Bild
© dpa
Präsident Janukowitsch will nicht weichen. Doch auch die Opposition in der Ukraine gibt nicht auf. Tausende demonstrieren wieder in Kiew. Derweil zieht es das mutmaßliche Folteropfer Bulatow, offenbar nach Westen. Oder genauer: nach Westfalen.


In der Ukraine sieht er für sich erstmal keine Zukunft mehr: Der ukrainische Oppositionelle Dimitro Bulatow will sein Land verlassen. Es zieht ihn in Richtung Westen, genauer gesagt: Westfalen. Eine Zeitung berichtet, dass der 35-Jährige bei seinen Eltern in Hagen am Rande des Ruhrgebiets leben wolle. Die Rheinische Post bezieht sich auf ein Schreiben des Vorsitzenden der Jugendorganisation der europäischen Konservativen, Benedict Pöttering, an Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier.

In dem Schreiben bittet Pöttering Steinmeier demnach, sich für die Einreise Bulatows und ein Bleiberecht einzusetzen. Den Wunsch, in Deutschland zu leben, habe Bulatow in einem Telefonat mit Pöttering geäußert, heiße es darin.

Bulatow spielt eine führende Rolle bei den Protesten gegen die ukrainische Regierung. Er soll am 22. Januar verschleppt und anschließend gefoltert worden sein, wie er selbst berichtet hatte. Dabei wurde er schwer verletzt. Er wird derzeit in Litauen in einem Krankenhaus behandelt.

Tausende demonstrieren in Kiew

Die ukrainische Opposition lässt derweil nicht nach. Tausende Menschen sind erneut gegen Präsident Viktor Janukowitsch auf die Straße gegangen. 20.000 Menschen strömten zu einer Kundgebung auf den Unabhängigkeitsplatz in Kiew und forderten, die Macht des umstrittenen Staatsoberhauptes einzuschränken.

"Wir wollen ein System, in dem der Präsident dem Volk dient und nicht die Macht eines Diktators hat", sagte der frühere Wirtschaftsminister Arseni Jatsenjuk. Der frühere Boxweltmeister Vitali Klitschko warf Janukowitsch Verzögerungstaktik vor und forderte eine vorgezogene Präsidentenwahl.

Janukowitsch bekommt derweil auch aus dem Ausland Druck - und zwar nicht nur aus dem Westen, sondern auch aus dem Osten. Der russische Finanzminister Anton Siluanow erinnerte die Regierung in Kiew an ausstehende Erdgasrechnungen in Höhe von 2,7 Milliarden Dollar. Russland werde seine Versprechen einhalten, aber ebenso müsse die Ukraine ihre Verpflichtungen erfüllen, sagte er. Auch die EU hatte dem Land Finanzhilfen in Aussicht gestellt.

Russland hatte dem Nachbarland Finanzhilfen von 15 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt. Die Zahlungen sind aber gestoppt, weil die ukrainische Regierung auf Druck der Proteste Ende Januar zurücktrat. Weitere Beträge sollen erst überwiesen werden, wenn die Zusammensetzung der neuen Regierung feststeht.

Gegen Janukowitsch gibt es seit Wochen immer wieder Demonstrationen. Er hatte im November die Unterschrift unter ein Freihandelsabkommen mit der EU verweigert und will sein Land stattdessen enger an Russland binden, das wie die Ukraine bis 1991 Teil der Sowjetunion war.

Quelle: n-tv.de , vpe/AFP/rts