Die loyal zum verstorbenen tschetschenischen Terroranführer Schamil Bassajew (1965-2006) stehende salafistische Terrorgruppe Wilajat Dagestan hat die Verantwortung für die beiden Bombenanschläge in der südwestrussischen Stadt Wolgograd Ende Dezember übernommen, bei denen 34 Menschen starben. In einem Video, das auf der Internetseite der Gruppe veröffentlicht wurde, sind zwei Männer zu sehen, die als die beiden Selbstmordattentäter bezeichnet werden, die für die Anschläge in Russland verantwortlich seien. Beide Männer tragen Sprengstoffgürtel und posieren mit Sturmgewehren.
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Die Männer warnten, es werde bei den Olympischen Winterspielen, die planmäßig am 6. Februar im russischen Bade- und Kurort Sotschi an der Schwarzmeerküste beginnen sollen, zu Terroranschlägen kommen. »Wir haben ein ... Geschenk für Sie [Präsident Wladimir Putin] und alle Touristen, die dorthin kommen werden«, erklären die Männer. »Wenn Sie die Olympischen Spiele veranstalten, werden Sie [als Vergeltung] für all das Blut von Muslimen, das jeden Tag auf der ganzen Welt, sei es nun in Afghanistan, Somalia, Syrien oder anderswo, vergossen wird, ein Geschenk von uns erhalten. Das wird unsere Rache sein.« Dieses Video wurde inzwischen wieder von der Internetplattform YouTube entfernt.

Der russische Geheimdienst FSB lehnte einen Kommentar zu diesem 49-minütigen Video ab. Obwohl das amerikanische Außenministerium eine Reisewarnung an die Amerikaner richtet, die zu den Spielen fahren wollen, wollte sich Außenamtssprecherin Laura Seal zum Video oder den darin von Wilajat Dagestan geäußerten Drohungen mit Angriffen auf die Winterspiele nicht äußern.

Wilajat Dagestan, früher unter dem Namen »Schariat Dschamaat« bekannt, entstand während des Zweiten Tschetschenienkrieges (1999-2009). Die Gruppe setzt sich für einen islamischen Staat in Dagestan ein. Sie wird für die Tötung Hunderter von Zivilisten, Soldaten und Angehörigen der Sicherheitskräfte sowie Regierungsvertretern verantwortlich gemacht.

Diese Gruppe verehrt Schamil Bassajew als ihre Leitfigur. Bassajew wurde vom pakistanischen Geheimdienst Inter-Services Intelligence (ISI) im afghanischen Khost im Lager Amir Muawia indoktriniert und ausgebildet. Dieses Lager war Anfang der 1980er Jahre von der CIA und dem ISI eingerichtet worden und stand unter der Leitung des afghanischen Kriegsherrn Gulbuddin Hekmatyar, dessen Mudschahedingruppe Hizb-i Islami von der CIA und afghanischen Drogenhändlern finanziell unterstützt wurde.

»Nach der Auflösung der Sowjetunion strömten radikale afghanische Mudschahedin, Islamisten aus Saudi-Arabien, aus der Türkei, Pakistan und anderen islamischen Ländern in die muslimischen Gebiete der früheren Sowjetunion«, schreibt F. William Engdahl. »Die so genannte dschihadistische, salafistische Spielart des Islam in Dagestan ist noch nicht alt und wurde bewusst von außen in das Land gebracht.«

Am Sonntag erklärte der republikanische Abgeordnete Mike Rogers, Vorsitzender des Geheimdienstausschusses des Repräsentantenhauses, gegenüber dem amerikanischen Fernsehsender CNN, die russische Regierung »hält wesentliche Informationen zurück. Sie informiert nicht über das Ausmaß und die Art der Drohungen oder darüber, um welche Gruppen, die offensichtlich einige Erfolge erzielen konnten, es sich handelt und ob wir uns Sorgen machen müssen. Verfolgen sie weiter ihre Pläne?«


Der texanische republikanische Abgeordnete und Vorsitzende des Heimatschutzausschusses des Repräsentantenhauses, Michael McCaul, sagte, er befürchte, dass es bei den Olympischen Spielen zu Terroranschlägen kommen könnte. Auch wenn Putin diese Bedrohung sicher sehr ernst nehme und alle nur denkbaren Vorsichtsmaßnahmen ergreife, sei die Wahrscheinlichkeit eines Anschlags während des Sportereignisses doch erheblich.

»Meiner Ansicht nach ist es wahrscheinlicher, dass die Anschläge außerhalb der gesicherten Sportstätten und Einrichtungen stattfinden und sich gegen weichere Ziele wie z.B. die Verkehrswege richten«, erklärte er gegenüber dem US-Fernsehsender ABC.

Putin seinerseits berichtete, es würden 40 000 Polizisten und Angehörige von Spezialeinheiten eingesetzt, um die Sicherheit der Spiele zu gewährleisten.