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© foto: www.istockphoto.com / vesmilFührungsstärke wird bevorzugt Narzissten zugesprochen.

Die finstere Triade: Narzissten, Machiavellisten, Psychopathen


Stellen Sie sich diesen Chef vor: Er hat eine perverse Begierde, andere runterzumachen. Seine Wutanfälle sind legendär. Aussagen wie „Du Arschloch, du machst alles falsch“ kommen stündlich vor. Empathie fehlt ihm zur Gänze. Mit Charme wickelt er Leute ein, wenn es für ihn opportun ist. Er ignoriert die Realität und beansprucht für sich, jemand Besonderer zu sein. Moral zählt nicht. Skrupellos betrügt er seinen besten Freund. Gleichzeitig ist er höchst charismatisch. Nach einer Insead-Studie ist dieser Mann der erfolgreichste Manager aller Zeiten: Steve Jobs.

Die skizzierten menschlichen Untugenden werden unter dem Label „the dark triade“ untersucht. Es geht um Menschen, die drei Eigenschaften vereinen: Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie. Narzissten kennzeichnet ein ausgeprägtes Größenselbst, ein Bedürfnis nach Bewunderung und eine unentwegte Suche nach Geltung, Reichtum, Macht oder Schönheit. Für Machiavellisten zählen moralische Standards nicht. Der Zweck heiligt für sie die Mittel. Psychopathen charakterisiert Furchtlosigkeit und Gefühlskälte. Sie sind manipulativ und charmant. Auf der Beziehungsebene bleiben sie kalt. Schlechtes Gewissen kennen sie nicht.

Erfolgstypen?

Was sagt die Forschung? Führungsstärke wird bevorzugt Narzissten zugesprochen. Im Assessmentcenter schneiden sie besonders gut ab. Tugenden wie Gewissenhaftigkeit oder soziale Verträglichkeit sind für den Aufstieg weniger wichtig als der Narzissmus. In Strategiebelangen verhalten sich narzisstische CEOs mutiger als Normalos (z. B. sind ihre M&A- Deals ambitionierter). Ihre Performance (Kapitalrentabilität) ist entweder über- oder unterdurchschnittlich. In Narzissten scheinen wir all das zu bewundern, was wir selbst gerne wären: absolut souverän, sicher, selbstverliebt, mutig, unabhängig, erfolgreich etc.

Positive Effekte von Machiavellismus auf den Karriereerfolg wurden insbesondere in unstrukturierten und wenig organisierten Kontexten nachgewiesen. Auch im Verkauf scheint sich die Eigenschaft zu rechnen. Unseren eigenen Studien zufolge finden sich positive Zusammenhänge mit dem Einkommen und keine mit dem Führungserfolg. Psychopathen schließlich finden sich in Top-Positionen dreimal so häufig wie in der Durchschnittsbevölkerung.

Als Trio infernal

Was passiert aber, wenn sich alle drei Eigenschaften in einem Triumvirat vereinen? Das hat eine einschlägige Metaanalyse anhand von 245 Studien untersucht. Eindeutig ist die Befundlage zu den negativen Auswirkungen auf das Arbeitsklima: Mobbing, Konflikte, unzumutbare Kontrollen, Diebstähle nehmen stark zu. Keine Zusammenhänge waren mit dem Unternehmenserfolg nachweisbar.

Es ist also nicht vorhersehbar, ob Allmacht oder Ohnmacht, Triumph oder Niederlage obsiegen, wenn Organisationen auf den Egotrip gehen. Gesichert ist soziales Leid. Erfolge sind hingegen fraglich. Warum Wahnsinns-Typen überhaupt an die Macht kommen, erklärt Nassir Ghaemi mit dem „inverse law of sanity“: „In guten Zeiten behandeln wir sie, in schlechten regieren sie uns!“ Auch Steve kam nach seinem frühen Rausschmiss erst wieder zurück, als Apple vor dem Untergang stand.

Johannes Steyrer ist a.o. Professor an der WU Wien. www.vicapp.at