Peter Scholl-Latour
Peter Scholl-Latour spricht über die aktuelle Krise im Nahen Osten
Reporter-Legende Peter Scholl-Latour wird 90 und blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Die aktuelle Diskussion um die Rente mit 63 ist für ihn „völlig idiotisch“. Der 89-Jährige wäre nach eigener Aussage inzwischen schon gestorben, hätte er so früh zu arbeiten aufhören müssen.

Die aktuelle Diskussion um die Rente mit 63 ist für Reporter-Legende Peter Scholl-Latour „völlig idiotisch“. „Ich wäre tot, wenn ich hätte aufhören müssen zu arbeiten“, sagte Scholl-Latour, der am 9. März 90 Jahre alt wird, im Interview mit Focus.


Kommentar: Das ist eine interessante Aussage. Es ist offenbar wichtig, einen Sinn im Leben, eine Bestimmung, eine Aufgabe im Leben zu haben, die weiter reicht als das 'magische' Rentenalter. Was würden Sie mit Ihrem Leben anfangen, wären Sie jetzt schon in der Rente und hätten alle Zeit in der Welt? Und warum tun Sie es nicht schon heute?


Derzeit arbeite er an einem aktuellen Buch über den Nahen und Mittleren Osten und an seiner Autobiografie. „Die Biografie wird wohl zweibändig werden. Ich habe ja einiges erlebt“, so Scholl-Latour.

Scholl-Latour, der als 20-Jähriger in Gestapo-Haft kam und als Kriegsreporter Gräuel erlebte, schaut nicht mit Horror zurück. Er sei „inmitten des Bösen Heiligen begegnet“, berichtete er und nannte einen französischen Hauptmann im Gestapo-Gefängnis in Wien, der auch unter Folter niemanden verraten habe.

„Ich hasse ‚Happy Birthday to you‘“

Scholl-Latour erwähnte auch einen Kassler Lehrer, der offen gegen die Nazis opponierte und eine Ordensschwester, die für ihn auf Essen verzichtete, als er an Flecktyphus erkrankt war. Auch in Vietnam sei er „einem Heiligen“ begegnet. Als er 1973 in Gefangenschaft des Vietcong geraten sei, sei nach drei Tagen ein Kämpfer auf dem Motorrad gekommen. „Ein rührender Kerl“, so Scholl-Latour. „Er sagte, er habe sich in Saigon erkundigt. Wir seien echte Journalisten.“

Sein Ehrentag am 9. März bedeutet Scholl-Latour nicht viel. „Ich hasse ‚Happy Birthday to you‘“, sagte er Focus. Sein Verlag werde ein kleines Fest ausrichten. Sterben will Scholl-Latour, der Wohnungen in Berlin, Paris, Südfrankreich und Rhöndorf bei Bonn besitzt, in Rhöndorf. „Das Rheinland ist das Kernstück des Abendlandes. In meiner Wohnung dort umgibt mich mein gesamtes Leben.“

Äußerungen zum Militäreinsatz in Afrika

Jüngst äußerte sich Scholl-Latour zum geplanten Einsatz unter anderem der Bundeswehr in Zentralafrika. In diesem Fall wisse er auch keinen guten Rat, sagte er der „Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen“ (HNA) vom Donnerstag. „Wie man solche seit Jahrhundert vorherrschenden Konflikte überwinden kann, ist schwer zu sehen.“ Die HNA hakt nach und will wissen, was denn der „beste Weg“ wäre, die dortige Region zu befrieden. Scholl-Latours Antwort: „Es gibt keinen.“