Ein im August entdeckter Komet nähert sich und ist seit einigen Tagen mit bloßem Auge zu sehen. Der »Schweifstern« bewegt sich aus südlicher Richtung am Orion vorbei und dürfte im Januar von Deutschland aus gut beobachtbar sein. Hier eine aktuelle Astro-Information.
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© »C2014Q2 Lovejoy by Paul Stewart« by Paul Stewart / Licensed under CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons
Kometen haben sich bekanntlich als ziemlich unzuverlässige Weltraumgäste erwiesen. Manche von ihnen sind buchstäblich unberechenbar - so konnte im vergangenen Winter niemand das Schicksal des Kometen ISON mit Sicherheit prognostizieren, auch wenn sein Zerfall vermutet wurde.

ISON kam der Sonne einfach zu nahe und war nicht stabil genug. Damit blieb das erhoffte Himmelsspektakel aus. Der Komet hätte so ungewöhnlich hell werden können wie der berühmte Jahrhundertkomet Kirch aus dem Jahr 1680, dessen Bahn ähnlich verlief. Nun, es sollte nicht sein. Aber besser so als ein Komet auf Kollisionskurs.

Jetzt steht wieder eine Kometenbegegnung an, diesmal mit C/2014 Q2, der nach seinem Entdecker benannt ist und daher den leicht delikaten Namen »Lovejoy« trägt.

Am 7. Januar 2015 wird jener staubige Brocken an der Erde vorbeiziehen, allerdings in einem sehr großzügigen Bogen - mehr als 70 Millionen Kilometer trennen ihn dann von uns. Zwei Tage später überquert er den Himmelsäquator in nördliche Richtung und wird am kleinen Sternbild Hase vorbei durch den Eridanus westlich des berühmten Orions in Richtung Ekliptik wandern, hin zu den Konstellationen Stier und Widder.

Dabei dürfte seine Helligkeit weiter zunehmen. Zumindest diese Prognose scheint bereits recht sicher, aber wer weiß ... Jedenfalls rückt »Lovejoy« auf seinem Kurs auch weiter an unseren Stern heran, um sein Perihel und somit den sonnennächsten Bahnpunkt schließlich zum 30. Januar zuerreichen.

Schon jetzt melden verschiedene Beobachter vor allem von der Südhalbkugel der Erde, dass Komet Lovejoy sich mittlerweile zu einem hellen Objekt entwickelt hat und ohne optische Hilfsmittel sichtbar ist. So berichtet der Wissenschaftsjournalist Mariano Ribas vom Planetarium Buenos Aires eine Helligkeit von 5.0 - das entspricht einem unter dunklem Himmel zwar schwachen, aber noch unproblematisch erkennbaren Sternchen.

Und selbst aus dem hell erleuchteten Buenos Aires lässt sich der Komet leicht mit dem Fernglas ausfindig machen. Zum Wochenende bestätigten auch Beobachter aus New Mexico, USA, erste Sichtungen mit bloßem Auge.

Mit etwas Glück wird »Lovejoy« noch merklich heller werden, während er in nördlichere Breiten hinaufklettert. Der aus der glühenden Gas-Staub-Hülle austretende, leicht aufgefächerte Schweif des Kometen zeigt sich bereits in mystischem Farbenspiel mit blaugrünen Tönen, die von ionisiertem Kohlenmonoxid und den unter anderem in Kometen, aber auch bei Kohlenstoffsternen entdeckten C2-Radikalen herrühren.

Offiziell erstmalig gesichtet wurde dieser Himmelskörper am 17. August 2014 vom australischen »Kometenjäger« Terry Lovejoy, der bereits fünf Kometen entdeckt hat. Zur Mitte des kommenden Monats wird sich C/2014 Q2 Lovejoy nahe des »Goldenen Tors der Ekliptik« befinden, der Region zwischen den offenen Sternhaufen der Plejaden und der Hyaden im Stier.

Der westlich stehende Komet bildet dann nahezu ein gleichseitiges Dreieck mit diesen beiden Sterngruppen, er steht bereits kurz nach Einbruch der Dunkelheit hoch am südöstlichen Himmel und wird wohl auch seine größte Helligkeit erreicht haben.

In den folgenden Tagen bewegt er sich mit abnehmender Winkelgeschwindigkeit gegen die Ostspitze von Andromeda hin und gelangt in diezirkumpolaren Regionen, wird somit permanent über dem Horizont verbleiben und die ganze Nacht über sichtbar sein - wenn endlich einmal das Wetter mitmacht.

Lovejoy zeigt immerhin eine gute Helligkeitsentwicklung und kann zu einem der hellsten »Schweifsterne« der letzten Jahre werden. Dieser langperiodische Komet muss vor rund 11 500 Jahren bereits zu Besuch im inneren Sonnensystem gewesen sein. Durch die hier herrschenden Schwerkraftwirkungen hat sich seine Bahn nun allerdings geändert, sodass der Umlauf jetzt »nur« noch rund 8000 Jahre dauert.

Kometen gelten als Relikte der Urzeit des Sonnensystems, als gefrorene Schmutzkugeln, die auf langgestreckten Bahnen um die Sonne ziehen. Aktuellere Beobachtungen, darunter auch durch die Rosetta-Mission, belehren die Wissenschaft allerdings eines Besseren und demonstrieren, wie verschieden Kometen doch tatsächlich sein können, mit zerfurchten und rauen Gesteinsoberflächen, die kaum noch zum althergebrachten Bild zu passen scheinen. Und so bleiben Kometen eine rätselhafte kosmische Brut, die auch heute noch mit manchen Überraschungen aufwarten kann, nicht zuletzt vielleicht auch wieder, wenn Komet Lovejoy seine Aufwartung am Himmel macht.