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Zwei von drei Abnehmern sind über 55 Jahre. „Altersarmut wird noch steigen“, sagt Geschäftsführer Jürgen Sotzek. Weniger Lebensmittel, weniger Geld und weniger Öffnungszeiten.

Hattingen. Zwei von drei Menschen, die Lebensmittel bei der Tafel holen, haben die 55 überschritten. Das bestätigt Jürgen Sotzek, Geschäftsführer der Hattinger Einrichtung, die 600 bis 800 Haushalte pro Monat beliefert. Mancher deckt sich nur einmal im Monat mit einer Tüte ein, andere kommen öfter. „Zurzeit sind es hauptsächlich Menschen aus dem Seniorenbereich, so Sotzek. Sie brauchen zusätzliche Lebensmittel , weil die Rente zu niedrig ist.

Altersarmut lasse die Menschen die Tafel aufsuchen, und „sie wird auch in den nächsten Jahren nicht sinken. Man braucht sich doch nur umzusehen.“ Am häufigsten bekommen Sotzek und 25 bis 30 Helfer - Ehrenamtliche und Ein-Euro-Jobber - Menschen über 60 Jahre zu Gesicht. Die nächste große Gruppe ist „das Mittelalter zwischen Ende 40 und Anfang 50“. Auch Jüngere, einmal arbeitslos, bekämen keine Stelle mehr. „Heute zählt man ja mit 30 schon zum alten Eisen.“

Familien und Alleinerziehende

Während das Alter der Tafel-Nutzer steigt, ist die Zahl der Tage gesunken, an denen Menschen Brot, Fleisch, Obst, Gemüse, Joghurt und anderes an der Nordstraße 16 abholen können, was Geschäfte aussortiert haben aufgrund des Verfallsdatums oder weil Obst und Gemüse nicht mehr taufrisch aussehen. Nur noch dreimal die Woche statt vorher an allen fünf Werktagen ist am Montag, Mittwoch und Freitag geöffnet. Geschrumpft ist auch die Öffnungsdauer von zwei Stunden auf eine in der Zeit von 11.30 bis 12.30 Uhr statt zwischen 11 und 13 Uhr. „Ein guter Kompromiss“, sagt Sotzek, der trotzdem die Schlangen nicht zu lang werden lässt. Und sind mehr Abnehmer da, wird die Stunde auch überschritten. Zur Nordstraße kommen drei Ausgabestellen hinzu in der ev. Kirche Winz-Baak, im Paul-Gerhardt-Haus Welper und in der Grundschule Haßlinghausen. Nötig war die zeitliche Reduzierung, weil weniger geworden ist, was 30 bis 40 Geschäfte abgeben. Nähert sich ein Produkt dem Verfallsdatum, wird zunächst im Supermarkt der Preis reduziert.

Ist viel da an Ware, bekommen die Menschen auch viel „gegen eine Spende von drei Euro“. Ist das Angebot dürftig, fällt auch die Tüte entsprechend aus. Der Einkauf bei der Tafel sei ein Zubrot, so Sotzek, „wir sind kein Supermarkt“. Auch Familien mit wenig Einkommen oder Alleinerziehende holen sich an der Nordstraße Lebensmittel ab.

Nicht nur weniger Lebensmittelspenden machen der Tafel zu schaffen, sondern auch weniger Geldspenden.