Ein Traktorist hat bei Hohenfelden einen frischen Erdfall entdeckt. Er konnte gerade noch rechtzeitig bremsen.
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© Sabine Brandt Das Loch im Oberen Buntsandstein, der nordwestlich von Hohenfelden vorkommt, ist Teil einer größeren Spalte.
Hohenfelden. Das hätte ins Auge gehen können - beziehungsweise in die Tiefe: Der Mitarbeiter der Agrargenossenschaft Bad Berka, der mit dem Abmulchen eines Feldes bei Hohenfelden beschäftigt war, hätte bloß im falschen Moment in die falsche Richtung schauen müssen, dann wären er und sein Traktor womöglich vom Erdboden verschluckt worden. Das Loch, das sich vor ihm in der mit einer Blühmischung bestellten Grünfläche auftat, hat zwar nur eine Öffnung von etwa 90 Zentimeter. Aber keine dreißig Zentimeter tiefer gähnt ein breiter, sich nach unten ausweitender dunkler Schlund. Viereinhalb Meter tief ist der frische Erdfall. An einer seiner Innenwände lässt sich erkennen, dass sich der Hohlraum nach Nordwesten hin fortsetzt.

Dass Feldarbeiten von einem sich plötzlich auftuenden Erdfall unterbrochen werden, ist Bernd Schneider noch nie untergekommen. Zwar kennt der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Bad Berka derartige Löcher aus der Gegend um Tonndorf. Aber die sind alle seit Ewigkeiten bekannt. „Ich bin wirklich froh, dass niemandem etwas passiert ist.“

„Ihre Leute haben sich in dieser Situation genau richtig verhalten“, lobt Frank Hühne. „Sie haben die Stelle markiert und abgesperrt und sich mit uns in Verbindung gesetzt.“

Hühne ist Diplomgeologe; er steht in Diensten der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG). Zusammen mit seinem Kollegen Sebastian Karl war er gestern in Hohenfelden, um den Erdfall zu untersuchen, auszuloten und zu vermessen, um die Daten in einem sogenannten Subrosions-Kataster zu erfassen.

Hühne vermutet, dass das Loch von Hohenfelden Teil einer unterirdischen Spalte ist. Der Boden besteht hier aus Oberem Buntsandstein, dem Röt. Das Gestein enthält Gips. Der wiederum ist wasserlöslich. Und in dem Zusammenhang bekommt eine Beobachtung Gewicht, die die Landwirte der Agrargenossenschaft im vergangenen Jahr auf ihren Feldern gemacht haben: die hohe Niederschlagsmenge. Sie könnte das verstärkte Auslaugen des Untergrunds erklären. „Wasser bewegt sich im Untergrund entlang von Störungszonen, also von Brüchen und Spalten.“

20 bis 25 Mal im Jahr rücken Hühne und Karl aus, um Erdfälle in ganz Thüringen zu dokumentieren. In seinem Ausmaß sei das Loch von Hohenfelden noch Mittelklasse, sagt Sebastian Karl. Am Kyffhäuser gibt es Erdfälle mit 100 Meter Breite. Je mehr solche Vorgänge sie erfahren, um so dichter können die Wissenschaftler das Netz an Informationen über die Tragfähigkeit der Thüringer Landschaft knüpfen. „Wir bitten dringend darum, über solche Beobachtungen informiert zu werden.“ Wann sich der große Hohlraum zu bilden begann, lässt sich nicht sagen. Klar ist nur, dass die Decke darüber dünn war. Irgendwann in den vergangenen Wochen muss sie eingesackt sein.


Kommentar: Die Theorien für die Entstehung von Erdfällen lauten immer, dass es ein Hohlsystem darunter gab oder Wasser die Erde ausspülte, doch was ist, wenn durch die Inaktivität der Sonne die Erdrotation sich verlangsamt und sich dadurch die Erde schlichtweg öffnet? Unserer Meinung die plausibelste Erklärung.


Was den Agrargenossen jetzt noch zu tun bleibt? Das Loch mit Lesesteinen zu verfüllen, sagt Bernd Schneider, dem dieser Acker nächstes Jahr aus der Pacht fällt. Hühne empfiehlt, „lagenweise Material einzufüllen, das sich gut verdichten lässt“. Unterirdische Hohlräume gibt es viele. Wann sie aufbrechen, lässt sich weder zeitlich noch räumlich vorherbestimmen, sagt Hühne. „Das ist ein bisschen wie Russisches Roulette.“ Anhand der Daten können die Geologen aber zumindest Landschaftsbereiche ausweisen, in denen Erdfall-Gefahr besteht.