Die tschechischen Behörden markierten ankommende Flüchtlinge mit einer Nummer direkt auf der Haut. Nach einem Vergleich mit „Nazi-Vernichtungslagern“ hat sich das Innenministerium gerechtfertigt. Das sei keine übliche Herangehensweise, hieß es auf der Internetseite des Ministeriums.
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„Die veröffentlichte Aufnahme zeigt keine standardisierte Herangehensweise der tschechischen Polizei. Diese Methode wurde aus der Zeitnot heraus angewendet, unter der die Polizei an dem Tag arbeiten musste. Wir wollten vor allem vermeiden, dass Kinder in der großen Menschenmenge von ihren Eltern getrennt werden“, heißt es in der Mitteilung des Innenministeriums.

Zuvor hatten tschechische Medien ein Foto veröffentlicht, auf dem eine Polizistin zu sehen war, die mit einem blauen Stift Zahlen auf die Hände von Kindern schrieb. Das Bild wurde den Angaben zufolge in der Nacht zum Dienstag am Bahnhof Breclav im Südosten des Landes an der Grenze zu Österreich aufgenommen. An dem Tag hatte die Polizei mehr als 200 überwiegend syrische Flüchtlinge aufgegriffen, die in Budapest Züge in Richtung Deutschland gestürmt hatten.

Die Aufnahme rief über die Landesgrenzen hinaus Empörung hervor. „Wie die Nazis in den Konzentrationslagern“, schrieb ein Nutzer am Mittwoch auf Twitter. Auch die Jüdische Gemeinde in Rom bezeichnete diese Handlung seitens der tschechischen Behörden als völlig inakzeptabel.

„Das ist ein Bild, das wir nicht ertragen können, das die Vorgehensweise am Eingang der Nazi-Vernichtungslager in Erinnerung ruft, als Millionen von Männern, Frauen und Kindern wie Tiere mit einer Nummer markiert wurden, um dann zum Sterben geschickt zu werden“, sagte Gemeinde-Präsidentin Ruth Dureghello laut der Nachrichtenagentur Ansa.

Daraufhin erklärte das Innenministerium am Donnerstag auf seiner Internetseite: „Auf Grundlage der Konsultationen mit dem Polizeipräsidenten der Tschechischen Republik werden heute die Regeln präzisiert, damit es nicht mehr zu solchen Situationen kommt.“

Dem Ministerium zufolge erfüllt das Land alle Verpflichtungen, die durch das internationale Recht und das EU-Recht vorgesehen sind. „Tschechien ist sich des Ausmaßes der aktuellen Migrationswelle bewusst, und die Institutionen des Landes führen ihre Aufgaben so aus, damit alle Verpflichtungen gründlich erfüllt werden“, so das Innenministerium weiter.