Wladimir Putins Name fiel nicht, aber präsent war der russische Präsident den ganzen Tag über, an jeder Station des Besuchs von US-Präsident Barack Obama in Belgien und bei der EU. "Wenn irgendjemand in Russland dachte, die Welt würde sich nicht um die Ukraine kümmern, wenn jemand dachte, er können einen Keil zwischen die EU und die USA treiben, dann hat er sich verrechnet", sagte Obama nach dem Gipfeltreffen mit Spitzenvertretern der europäischen Institutionen. Europa und die USA seien ewige Partner: "Die Welt ist sicherer und gerechter, wenn Europa und Amerika zusammenstehen", sagte Obama. "Russland steht alleine. Russland ist isoliert."

Russlands Vorgehen auf der Krim, die Annexion, die von nahezu der ganzen Weltgemeinschaft als Völkerrechtsbruch verurteilt wird, lasse den Westen neu spüren, was er aneinander hat, machte Obama deutlich: Russlands Aktionen seien nicht nur wegen eines Landes zu verurteilen, sondern aus Sorge "um Europa und die Welt, in der wir leben".

"Wir haben uns heute in Brüssel getroffen, um unsere einzigartige Partnerschaft zu bestätigen, die gebaut ist auf den geteilten Werten von Demokratie, persönlicher Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten sowie einer gemeinsamen Verpflichtung für offene Gesellschaften und Wirtschaften", heißt es in der Abschlusserklärung des kurzen Treffens zwischen Obama und den Präsidenten von EU-Kommission und Europäischem Rat, José Manuel Barroso und Herman Van Rompuy. Unsicherheit präge diese Zeit, sagte Van Rompuy "Eine solide Gewissheit ist dabei umso wichtiger: Die transatlantischen Beziehungen sind stoßfest."

Geschlossenheit, Entschlossenheit, Einheit in den Konflikten mit Russland, in den Verhandlungen mit dem Iran, in der Syrien-Frage: Obama zählte die Brandherde der Weltpolitik auf, wo USA und Europa gemeinsam Feuer löschen wollen. Zu diesem Zweck kam der lange geplante EU/USA-Gipfel recht. Es ist das erste Mal, dass Obama die EU-Institutionen besucht. Im November 2011 war er in Washington zuletzt Gastgeber der Europäer - danach aber kam die Spähaffäre, die die Beziehungen spürbar belastet hat. Nun betont man den Willen, den Zwist beizulegen: Obama habe angekündigt, auf entsprechende EU-Forderungen einzugehen, sagte Van Rompuy.

Unterschiedliche Akzente blieben dennoch nicht verborgen: "Freiheit gibt es nicht umsonst", lautete die unbequeme Botschaft an die Europäer, die Obama in der Pressekonferenz bereithielt: Die Verteidigungsbudgets der Nato-Partner seien in den vergangenen Jahren vielfach gesunken - verständlich in Haushaltskrisen, sagte er, aber dennoch: "Mittel- und langfristig müssen wir sehen, dass jeder seinen Teil beiträgt. Das wird helfen, größeres Vertrauen herzustellen."

Beim Besuch am Morgen auf einem Soldatenfriedhof in Westflandern legte Obama einen Kranz für die dort begrabenen US-Soldaten nieder, gedachte 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs gleichzeitig der Hunderttausenden, die in Flandern ihr Leben ließen. Belgiens König Philippe und Premierminister Elio Di Rupo begleiteten Obama zum Totengedenken.

Es war ein Tag großer Worte, Obama und die Europäer wollen Taten folgen lassen. Van Rompuy und der amerikanische Gast bekräftigten die Bereitschaft, einer weiteren Eskalation durch Russland weitere Sanktionsschritte entgegenzusetzen. Obama lobte die von der EU schon verhängten Maßnahmen, lobte die "exzellente Koordination in dieser Frage zwischen den USA und der EU". "Wir sind uns einig, dass die Konsequenzen für die russische Wirtschaft wachsen werden, wenn Russland auf diesem Kurs bleibt", sagte Obama. Van Rompuy kündigte an, dass Moldawien und auch Georgien schon im Juni mit der Unterschrift unter ein EU-Assoziierungsabkommen rechnen könnten - etwas früher als bislang geplant.

Viel stärker als die USA aber hängen manche EU-Staaten von russischen Energieexporten ab. Obama bot die USA als Energielieferant an: "Die USA sind gesegnet mit zusätzlichen Energiequellen", sagte er.


Kommentar: Das sind wohl Energiequellen, die die USA durch Ressourcen-Kriegen in anderen Ländern erobert hat.


"Wir sind bereit dazu, jeden Tag so viel Gas in den Weltmarkt zu exportieren wie die EU an jedem Tag verbraucht", sagte er. In der kommenden Woche schon, sagte Barroso, sollen die Energieminister der G7-Staaten darüber beraten. Man habe darüber gesprochen, "wie wir das beschleunigen können", sagte Obama.

"Das geht nicht über Nacht, aber die Krise zeigt uns, dass wir uns jetzt bewegen müssen", so der US-Präsident. Er kündigte den Abbau von Exportbeschränkungen in den USA für verflüssigtes Erdgas an - und warb für das geplante, TTIP genannte Freihandelsabkommen zwischen EU und USA: "Lasst uns TTIP abschließen. Wenn wir dort eine Einigung haben, werden Exportlizenzen für Gas erheblich einfacher zu machen sein", sagte er - was durchaus der Beschleunigung des Riesenprojekts dienen könnte, die sich die EU-Kommission als Verhandlungsführerin wünscht, dabei aber auf Bedenken in manchen EU-Ländern trifft. Auch in Deutschland.