Oberkärnten und Osttirol kämpfen mit massiven Schneemengen. Zwei Menschen starben. Die Züge in Kärnten stehen still. Viele Täler sind von der Außenwelt abgeschnitten. Und: Es kommt noch mehr Schnee.
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© SN/APA/EXPA/JOHANN GRODERSchneechaos in Lienz
Zwei Menschen sind am Freitag durch die massiven Schneefälle in Osttirol ums Leben gekommen. Das öffentliche Leben kam im Süden Österreichs praktisch zum Erliegen. In Kärnten brach der Bahnverkehr völlig zusammen, weil stellenweise mehr als ein Meter Schnee gefallen war. Einige Täler in Osttirol waren ebenso abgeschnitten wie Heiligenblut in Kärnten.

Bei einem Lawinenabgang auf eine Gemeindestraße in Innervillgraten in Osttirol wurde gegen 9.30 Uhr ein Räumfahrzeug verschüttet. Für den Lenker des Radladers kam jede Hilfe zu spät. In Thurn bei Lienz stürzte ein 38-jähriger Einheimischer beim Versuch, eine Verklausung zu lösen, in einen Bach. Er konnte nur mehr tot geborgen werden.

Bahnverkehr brach zusammenIn

Kärnten brach der Bahnverkehr zusammen. Aus Richtung Wien kamen Reisende zwar bis Klagenfurt. Von dort verkehrten aber nur mehr vereinzelt Züge in Richtung Westen. In Richtung Italien kam der Zugverkehr gänzlich zum Erliegen, die Tauernbahn nach Salzburg war gesperrt. Der Zugverkehr zwischen Villach und Spittal und zwischen Villach und Rosenbach wurde ebenfalls zur Gänze eingestellt. Zwischen Villach und Rosenbach wurde ein Personenzug bei Ledenitzen (Bezirk Villach Land) von einem Baum getroffen. "Es gab keine Verletzten, der Zug konnte aber nicht mehr aus eigener Kraft weiter", sagte ÖBB-Sprecher Christoph Posch zur APA.

Auch auf der Straße gab es massive Behinderungen. Die Tauernautobahn war in Kärnten bei Spittal an der Drau in beiden Richtungen gesperrt. Das Rote Kreuz versorgte gestrandete Autofahrer mit Tee, Würsteln und Decken. In Osttirol waren einige Täler nach Lawinenabgängen nicht mehr erreichbar. In Inner- und Außervillgraten sowie in den Gemeinden St. Veit und Hopfgarten im Defereggental seien Schneebretter abgegangen, sagte Harald Haider vom Baubezirksamt Lienz der APA. Das Defereggental, große Teile der Pustertaler Höhenstraße, die Gailtalstraße (B111) sowie das Villgratental waren bis auf Weiteres gesperrt, weitere Sperren wurden befürchtet.

Orte von der Außenwelt abgeschnitten

Am späten Nachmittag wurden auch die Zufahrten in den Kärntner Ort Heiligenblut (Bezirk Spittal an der Drau) am Fuße des Großglockners gesperrt. Ursache war die massive Lawinengefahr. Der Ort sollte zumindest bis Samstag früh von der Außenwelt abgeschnitten bleiben.

Mit einem Verletzten endete ein Lawinenabgang auf ein Haus in Irschen im Bezirk Spittal. Ein 71-jähriger Pensionist hielt sich gerade im Bad auf, als plötzlich Schnee durch das nordseitige Fenster in den Raum eindrang und ihn gegen die Badezimmertür drückte. Er wurde verletzt in das Bezirkskrankenhaus Lienz eingeliefert. In Bad Bleiberg wurden 35 Häuser evakuiert, weil sie in der roten Zone stehen und vom Dobratsch eine Lawine abzugehen drohte.

In Osttirol herrschte Lawinenwarnstufe "4". Die Experten rechneten damit, dass sich die Situation weiter verschärfen und die Warnstufe "5" erreicht wird. Das bisher letzte Mal galt die Stufe "5" in Tirol im Winter 1999, als sich die Katastrophe von Galtür ereignet hatte. Bis Sonntag rechneten Prognosen in den Alpinlagen nochmals mit bis zu 1,5 Meter Neuschnee. Besonders betroffen seien hochalpine Gebiete wie etwa das Virgental, das Defereggen- und das Villgratental.

Noch mehr Schnee

Ähnlich stellte sich die Lage in Kärnten dar: Bis morgen früh soll noch "bis zu einem halben Meter zusätzlich dazukommen", prognostizierte Christian Stefan von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Im Gailtal, Lesachtal und auf Passstraßen sind weitere 90 Zentimeter Neuschnee möglich. In tieferen Lagen insbesondere im Osten mischte sich am Freitag bereits Regen dazwischen. Im Westen Kärntens herrschte bereits Lawinenwarnstufe "5".

In Kärnten gab es bis Mittag 84 schneebedingte Feuerwehreinsätze. Insgesamt seien bereits 430 Feuerwehrleute aus 50 Wehren im Einsatz gewesen, teilte Katastrophenschutzreferent Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) in einer Aussendung mit. Für Schulkinder hatten die weißen Massen jedoch Erfreuliches zu bieten: Im Bezirk Hermagor waren alle Pflichtschulen geschlossen, aber auch im Bezirk Spittal blieben einige Schultore zu. In Osttirol blieben 16 Schulen in der Früh geschlossen.

Unterdessen versetzte das Bundesheer in Kärnten und Osttirol seine Einsatzkräfte in Bereitschaft. Insgesamt stehen dort 1220 Soldaten und fünf Hubschrauber bereit, um auf Anforderung von Behörden Hilfe leisten zu können. Drei Lawineneinsatzzüge, einer in Lienz und zwei in Kärnten (Spittal und Klagenfurt) stehen ebenso zur Verfügung. Zusätzlich können von den anderen Bundesländern kurzfristig etwa 2700 weitere Kräfte für Einsätze zur Schneeräumung bereitgestellt werden, so das Verteidigungsministerium am Abend. Für die Luftstreitkräfte wurde eine höhere Einsatzbereitschaft angeordnet.

apa