Burkhard Roloff
© Bernd Wüstneck/DPABurkhard Roloff vom BUND Mecklenburg-Vorpommern
Grabower hatten Angst um ihre Gesundheit und protestierten, jetzt sind sie erleichtert. Holländer wollen Wirkstoff überarbeiten.

Die holländische Pharmafirma Intervet International hat ihren umstrittenen Impfversuch an Fohlen in Europas größtem Gestüt abgebrochen. „Wir haben den ersten Versuch abgeschlossen, wir sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden“, sagte Unternehmenssprecherin Sabine Schüller gestern.

Im Lewitz-Gestüt des Ex-Springreiters Paul Schockemöhle im südwestmecklenburgischen Grabow war im vorigen Frühjahr erstmals in Deutschland einem Fohlen ein Impfstoff mit genveränderten Lebendbakterien injiziert worden. Die Schutzwirkung sei nicht erreicht worden, der Impfstoff müsse überarbeitet werden, sagte Schüller.

Grabower Einwohner fürchteten angesichts des Versuchs in einem offenen Stall um ihre Gesundheit und protestierten seit 2012 gegen die Testimpfungen. Sie vermuteten, dass die genveränderten Bakterien in die Umwelt gelangen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem schaden könnten. Der neue Impfstoff sollte gegen eitrige Lungenentzündung bei Fohlen helfen, an der oftmals bis zu 50 Prozent der Jungtiere erkranken.

Der Agrarexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Mecklenburg-Vorpommern, Burkhard Roloff, äußerte sich erleichtert über die Entscheidung von Intervet. „Der Widerstand hat sich gelohnt“, sagte er. Die Umweltorganisation hatte gegen die Impfung geklagt. Es sei noch nicht entschieden, ob die Klage zurückgezogen werde oder nicht. Wenn das Gericht im Sinne der Kläger entscheide, hätte das Auswirkungen auf eventuelle weitere Impfversuche.

Der BUND hatte vor allem die Bedingungen in dem halboffenen Stall kritisiert. Über Staub, Kot und Kleintiere hätten die Erreger übertragen und besonders für ältere Menschen und Kinder, Haus- oder Wildtiere zur Gefahr werden können. Dagegen hatte es von Intervet geheißen, der Impfstamm könne nicht mehr krank machen.

Das Lewitz-Gestüt gilt mit 3500 Pferden und jährlich 650 Fohlen als größter Pferdezuchtbetrieb Europas. Von dem Unternehmen war keine Stellungnahme zu erhalten.