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© Luftphilia / flickr (cc) Wäre der gekaufte Titel ein Grund zu feiern?
Seitdem man weiß, dass bei der akademischen Karriere des Skandalpolitikers zu Guttenberg auch eine Millionenspende an die Universität Bayreuth im Spiel war, regt sich nun auch bei anderen Hochschulen eine bisher nicht gekannte Begehrlichkeit.

Was ist schon dabei, sagte sich manch ein Uni-Rektor in privater Runde, wenn man gleich gegen Bezahlung einen bestimmten Doktortitel zur Verfügung stellte, der in Hochschulkreisen sowieso nicht ganz ernst genommen wird. Klamm sind die Unis sowieso und den blühenden Handel mit ausländischen Titeln können sie ohnehin nicht unterbinden, obwohl der Titelhandel in Deutschland verboten ist.

Die Affären Guttenberg, Schavan und anderer könnten auf diesem heiklen Sektor ein neues Zeitalter eingeläutet haben, so dass vielleicht schon bald auch jene eine zweite Chance bekommen, die es auf dem normalen, steinigen Weg nicht bis ganz nach oben geschafft haben. Das Thema wird auch in akademischen Zirkeln in Erlangen und Nürnberg kontrovers diskutiert, seitdem es in überregionalen Medien publik gemacht wurde. In einem Spiegel-Interview formulierte Prof. Köttering aus Hamburg seine klare Vorstellung, die dennoch erstaunt: "Man schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Wir befriedigen die Begehrlichkeit von Leuten, die ohne Titel nicht sein können, zugleich ist es eine gute Möglichkeit Geld einzuwerben, damit wir die Grundsicherung finanzieren können."

Ganz billig gibt’s natürlich auch einen solchen Titel nicht. Wer sich für das Hamburger Angebot interessiert, muss für die Ehre immerhin 50.000€ ausgeben. Dafür erhält der dann den Titel "Dr. p.c.", der sogar in den Pass eingetragen werden kann, was bei käuflichen Titeln aus der Karibik und aus Quagadougou (Burkina Faso) nicht möglich ist. Die kleine Schwäche versteckt sich hinter dem Anhängsel "p.c.", das untrennbar mit dem alles entscheidenden Kürzel "Dr." verbunden ist. Für den Experten ist dadurch schnell erkennbar, dass es sich hier um einen Titel handelt, der "des Geldes wegen" (pecuniae causa) verliehen wurde. Vielen ist das unangenehm, und sie versuchen dann doch lieber, auf normalem Wege zu ihrem Titel zu kommen. Andere wiederum sehen die Nähe zu dem berühmten "Dr. h.c.", der immerhin schon tausendfach an honorige Personen ehrenhalber verliehen wurde.

Ein teures Anhängsel

Hamburg war schon immer ein Geheimtipp für Leute, die den etwas anderen Weg suchten um Versäumtes nachzuholen: zum Beispiel das Abitur. Wer im Gymnasium hängen blieb, konnte hier an der Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP) in 14 Tagen die "Hochschulreife" erwerben. Es war allerdings ein abgespecktes Abitur, das in den ersten Semestern nur zum Studium an der HWP berechtigte. Immerhin! Auch einige Kandidaten aus Franken nutzten beherzt diese Gelegenheit. Ein früherer SPD-Star, der beinahe Kanzler geworden wäre, brachte es auf diese Weise vom Maschinenschlosser zum Politologen. Natürlich war er der Vorzeige-Absolvent, so wie der Doktorand Guttenberg damals in Bayreuth. Die Möglichkeit eines Blitz-Abiturs gab es kurze Zeit noch an der linkslastigen Uni in Bremen, wo vielfach aus gescheiterten Abiturienten am Ende doch noch tüchtige Ärzte wurden. Die HWP in Hamburg ist seit kurzem kein Geheimtipp mehr, denn sie ging im "normalen" Uni-Betrieb auf. Stattdessen gibt es jetzt bald ganz offiziell die Doktortitel gegen Bezahlung, die den Vorteil haben, dass man sich hinterher garantiert nicht mehr mit Plagiatsvorwürfen herumärgern muss.