spuren von StarLink in Tacos (einer zusammengeklappten, gefüllten Tortilla) gefunden, was nahelegte, dass der transgene Mais in die menschliche Nahrungskette eingedrungen war. Nach dieser Entdeckung "wurden alle gentechnisch veränderten Maisprodukte aus dem Handel genommen", was 2000 und 2001 auf den Getreide- und Maismärkten für einige Turbulenzen sorgte.

Im Oktober 2000 zog Aventis dann seine Zulassung für verschiedene StarLink-Maissorten zurück und sicherte zu, das Produkt nicht länger herzustellen.

Trotz dieser Zusicherungen stellte sich heraus, dass "Hilfslieferungen" des Welternährungsprogramms (WFP) der Vereinten Nationen und der USA an eine Reihe mittelamerikanischer Länder massiv mit StarLink belastet waren. In bis zu 80 Prozent der insgesamt 50 Proben ließ sich StarLink-Mais nachweisen. Wie das Magazin Green Med berichtete, lehnten Guatemala, Honduras und El Salvador daraufhin die Annahme der "Hilfslieferungen" ab.

2005 genehmigte Saudi-Arabien den Import gentechnisch veränderter Lebensmittel (GVOs), verbot aber die Einfuhr und die landwirtschaftliche Nutzung gentechnisch veränderter Tiere, ihrer Nebenprodukte und von gentechnisch verändertem (Gv-) Saatgut, Gv-Datteln und Schmuckpflanzen. Das Gesetz schrieb auch vor, dass jedes Produkt, das Gv-Material enthielt, sowohl in arabischer wie in englischer Sprache entsprechend gekennzeichnet werden musste.

Für die oben erwähnte Studie wurden zwischen 2009 und 2010 in den saudi-arabischen Provinzen al-Qassim, Riad und Medina 200 Proben genommen und auf gentechnisch veränderte Bestandteile hin untersucht. 26 Prozent der Sojabohnen-Proben wurden positiv getestet, d.h. es wurden gentechnisch veränderte Gensequenzen gefunden. Bei Mais lag dieser Anteil noch höher: Hier waren es 44 Prozent der Proben.

Die Auswertung der Analyseergebnisse führte zu der Berechnung, dass die Mais-Proben zu mehr als einem Prozent mit StarLink-Mais belastet waren, da aufgrund der hohen Empfindlichkeit und der geringen Toleranzen der benutzten Testverfahren, die bei der Untersuchung eingesetzt wurden, die Wahrscheinlichkeit eines Messfehlers sehr gering ist.

Die Verfasser der Studie kommen daher zu dem Schluss, dass »die Einführung strenger Bestimmungen und zertifizierter Labore geboten ist, um das Vorhandensein genmanipulierter Lebensmittel oder Getreidesorten auf dem saudischen Markt zu überwachen«.

Eine frühere Untersuchung aus dem Jahr 2010, die im African Journal of Food Science veröffentlicht wurde, hatte damals ebenfalls schon ergeben, dass die Nahrungskette in Saudi-Arabien mit genmanipulierten Bestandteilen belastet war. Bei dieser Studie waren 202 Proben von hauptsächlich importierten Lebensmitteln, die auf örtlichen Märkten in Riad gesammelt worden waren, analysiert worden. In 20 der 202 untersuchten Proben fanden sich Spuren gentechnisch veränderter Bestandteile.

Die Verfasser der jüngeren Untersuchung (2013) fragen sich, wie es möglich ist, dass Gv-Mais, der in den USA verboten ist, in einem so weit entfernten Land wie Saudi-Arabien wieder auftaucht. Zudem äußern sie sich kritisch zum Ausmaß der Belastung in den USA, da die Kennzeichnungspflicht und Importbeschränkungen bei Gv-Produkten in Saudi-Arabien sehr viel strenger als in den USA gehandhabt werden. »Eine Kennzeichnungspflicht für Produkte, die gentechnisch verändertes Material enthalten und / oder ein völliger Boykott von Herstellern, die sich nicht bereits zur Einhaltung dieser Richtlinien verpflichtet haben und dies auch in nächster Zeit nicht beabsichtigen, wäre geboten«, fordert die Studie.