Archäologen haben unter dem Fußboden eines Gewölbekellers in Schmalkaldens Innenstadt eine mittelalterliche Mikwe entdeckt.

Thüringen Mittelalterliches jüdisches Ritualbad entdeckt
© TLDA/M. Seifert
Das jüdische Tauchbad zur rituellen Reinigung stammt wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert, frühestens dem späten 16. Jahrhundert, sagte der Gebietsreferent Südthüringen des Landesdenkmalamtes, Mathias Seidel. Zu dieser Zeit lebten die meisten Juden in der Stadt. Die Kellermikwe könne auch durchaus älter sein. Die Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen. Nahe der Mikwe stand in der Judengasse die zu Beginn des 17. Jahrhunderts erbaute und 1938 zerstörte Synagoge. Die Schmalkalder Mikwe besteht aus zwei unterschiedlich großen, sorgfältig hergestellten Wasserbecken, die durch ein Holzrohr miteinander verbunden sind. Die gut versteckte Mikwe ermöglichte den Juden, abgeschottet vor neugierigen oder feindseligen Blicken Ritualen nachzugehen, sagte Seidel. Die rituelle Reinigung war etwa nach der Berührung von Toten vorgeschrieben. Frauen mussten das Bad vor der Hochzeit und nach einer Entbindung nehmen, Männer etwa vor dem Sabbat.

In Thüringen gibt es Mikwen auch in Erfurt sowie in Sondershausen. Letztere könnte laut Seidel aus dem 13./14. Jahrhundert stammen.

dpa