München - Von der Schönheit mancher Menschen lässt man sich leicht blenden. Wer gut aussieht, dem traut man auch Gutes zu: Attraktive Menschen werden verschiedenen Studien zufolge als kompetenter, liebenswürdiger und ausgeglichener eingestuft als weniger gutaussehende. Doch gehen innere und äußere Schönheit tatsächlich Hand in Hand? Dieser Frage ist ein israelisches Forscherteam nun nachgegangen.
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Für die Untersuchung ließ das Team um Lihi Segal-Caspy von der University of Israel 118 Frauen antreten. Die im Schnitt 29 Jahre alten Damen füllten zunächst zwei Fragebögen aus, in denen Persönlichkeitsmerkmale und Werte ermittelt wurden. Anschließend fertigten die Forscher von jeder der Frauen ein kurzes Videotape an, auf dem sie einen Raum betraten, einen Tisch umrundeten und einen Wetterbericht vorlasen.

Die Videos wurden anschließen 118 weiteren Probenden vorgespielt - in dem Fall Frauen und Männer. Diese beurteilten um einen die Attraktivität der Gefilmten bezüglich Aussehen, Figur, Kleidung und Stimme. Anschließend sollten sie mittels der Fragebögen deren Charakter und Werte beurteilen. Erwartungsgemäß ordneten die Juroren den attraktiver eingestuften Frauen positivere Attribute zu. Sie stuften sie als freundlicher, gewissenhafter, extrovertierter offener für Erfahrungen und emotional stabiler ein. Hinsichtlich der Werte stellte sich kein schönfärberischer Effekt ein.

Egozentrische Schönheiten

Anschließend überprüften die Forscher, ob sich attraktivere und weniger attraktivere Frauen wirklich zu unterschiedlichen Persönlichkeiten und Werten tendieren. Dabei zeigte sich vor allem ein Unterschied bezüglich der persönlichen Wertvorstellungen. Schönere Frauen waren angepasster und stärker daran interessiert sich selbst in ein gutes Licht zu rücken und weniger, sich um ihre Mitmenschen zu kümmern. Segal-Caspi und Kollegen zogen daraus den Schluss, dass Unabhängigkeit und Toleranz bei schönen Menschen weniger hoch im Kurs stehen.

"Schönheit ist ein Merkmal, dass wir in nicht unerheblichem Maße selbst beeinflussen können", schreiben die Autoren. Größeren Wert aufs Aussehen legten vermutlich Frauen, für die eher traditionelle Werte und Konformität wichtig seien.

Frauen hingegen, denen es vor allem wichtig ist unabhängig zu denken und zu handeln, ignorieren soziale Normen dazu, was attraktiv ist und was nicht. Sie entwickeln ihren eigenen Stil auch wenn der von dem allgemeinen Schönheitsideal abweicht.

Mit diesen Hypothesen werfen die Wissenschaftler ein neues Licht auf den Zusammenhang von Schönheit und Charakter. Bislang waren Psychologen eher davon ausgegangen, dass das Aussehen Charakter und Werte prägt und nicht umgekehrt.

cf