Weltweit sind rund ein Drittel der Männer beschnitten - die Beschneidung der Vorhaut ist die am häufigsten durchgeführte Operation. Doch laut Experten kann der Eingriff traumatische Folgen haben.

Beschneidung
© epaEin kleiner türkischer Junge wird bei einer Massenbeschneidungszeremonie in Istanbul beschnitten. Religionshüter sehen den Eingriff als harmlos an


Der stellvertretende Leiter der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Düsseldorf, Matthias Franz, weist auf langfristige Gefahren der Beschneidung hin.

"Wenn Jungen beschnitten werden, kann das zu körperlichen und seelischen Langzeitfolgen führen, etwa sexuellen Funktionsstörungen", sagte der Medizinprofessor auf einer Pressekonferenz der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität.

Besonders riskant sei die Vorhautentfernung bei sechs- bis siebenjährigen Kindern: "Bei Jungen im Alter von sechs oder sieben Jahren kann die Beschneidung spezifische traumatische Auswirkungen haben, weil in diesem Alter gerade die sexuelle Identität entwickelt wird", sagte Franz.


Kommentar: Warum wird daher gerade in diesem Alter diese zweifelhafte Praxis (ohne lokale Betäubung!) durchgeführt, wo sie maximale negative Auswirkungen zeigt?


Schmerzen unter Tolerierung der Eltern

Ein Kind nehme den Schmerz in seiner intimsten Zone wahr, könne ihn aber anders als ein Erwachsener nicht rational einordnen. Die Kinder merkten zudem, dass unter Tolerierung der Eltern etwas Schmerzhaftes vor sich gehe, so der Psychoanalytiker. Aus medizinischen Gründen sei der Eingriff nur sehr selten angezeigt.


Kommentar: 'Auf Deutsch' ausgedrückt: Es gibt nur selten überhaupt einen Grund für diesen Eingriff.


In der Kindheit erfahrene Traumata würden verinnerlicht und oft später auch selbst wiederholt. Es entstehe eine Täter-Opfer-Kette, die sich über Generationen hinweg etablieren könne.

Mangelnde Sensibilität für männliche Leiden

Diese Problematik werde aus Respekt vor religiösen oder kulturellen Tabus und aus Angst vor möglichen Konflikten bislang aber vorwiegend in Fachkreisen diskutiert. Franz kritisierte eine mangelnde Sensibilität für männliche Leiden. "Mit der Männerrolle ist immer noch verknüpft, Leiden zu ertragen."

Der Psychoanalytiker beschäftigt sich seit Jahren aus klinischer, entwicklungspsychologischer und medizinischer Sicht mit dem Thema, das seit Ende Juni anlässlich eines Gerichtsurteils für Debatten sorgt.

Das Landgericht Köln hatte die Beschneidung eines vierjährigen Jungen aus religiösen Gründen als Körperverletzung bewertet. Die Richter führten an, die Beschneidung sei ein dauerhafter und irreparabler Eingriff für das Kind.


Kommentar: Zu dieser Entscheidung kann man nur gratulieren (wenn man einen 'gesunden Menschenverstand' besitzt)!


Franz sprach sich gegen schnelle Lösungen in der Diskussion um Beschneidung aus. Psychische und empirische Studien über die Langzeitfolgen des Eingriffs seien nötig.