Im Vergleich mit Gangstern nimmt sich Bibi Netanjahu kaum außergewöhnlich aus. Der in den USA ausgebildete israelische Ministerpräsident ist gewiss nicht von herausragender Intelligenz. Und er kann offenbar nicht klar denken. Er scheint sich in einer Art hypnotischer Trance zu befinden, wenn er vor Menschenmengen oder Gruppen spricht, wie jüngst vor dem US-Kongress, als er sich in beispielloser Weise nicht nur in die amerikanische Innenpolitik einmischte, sondern mit seinem Auftritt auch versuchte, seine Chancen bei den kommenden richtungsweisenden Wahlen in Israel zu erhöhen.
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Bibis zwielichtiger Kasino-Mogul

Ob Bibi noch einmal Chef einer israelischen Regierung wird oder nicht, ist nicht nur wichtig für Israel, sondern viel mehr noch für Krieg oder Frieden auf der Welt. Netanjahu steht im Zentrum eines internationalen Netzwerks von organisiertem Verbrechen und Zerstörung, das Kriege provoziert, für Operationen unter falscher Flagge und Morde verantwortlich ist und dem auch sein enger Freund und finanzieller Förderer, der israelisch-amerikanische Milliardär Sheldon Adelson angehört.

Adelson, einem der reichsten Männer in den USA und Israel - angeblich besitzt er beide Pässe - , gehören Spielkasinos in Meyer Lanskys altem Projekt Las Vegas. Zusätzlich besitzt der 81-Jährige, dessen derzeitige Ehefrau israelische Staatsbürgerin ist, Kasinos in Macau und Singapur.

Die dunkle Welt von Las Vegas und Macau wird von Syndikaten des organisierten Verbrechens zur Geldwäsche in Milliardenhöhe genutzt. Nach Angaben von Forbes ist Adelsons persönliches Vermögen 2013 allein durch seine neuen Kasinos in Macau und Singapur um 15 Milliarden Dollar gewachsen. Er ist mit 35 Milliarden Dollar inzwischen der fünftreichste Mann Amerikas. Adelson nutzt sein Geld nicht nur zur Unterstützung jüdischer Anliegen, sondern insbesondere von Netanjahus rechtsgerichteter Likud-Partei. Er ist die Geldbrücke zwischen Netanjahu und dem US-Kongress, der wichtigste Geldgeber des American Israel Public Affairs Committee (AIPAC) und Hauptfinanzier für die Republikanische Partei der USA.

Laut Gordon Duff, einem pensionierten CIA-Beamten und Herausgeber der Online-ZeitschriftVeterans Today, ermitteln FBI und US-Justizministerium gegen Adelson wegen »einer langen Liste von Verstößen, einschließlich, aber nicht beschränkt auf Geldwäsche, Post- und Telefonbetrug und Verschwörung«. Duff behauptet:
»Nach Aussage von Quellen beim Justizministerium wird Adelsondie Geldwäsche von 364 Millionen Dollar vorgeworfen, von denen ein großer Teil in die Taschen von Politikern in Washington gewandert sei, die Israel gegenüber ›freundlich‹ seien.«
Steven C. Jacobs, früherer Chef von Adelsons Kasinobetrieben in Macau, zeigte Adelson wegen widerrechtlicher Kündigung an; in der Anzeige beschuldigte er Adelson, chinesische Beamte bestochen zu haben, um die Lizenz für sein Kasino in Macau zu erhalten, und »Figuren des chinesischen organisierten Verbrechens, die in seinen Kasinos operierten, freie Hand gelassen zu haben«.

Ein Kasinomilliardär aus Las Vegas und Macau, der anscheinend mit Figuren des chinesischen organisierten Verbrechens Geschäfte macht und gegen den das US-Justizministerium wegen massiver Geldwäsche ermittelt, als finanzieller »Engel« der Republikaner - der Republikaner, die zufällig Netanjahu und seine konservative Kriegsagenda nicht nur gegen den Iran, sondern auch gegen Russland unterstützen, das ist ein sehr gefährlicher geopolitischer Cocktail.

Bibi und Shelly

Sheldon Adelson, den seine Freunde »Shelly« rufen, steht Netanjahu, dem Chef der rechtsgerichteten Likud-Partei, sehr nahe. Bei einer früheren Wahl kaufte Adelson eine israelische Zeitung, um Propaganda für Netanjahu zu machen.

Als die US-Präsidentschaftswahlen von 2012 heranrückten, fragte Bibi bei seinem alten Kumpan Sheldon Adelson nach, ob er ihm nicht helfen könnte, den demokratischen Kandidaten Obama loszuwerden, dessen Nahostpolitik und der Versuch, eine Einigung im Atomstreit mit dem Iran zufinden, ihm verhasst waren.

Es war eine offene Einmischung eines israelischen Politikers in die US-Wahlen. Nach einem neueren Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA unterliegen persönliche Spenden, um einen US-Präsidenten zu »kaufen«, keiner Begrenzung - ein Zeichen dafür, zu welcher Oligarchie die USA in den letzten Jahren geworden sind.

