mann mit venezuela brille
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Nach den heftigen Protesten gegen die Linksregierung in Venezuela bleibt die Lage in der Hauptstadt Caracas gespannt.

Caracas/Washington. In Venezuela dauern die Spannungen nach tagelangen massiven Protesten gegen die linke Regierung an. Staatschef Nicolas Maduro machte auch den US-Sender CNN für die aufgeheizte Stimmung verantwortlich und drohte dem Kanal mit der Abschaltung im Kabelnetz. Für Samstag riefen Anhänger und Gegner der Regierung erneut zu Protestmärschen auf.

Wie Generalstaatsanwältin Luisa Ortega am Freitag mitteilte, starben in den vergangenen zehn Tagen acht Menschen bei den Protesten. 134 seien verletzt worden. Eines der Opfer war eine 22-jährige Studentin und "Miss Tourismus". Laut Maduro wurde sie aus den Reihen oppositioneller Demonstranten erschossen. Das sei ballistisch erwiesen.

Maduro kritisierte, CNN wolle der Welt zeigen, dass es in Venezuela einen Bürgerkrieg gebe, und so ein Eingreifen der "Gringo-Armee" (USA) provozieren. Es sei ein Verfahren eingeleitet worden, das eine Abschaltung des Senders vorsehe, wenn dieser seinen Kurs nicht ändere.

Die Behörden zogen am Freitag die Akkreditierung der CNN-Korrespondentin in Venezuela, Osmary Hernandez, zurück, wie der Sender auf seiner Internet-Seite mitteilte. Erst am Wochenende war der kolumbianische Sender NTN24 aus dem Kabelnetz entfernt worden.

Der festgenommene Oppositionspolitiker Leopoldo Lopez rief seine Anhänger indes in einem Schreiben aus dem Gefängnis auf, bei den Protesten gegen die "Diktatur" nicht nachzulassen.

Am Donnerstagabend gab es bei Konflikten zwischen Regierungsgegnern und Polizei in der Stadt San Diego mehr als 40 Verletzte, wie der Oppositionspolitiker und Bürgermeister der Stadt, Enzo Scarano, in einem TV-Interview berichtete.

Die Proteste dürften Folgen für die Planung des Mercosur-Gipfels haben. Venezuela hat derzeit die Präsidentschaft des südamerikanischen Staatenverbundes inne. Der Gipfel sollte ursprünglich im Dezember 2013 in Caracas stattfinden, wurde aber seitdem mehrfach verschoben. Ein Termin steht noch nicht fest.

US-Präsident Barack Obama zeigte sich am Rande des Nordamerika-Gipfels im mexikanischen Toluca besorgt über die Lage in Venezuela, das vorige Woche drei US-Konsularbeamte wegen Konspiration des Landes verwiesen hatte. "Gemeinsam mit der Organisation Amerikanischer Staaten fordern wir die venezolanische Regierung zur Freilassung der festgenommenen Demonstranten und zu einem echten Dialog auf", sagte Obama.

Die Studentenproteste richten sich vor allem gegen die mangelnde Sicherheitslage in Venezuela, das über eine der weltweit höchsten Mordraten verfügt. Zudem leidet das ölreiche Land unter einer drastischen Wirtschaftskrise, für die die Regierung Spekulanten und die rechte Opposition verantwortlich macht. 2013 verzeichnete Venezuela eine Inflationsrate von über 55 Prozent. Einige Produkte des täglichen Gebrauchs - wie Milch oder Toilettenpapier - sind knapp. Mehrere Zeitung mussten wegen Engpässen beim Druckpapier den Umfang ihrer Ausgaben verringern.