Während via den Medien gejammert wird, dass es zu wenige Fachkräfte gäbe, arbeiten immer mehr Menschen in Deutschland nur noch auf zeitlich befristeter Basis und mit Billiglöhnen. Gleichzeitig jammert man über zu wenige Azubis, gibt jedoch schon den Hauptschülern nicht einmal eine Chance. Der deutsche Arbeitsmarkt ist inzwischen nur noch purer Wahnsinn.
Arbeitsmarkt, job finden
Auch wenn die geburtenstarken Jahrgänge inzwischen ins Rentenalter kommen und der Nachwuchs längst nicht mehr so zahlreich ist wie früher, so zeigt sich der deutsche Arbeitsmarkt absolut nicht von der Seite, wie man es sich erwarten würde: Normalerweise müsste es gemäß den marktwirtschaftlichen Regeln von Angebot und Nachfrage so sein, dass Arbeitskräfte mit besseren Konditionen als früher angelockt werden. Doch anstatt guter Löhne und Vergünstigungen in jenen Branchen, die aufgrund schwieriger Arbeitsbedingungen weniger attraktiv sind, setzt man auf die Jammerschiene und billige Importarbeitskräfte.

Das Motto auf dem deutschen Arbeitsmarkt scheint zu lauten: Gesucht werden junge, gut ausgebildete Arbeitskräfte, die für einen Hungerlohn auch noch mit zeitlich befristeten Arbeitsverträgen schuften. Ältere Fachkräfte sind nämlich zu teuer und wenn man selbst ausbildet, müssen schon mindestens Realschüler und besser noch Gymnasiasten her. Auch wenn selbst Hauptschüler mit mittelmäßigen Zensuren und etwas (handwerklichem) Geschick die Ausbildung locker meistern können.

Inzwischen ist es jedoch so, dass die meisten Medien ohne zu hinterfragen Meldungen publizieren, welche die Realität nur verzerrt wiedergeben. Der Nachrichtensender n-tv titelt beispielsweise mit "Arbeitskräfte gesucht: Deutsche Betriebe auf Zuwanderung angewiesen". Nur einen Monat vorher hieß es noch: "Über dem EU-Durchschnitt: Deutsche Arbeitskosten gehen hoch", um damit die Billiglohnpolitik zu rechtfertigen. Nimmt man das Gesamtbild her, so lautet der unverhohlene mediale Tenor: Wenn ihr Deutschen überhaupt noch eine (wenngleich auch mickrige) Rente bekommen wollt, dann akzeptiert gefällig unseren Wunsch nach Billiglöhnern aus dem Ausland. Dass diese Menschen dann natürlich auch einen wohlverdienten Anspruch auf Rente haben, interessiert dann niemanden mehr. Ebenso der Umstand, dass die steigenden Unternehmensgewinne ja auch nicht den Rentenkassen zugute kommen. Ergo: Schlussendlich bekommt niemand mehr eine brauchbare Rente, aber in den nächsten Jahren kann man noch ordentlich Geld scheffeln.

In der Gesamtheit betrachtet, befindet sich der Arbeitsmarkt in der Bundesrepublik zudem in einem gefährlichen Teufelskreis: Der fehlende Nachwuchs könnte zumindest mittelfristig zumindest dadurch ausgeglichen werden, indem man ein familienfreundliches Arbeitsumfeld schafft. Wer nur zeitlich befristet einen Job findet der auch noch mies bezahlt ist, überlegt es sich beispielsweise mit dem Kinderwunsch doch zwei Mal. Angesichts des stetig ansteigenden Anteils an befristeten Arbeitsverträgen - 1997 waren noch 34 Prozent der neuen Arbeitsverträge befristet, 2014 waren es dann schon 42 Prozent - fehlt schon einmal der Sicherheitsaspekt.

Finanziell sieht es nicht besser aus: Waren 1996 noch 67 Prozent der Betriebe tarifgebunden, so sank der Anteil bis 2010 auf 52 Prozent. Bei den Beschäftigten selbst sank der Anteil jener die nach Tariflöhnen bezahlt wurden in Westdeutschland von 76 (1998) auf 60 (2012) Prozent, in den neuen Bundesländern gar von 63 (1998) auf 48 (2012) Prozent. Dementsprechend negativ fällt auch die Lohngestaltung bei vielen Arbeitnehmern aus, selbst wenn einige Betriebe trotz fehlender Tarifverträge auf dem selben Niveau bezahlen.

Indessen wird bei den Arbeitslosenzahlen getrickst und getäuscht: Großspurig wird davon gesprochen und geschrieben, dass sich die Arbeitslosigkeit auf einem rekordtiefen Niveau befände. Im März 2015 lag die offizielle Zahl der Arbeitslosen bei 2.931.505 Personen. Laut der Linkspartei kommen jedoch noch 814.174 Personen dazu, die sich in diversen Maßnahmen befinden. Das sind 3.745.679 Menschen gesamt. Darunter gibt es genügend Fachkräfte, die jedoch vor allem ab 40, 45 Jahren zumeist als "zu teuer" gelten und kaum eine Chance auf eine Anstellung haben. Da wird lieber wegen dem "Fachkräftemangel" gejammert, wobei jedoch eben "Billiglohnkräfte" gemeint sind.

Als Fazit bleibt nur noch die Feststellung, dass das aktuelle Wirtschaftssystem für die breite Masse der Menschen kaum positive Seiten hat. Während nämlich bei der Bevölkerung im Land selbst (siehe Schlagzeilen á la "Hauptschüler bekommen keine Lehrstellen") ein massiver Selektionsdruck herrscht, setzt "die Wirtschaft" zunehmend auf möglichst günstige Arbeitnehmer aus Ost- und Südeuropa, die dann hierzulande auch noch massivst ausgebeutet werden. So schafft man sich ein doppeltes Prekariat (Hartz-IV-Empfänger auf der einen, Billiglöhner auf der anderen Seite) und gleichzeitig trotzdem noch ein Wachstum. Die Masse wirds schon richten. Ergo: Der deutsche Arbeitsmarkt ist ein Wahnsinn weil das ganze System von vorne bis hinten krankt.