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Jetzt ist es offiziell: Google ist nicht mehr »nur ein Medienunternehmen«. Oder eine Suchmaschine natürlich. Nein, Google hat sich zu einem Technologieunternehmen gewandelt, und zwar einem, das mit Robotik und jetzt auch mit Drohnen aufwartet.

Der Technik-Gigant hat kürzlich einen Hersteller von solarbetriebenen Drohnen aufgekauft - interessanterweise ein Unternehmen, an dem auch ein anderer Technik-Gigant, nämlich Facebook, Inc., interessiert war. Offensichtlich kämpfen die beiden Konzerne darum, »ihrenEinfluss auszuweiten und weitere Nutzer in den entferntesten Winkeln der Welt zu finden«, schrieb das Wall Street Journal (WSJ) über den Kauf.

Den Kaufpreis für die in New Mexico ansässige Firma Titan Aerospace hat Google nicht bekannt gegeben. Titan Aerospace entwickelt große Drohnen, die mehrere Jahre lang nonstop fliegen sollen. Vertreter von Google seien überzeugt, dass sich die Technologie nutzen ließe, um Bilder zu sammeln und Onlinedienste auch in entlegenen Gebieten der Welt anzubieten, berichtet das WSJ.

Anfang des Jahres hatte Facebook über den Kauf von Titan verhandelt, Google bot jedoch an, das beste Angebot des Social-Media-Unternehmens zu überbieten, wie ein Informant, der mit den Verhandlungen vertraut war, dem WSJ erzählte. Facebook willigte später ein, für 20 Millionen Dollar das in England ansässige Raumfahrtunternehmen Ascenta zu übernehmen, das an ähnlichen solarbetriebenen Drohnen arbeitet.

Internetverbindungen für die ganze Welt?

Das WSJ berichtete:
Die Drohnenhersteller stehen an der Schwelle einer vielversprechenden, aber noch weitgehend unerprobten Technologie, Internetzugang für Teile der Welt zu ermöglichen, die nicht von Telefonleitungen oder Handymasten abgedeckt werden. Branchenbeobachtern zufolge seien jedoch noch technische Herausforderungen zu bewältigen. Selbst Amazon.com Inc., das weniger komplizierte Fluggeräte für kurzfristige Lieferungen entwickelt, sagt, seine Drohnen würden erst in vier bis fünf Jahren einsatzbereit sein.
Bis auf Weiteres werden Titan und seine etwa 20 Mitarbeiter in New Mexico bleiben. Das Unternehmen wird auch weiter von seinem derzeitigen Chef Vern Raburn geleitet, einem Veteranen der Technikbranche, der zuvor Chef von Symantec Corp. und der Verbraucherprodukt-Abteilung von Microsoft Corp. war.

Die 2012 gegründete Firma Titan bestätigte am 14. April auf ihrer Website den Kauf durch Google und verwies weitere Medienanfragen an die Presseabteilung von Google. Nach Angaben von Google-Vertretern wird Titan sehr eng mit dem eigenen Project Loon zusammenarbeiten, das Ballons baut, die in großer Höhe fliegen und Signale in Regionen senden werden, die gegenwärtig nicht mit dem Internet verbunden sind. Darüber hinaus erklärte der Technik-Gigant, Titan könne auch mit Makami zusammenarbeiten, einem früheren Google-Projekt, das luftgetragene Windturbinen für effektive Stromgewinnung entwickelt.

Experten vermuten, dass Google und Facebook deshalb an der Entwicklung solarbetriebener Drohnen zur Bereitstellung von Internetverbindungen interessiert sind, weil Ballons zu sehr Wetterwechseln ausgesetzt sind.

Nach Angaben von Titan könnten seine Drohnen in Echtzeit hochauflösende Bilder der Erde erstellen und auch atmosphärische Sensoren tragen und Support für Voice- und Datendienste geben. Eine solche Technologie käme anderen Geschäftszweigen von Google, wie beispielsweise Google Maps, zugute. »Wir stehen erst am Anfang, aber atmosphärische Satelliten könnten helfen, Millionen von Menschen den Zugang zum Internet zu bringen und andere Probleme zu lösen, beispielsweise bei der Katastrophenhilfe oder bei Umweltschäden wie Abholzung«, sagte ein Google-Sprecher in einer Mitteilung.

Google, der Verteidigungs-Dienstleister

Es ist nicht Googles erster Vorstoß, Technologie jenseits von Internetalgorithmen aufzukaufen. Laut einer Analyse der US-Website NaturalNews kauft Google seit 2010 in rasantem Tempo andere Unternehmen auf, die Rate liegt bei einem pro Woche. Der Konzern machte im Dezember Schlagzeilen, als er Boston Dynamics aufkaufte, damals die letzte in einer Reihe von Übernahmen von Robotikfirmen, eine seltsame Initiative unter der Leitung des früheren Android-Chefs Andy Rubin.

Zu den Robotern aus dem Labor von Boston Dynamics, die krabbeln, springen und galoppieren können, gehören Big Dog, eine vierbeinige Maschine, die unebenes Gelände wie verschneiten Waldboden überqueren kann - sogar, wenn sie von ihren Machern getreten wird - , und Cheetah, die bisher mit knapp 47 Stundenkilometern den Rekord für den schnellsten Robotern auf Beinen hält.

Eine Reihe der Geschöpfe von Boston Dynamics sind mit finanzieller Unterstützung der geheimen Entwicklungsabteilung DARPA des US-Verteidigungsministeriums entwickelt worden. »DARPA« steht für »Defense Advanced Research Projects Agency«, die Abteilung war seit ihrer Gründung im Jahr 1958 für einen Großteil der High-Tech-Systeme des Pentagons zuständig.