Klinikclowns heitern Kinder auf, aber können sie die kleinen Patienten dadurch gesund machen? Eine Studie will dies herausfinden.
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© Jens Büttner / dpa
Greifswald. Klinikclowns bringen Kinder zum Lachen, doch machen sie diese damit auch gesund? Wissenschaftler der Universitätsmedizin Greifswald und der Humboldt-Universität Berlin starten am Donnerstag eine gemeinsame Studie, in der die Effekte der Klinikclowns auf Wohlbefinden und Heilungserfolg bei Kindern untersucht werden sollen. Dazu wurden spezielle Fragebögen für die kleinen Patienten, Pfleger, Ärzte und Eltern entwickelt, sagte der Direktor der Greifswalder Kinderchirurgie, Winfried Barthlen. Zudem erfassen die Forscher auch das "Glückshormon" Oxytocin im Speichel der Kinder - vor und nach der Clowntherapie.

Nach Angaben der Stiftung "Humor hilft heilen" des Mediziners und Kabarettisten Eckart von Hirschhausen ist die Wirkung des Lachens auf kranke Menschen noch viel zu wenig erforscht und wird zudem auch unterbewertet. Die Stiftung selbst untersucht zusammen mit einer Brandenburger und einer Stuttgarter Klinik, wie Clowns die Gesundwerdung von älteren Schlaganfallpatienten sowie Herzpatienten befördern.

"Jeder Arzt und jeder Pflegekraft kennen aus eigener Anschauung die heilsame Wirkung von Hoffnung, von guter Stimmung und von Lachen", sagte Eckart von Hirschhausen. Wissenschaftlich sei es bei den vielen Einflussfaktoren und verschiedenen Krankheitsverläufen sehr aufwendig, das im Einzelfall zu belegen. Umso lobenswerter sei der Vorstoß der Greifswalder Kinderchirurgen, auch mit Laborwerten, Hormonen und psychologischen Tests mehr darüber herauszufinden. An der Greifswalder Studie ist die Stiftung nicht direkt beteiligt, begleitet die Studie aber.

Neben den Fragebögen setzen die Forscher der Klinik für Kinderchirurgie in Greifswald und des Instituts für Psychologie, Sozial- und Organisationspsychologie der Humboldt-Universität Berlin auf biochemische Daten, indem sie die Oxytocin-Konzentration messen. Die Forscher erwarten aus der Studie erste Rückschlüsse darauf, ob und wie die Spaßmacher den Heilungserfolg befördern, ob sie beispielsweise Einfluss auf die Krankenhausdauer oder den Schmerzmittel-Einsatz haben. Untersucht wird auch, ob Klinikclowns auch den Eltern der kranken Kinder guttun und ob sich dies wiederum positiv auf die kleinen Patienten auswirkt.

In den kommenden Monaten werden 48 kleine Patienten der Greifswalder Kinderklinik zwischen 5 und 12 Jahren in die Studie einbezogen, wie Barthlen sagte. 24 von ihnen erhalten parallel zur medizinischen Standardtherapie eine Clowntherapie, die andere Hälfte nicht. "Wenn Klinikclowns wirklich den Kindern gut tun und sie den Klinikalltag für die kleinen Patienten erleichtern, dann sollten sie auf Kinderstationen ein fester täglicher Bestandteil des pflegerischen und ärztlichen Teams sein", sagte Barthlen. Dazu sei es notwendig, mit exakten wissenschaftlichen Methoden in einer kontrollierten Studie die Wirksamkeit der Clowntherapie nachzuweisen.

Die Wirkung von Lachen und Humor auf das Wohlbefinden ist nach Angaben von Hirschhausen noch viel zu wenig untersucht. "Ich träume davon, dass es in einer Generation gelingen wird, die Humorforschung in eine anerkannte Wissenschaft überführt zu haben, mit mehreren Lehrstühlen in Deutschland, als Inhalt in allen medizinischen und therapeutischen Berufen, und mit Partys, wo man sich schämt, wenn man Jurist, Verwaltungsdirektor oder Steuerberater ist", sagte der Mediziner.


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Nach Angaben der Stiftung "Humor hilft heilen" ist die Klinikclown-Szene in Deutschland mit aktuell 50 bis 60 Clownsvereinen stark im Wachsen. Die Stiftung schätzt, dass es rund 500 Klinikclowns gibt. "Ziel der Stiftung ist es, dass jede Klinik und jede Alterseinrichtung den Humor so ernst nimmt, dass sie ihm einen festen Platz im Alltag einräumen", sagte eine Sprecherin der Stiftung "Humor hilft heilen".

(dpa)