lästern
© picture-alliance / united-archivDas Scheitern des anderen tröstet laut Lebensberaterin Ursula Hauer über die eigene Unvollkommenheit hinweg. Doch es gibt Wege aus dem Dilemma
Übertriebene Selbstzweifel zeigen sich bei manchem mit dem "Hochstapler-Syndrom": Sie glauben, ihre Leistungen lägen nicht an ihnen, sondern seien Zufall. Andere reagieren mit ausgiebigem Lästern.

Der Erfolg im Studium ist dem Glück oder Zufall geschuldet, aber bloß nicht der eigenen Leistung: So denken junge Menschen, die unter dem sogenannten Hochstapler-Syndrom leiden. Sie sind im Studium erfolgreich. Trotzdem zweifeln sie ihr Können permanent an und haben das Gefühl zu bluffen, erklärt Birgit Spinath. Das Phänomen sei häufig bei perfektionistischen Menschen zu beobachten, erzählt die Professorin für Pädagogische Psychologie an der Universität Heidelberg in der Zeitschrift Zeit Campus. Um die falsche Selbsteinschätzung zu relativieren, könne es helfen, Feedback von Freunden einzuholen.

Sie rät, einfach mal bei ihnen nachzufragen: "Ich mache mir häufig Gedanken darüber, ob ich meine Erfolge auch wirklich verdient habe. Wie siehst du das?" Zwar werden Freunde sich schwertun, diese Frage zu beantworten. Aber es entwickelt sich im besten Fall ein Gespräch über das Thema, das Perfektionisten zeigt, dass andere ihre Leistungen positiver beurteilen. Möglicherweise fangen sie dadurch an, ihre kritische Sichtweise auf sich selbst zu hinterfragen.

Lästern mit mangelndem Selbstwertgefühl

Manche Mitmenschen mit einem schlechten Selbstwertgefühl reagieren allerdings ganz anders: Sie lästern viel. "Beim Lästern versuche ich, mein mangelndes Selbstwertgefühl anzuheben", sagte Lebensberaterin Ursula Hauer: "Indem ich den anderen kleiner mache und schlechtmache, stehe ich besser da."

Das Scheitern des anderen tröste über die eigene Unvollkommenheit hinweg, erklärte die Leiterin des Seelsorge- und Beratungsdienstes in Stuttgart-Feuerbach. Mit negativem Reden über andere verändere man jedoch auf lange Sicht absolut nichts zum Guten.

Wer sich das Laster des Lästerns abgewöhnen möchte, dem empfiehlt die Beraterin, lästernde Gesellschaft zu meiden oder zu versuchen, das Gesprächsthema zu wechseln. Da viele Dinge spontan ausgesprochen würden, rät Hauer, öfters eine "Schweigesekunde" einzulegen. Wenn man nur einige Sekunden sein Bedürfnis zu lästern unterdrücke, sei das Thema oder die Geschichte oft gar nicht mehr so wichtig. Positiver Nebeneffekt: Wer eine Schweigesekunde einlegt, sei gezwungen dem Gegenüber zuzuhören. Das könne die Qualität eines Gesprächs oft enorm steigern.