Im Auftrag von Netanjahu soll Adelson für den Wahlkampf des Republikaners Mitt Romney gegen Obama 100 Millionen Dollar gespendet haben. Dagegen regte sich in Israel massiver Protest, weil die israelisch-amerikanischen Beziehungen beschädigt wurden.

Die Verbindungen zwischen Netanjahu und Mitt Romney, dem unterlegenen mormonischen Kandidaten, reichen weiter zurück. Sie wurden Ende der 1970er Jahre Freunde, als beide bei der Boston Consulting Group arbeiteten. Es war also für Bibi kein großer Schritt, seine reichen Freunde in Las Vegas den alten Kumpan Romney und das Präsidentenamt kaufen zu lassen und dadurch sicherzustellen, dass ein Netanjahu-loyaler Romney bereit war, die USA in den Krieg gegen den Iran zu führen.

Netanjahu und sein finanzieller Sugar-Daddy Adelson sabotieren Obamas Iranpolitik mit Adelsons bevorzugter Waffe: seinem Kasinogeld. Im Oktober 2013 rief Adelson den US-Kongress auf, neue Sanktionen gegen den Iran zu verhängen, um Obamas Gespräche mit dem Iran zu sabotieren.

Darüber hinaus ist Adelson Vorsitzender der Republican Jewish Coalition, die bei Senatoren Druck für eine neue Iran-Sanktion machte, während führende Vertreter der Obama-Regierung versuchten, den Kongress zu überzeugen, solche Maßnahmen zu verschieben, damit die Verhandlungen der Islamischen Republik »an Boden gewinnen« könnten. 2013 empfahl Adelson dann bei einer Rede an der Yeshiva-Universität, eine Atombombe über dem Iran abzuwerfen.


Kommentar: Diese wahnsinnige Idee wurde vor kurzem von einer rechtsradikalen israelischen Zeitung Israel National News wieder aufgegriffen:
Israel soll Deutschland und Iran mit 20 oder 30 Atombomben vernichten: Zeitung Israel National News veröffentlicht Meinungsäußerung


Wen die Götter zerstören wollen...

Es scheint, dass Netanjahus Insistieren von Anfang März, sich wieder einmal offen in die amerikanische Innenpolitik einzumischen - erneut über die Frage Iran - , indem er eine Einladung der Republikaner zu einer Rede vor dem Kongress annahm, über die das Weiße Haus protokollwidrig nicht vorab informiert wurde, auf ihn zurückschlagen könnte.

Wirtschaftspolitisch betrieb Netanjahu eine Freimarktpolitik à la Margaret Thatcher, indem er israelische Mischkonzerne zerschlug und die zahlreichen Staatsunternehmen privatisierte. Das Ergebnis waren rasant steigende Arbeitslosigkeit und Inflation. In einem neueren Bericht über die Wirtschaft in Israel heißt es:
»Trotz High-Tech, Medizin und guter Ausbildung ist der Lebensstandard in Israel seit den 1970er Jahren im Vergleich zu den führenden westlichen Ländern gesunken, was nur dazu dienen wird, die Auswanderung zu verschlimmern.«
Ultraorthodoxen Juden, die für die Bildung von Netanjahus Koalitionsregierung entscheidend waren, wurden als Gegenleistung für die Besetzung palästinensischen Landes enorme wirtschaftliche Zugeständnisse gemacht. In Israel arbeiten 50 Prozent der ultraorthodoxen Haredim aus verschiedenen Gründen nicht, was dem Staat die Kosten für den Unterhalt aufbürdet und ihm wachsenden Ärger von den Nicht-Haredim-Israelis einbringt.

Am 7. März, unmittelbar nach Netanjahus vielkritisierter US-Rede über den Iran, demonstrierten mehr als 40 000 Menschen auf dem Rabin-Platz in Tel Aviv für einen Wechsel der Regierung. Bemerkenswert war die Rede von Meir Dagan, dem früheren Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad. Dagan (70), der Netanjahu offen aufgefordert hatte, seine US-Reise abzusagen, wenn er keine Verschlechterung der israelisch-amerikanischen Beziehungen riskieren wollte, griff Netanjahu erneut an:
»Wir haben einen Regierungschef, der nur einen Feldzug kämpft - den Feldzug für sein eigenes politisches Überleben. Im Namen dieses Krieges führt er uns in einen bi-nationalen Staat und an das Ende des zionistischen Traums.«
Als Reaktion auf die Demonstration gab Netanjahus Likud-Partei eine Erklärung ab, in der es hieß: »Nur eine Regierung Netanjahu kann eine Atommacht Iran und die Errichtung eines ›Terrorstaats‹ auf der Westbank verhindern.« Die Wahlen finden am 17. März statt und könnten den Lauf der Welt in den nächsten Wochen beeinflussen, zum Besseren oder zum Schlechteren.