Wer die Entwicklungen auf der globalen Bühne verfolgt, hat sicherlich registriert, dass China seit etwa einem halben Jahr im Mittelpunkt maritimer Konflikte und Streitigkeiten steht.

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Seinen Anfang nahm alles im laufenden Jahr mit der Veröffentlichung von Satellitenaufnahmen. Darauf war offenbar zu sehen, wie die Chinesen auf einer neu aufgeschütteten Insel im Südchinesischen Meer eine Start- und Landebahn errichten. Sie wäre mit drei Kilometern Länge für Militärflugzeuge geeignet.

Die Bilder aus der heftig umstrittenen Region lösten scharfe Proteste aus. Die USA und ihre Verbündeten warfen China vor, die Seegrenzen verschieben zu wollen und auf Kosten der regionalen Sicherheit seinen maritimen Einfluss auszuweiten.

China wies die Anschuldigungen vehement zurück und verwies darauf, dass im Fall der Spratly-Inseln auch andere Nationen auf ähnliche Weise Territorialansprüche erhoben hätten.

Die Situation eskalierte, als die chinesische Luftwaffe ein amerikanisches Spionageflugzeug bedrohte. Washington erinnerte Peking daraufhin, dass auf »Sandburgen« platzierte Artillerie die US Navy gewiss nicht davon abhalten werden, dorthin zu segeln, wo immer sie segeln wolle, und zwar wann sie wolle.

Der »Konflikt« schwächte sich ab, nachdem Propagandabemühungen Pekings der ganzen Angelegenheit eine humorvolle Note gaben. Seit vergangener Woche steht China nun allerdings wieder erneut im Rampenlicht, nachdem Japan Peking praktisch Erdgasdiebstahl vorwarf. Die Chinesen hätten Bohrinseln zu nah an einer Demarkationslinie positioniert, die die ausschließlichen Wirtschaftszonen der beiden Länder trennt, so die Anschuldigung aus Tokio.

Für die jüngsten Hochsee-Abenteuer Chinas wenden wir uns an Reuters, wo es heißt, dass sich Washington und Peking wegen der Spratly-Inseln wieder gegenseitig an die Gurgel gehen. Nur ist es zur Abwechslung dieses Mal China, das den USA vorwirft, die Region zu militarisieren:
»Die Vereinigten Staaten würden das Südchinesische Meer ›militarisieren‹, indem sie dort patrouillierten und mit anderen Nationen Militärmanöver abhielten, warf am Donnerstag Chinas Verteidigungsministerium den USA vor. Damit verschärft sich der Ton im Vorfeld einer wichtigen regionalen Sicherheitskonferenz, die kommende Woche in Malaysia stattfindet.

China ist aufgebracht über Vorstöße der amerikanischen Marine und Luftwaffe in Gewässer, die China für sich beansprucht. Empört war man in Peking auch darüber, dass der amerikanische Marineadmiral Scott Swift erklärte, er habe sich an einem routinemäßigen Überwachungsflug beteiligt.

Zu regionalen Verbündeten wie den Philippinen, die ebenfalls Ansprüche auf Teile des Südchinesischen Meers erheben, haben die USA ihre militärischen Beziehungen intensiviert. Das reicht bis hin zu gemeinsamen Truppenübungen.

Die Vereinigten Staaten würden die ›Bedrohung durch China‹ hochspielen und versuchen, einen Keil zwischen China und andere Länder mit Territoriumsansprüchen zu treiben, sagte Yang Yujun, Sprecher des chinesischen Verteidigungsministeriums.

›China ist höchst besorgt darüber, dass die Vereinigten Staaten die Militarisierung der Region Südchinesisches Meer so vorantreiben‹, sagte er. ›Was sie da treiben, lässt einen wundern, ob sie unbedingt Chaos stiften wollen.‹«
In der Tat, das »lässt einen wundern«, und zwar bei sehr vielem, was Washington außenpolitisch so treibt (vor allem im Nahen Osten). Bei diesem Thema allerdings glauben wir, die Gründe sind eine Mischung aus Neugier und zwanghaften Reflexen des Pentagons.

Egal was Peking sagt: Man will China unbedingt beweisen, dass man in der Region fliegen, segeln und Truppenübungen abhalten wird, so viel man will. Und sei es nur, um Xi Jinping zu ärgern.

Aber noch ist die Atmosphäre nicht völlig vergiftet. Wie Reuters weiter schreibt, hat China überhaupt keine Probleme damit, wenn »gewisse amerikanische Vertreter zivile Flüge über das Südchinesische Meer nehmen, um dessen Schönheit genießen zu können«.