Wieder Energie-Alarm in Europa. Der russische Erdgas-Gigant Gazprom hat in der Nacht auf Weisung von Präsident Putin die Lieferungen durch die Ukraine gestoppt und pumpt das Gas stattdessen in die Türkei.

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Die EU und ihre Puppenspieler aus Washington haben ihre Chance verpasst. Genug ist genug...
Etwa 80 Prozent der Gaslieferungen, die die EU aus Russland bezieht, werden durch das Transitland Ukraine geleitet. Europas Einfuhr wird damit zumindest vorübergehend um 60 Prozent reduziert. Die Reaktion an den Finanzmärkten ist heftig. Der Gaspreis an den Futures-Märkten ist in den vergangenen Stunden um 18 Prozent in die Höhe geschossen.

Präsident Putin begründet den drastischen Schritt mit dem Vorwurf, die Ukraine habe einen Teil des durchlaufenden Erdgases gestohlen. Laut der Ukraine handelt es sich um einen Streit zwischen beiden Ländern über Preise und Bezahlmodalitäten.


Kommentar: Während der Regierungszeit der "Gasprinzessin" Julija Tymoschenko war das Stehlen von russischem Gas Gang und Gäbe. Seitdem hat sich wohl nicht viel geändert...


Die EU bezeichnet diesen Schritt als »völlig inakzeptabel« und fordert sofortige bilaterale Gespräche, um die Versorgung in Europa zu sichern. Die EU reagierte umgehend mit einer deutlichen Stellungnahme:

»Ohne vorherige Warnung sowie unter klarer Verletzung der zuvor von höchsten Stellen in Russland und der Ukraine gemachten Zusicherungen, wurden Erdgaslieferungen an einige Länder der EU umfangreich gekürzt«, heißt es in einem Statement aus Brüssel.


Kommentar: Wurden die Sanktionen gegen Russland mit einer Vorwarnung verhängt? Basieren diese Sanktionen überhaupt auf etwas Anderem außer der Lügen des Westens über Putin und Russland?


Es handelt sich um sechs Staaten: Bulgarien, Griechenland, Mazedonien, Rumänien, Kroatien und die Türkei. In allen betroffenen Ländern wurde inzwischen der Stopp der Gaslieferungen aus Russland durch die Ukraine bestätigt.

Gazprom-Vorstandschef Alexei Miller bezog sich in einer Stellungnahme ebenfalls auf »Transitrisiken« auf dem Territorium der Ukraine, es gebe »keine andere Option«, als die Lieferungen von Erdgas über die Türkei zu leiten.

Russland liefert weiterhin etwa ein Drittel des europäischen Gasverbrauchs. Es ist größter Gaslieferant der EU. Deutschland bezieht fast 40 Prozent seiner Importe aus Russland.

Der Lieferstopp durch die Ukraine - und die Umleitung durch die Türkei - machen aus wirtschaftlicher Sicht keinen Sinn, beklagt die EU. Doch darum geht es auch nicht. Hier geht es um Politik.

Seit Tagen wird darüber spekuliert, ob sich die EU insgeheim darauf geeinigt hat, die Sanktionen gegen Russland sobald wie möglich unter Bedingungen zu lockern. In Westeuropa dämmert es der politischen Kaste langsam, dass es keine gute Idee war, Russland mit Sanktionen auf die Knie zwingen zu wollen.

Der Schaden für den eigenen Handel - der in den vergangenen Tagen vor allem in Rom und Paris laut vernehmbar beklagt wurde, ist unerwartet groß, auch für die deutsche Wirtschaft.

Im Kreml sieht man das. Die Umleitung des Erdgases durch die Türkei, die Teile Europas zumindest vorübergehend in eine Lieferkrise zu stürzen droht, könnte die nötigen Gespräche über Sanktionen und die Ukraine auf höchster Ebene schneller in Gang bringen, als es anders möglich gewesen wäre.

Die Krise, die westliche Sanktionen und der implodierte Ölpreis in Russland ausgelöst haben, spitzte sich in den vergangenen Tagen weiter zu. Der Rubel verliert seit fünf Tagen erneut gegenüber dem Dollar an Wert und strebt alten Höchstständen zu.

Hunderte, wenn nicht Tausende von Firmen in Russland suchen fieberhaft nach Liquidität und müssen sich teure Devisen für den Schuldendienst und die Finanzierung von Handel beschaffen.

In Russland beginnt auch ein neuer Trend, der weitreichende Folgen für die gesamte Weltwirtschaft haben könnte. Die Öl-exportierenden Länder beginnen, mit Russland an der Spitze, ihre Petro-Dollars aus dem Weltmarkt abzuziehen.

Jahrelang wurden die Dollar-Einkünfte aus dem Export von Rohöl von Ländern wie Saudi Arabien, Nigeria, Angola und Russland zu einem guten Teil am Weltmarkt angelegt und halfen, die Anleihe- und Immobilienpreise in die Höhe zu treiben.

Jetzt werden diese Überschüsse verstärkt in den Exportländern selbst angelegt. Nachdem die Ölproduzenten 2012 und 2013 jeweils 248 Milliarden beziehungsweise 60 Milliarden Dollar im Rest der Welt anlegten, drehte sich der Kapitalstrom 2014 um und endete mit einem Import von 7,6 Milliarden Dollar.

Im laufenden Jahr könnten wir zum ersten Mal seit 18 Jahren einen größeren Netto-Kapitalimport der Schwellenländer sehen, was eine riesige Schubumkehr gegenüber den vergangenen Jahren bedeuten würde.

Russland zapft laut Bloomberg sogar seinen 88 Milliarden Dollar umfassenden Reserve-Fonds an, um einen größeren Teil seiner Devisenvorräte in Rubel umzuwandeln und den eigenen Banken und Firmen für Investitionen und Kredite zur Verfügung zu stellen. Das hat der russische Finanzminister Anton Siluanow gestern bestätigt.

Damit wird sich die Bewegung aus dem Petro-Dollar heraus eventuell in diesem Jahr enorm beschleunigen, mit möglicherweise gravierenden Folgen für die Anleihemärkte und für Kapitalimporteure wie die USA, die mit den Ersparnissen aus dem Rest der Welt ihr Wachstum finanzieren.