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Erste resistente Fälle des Bakterium entdeckt

Hunderttausende Menschen in Großbritannien könnten bereits mit einer neuen sexuell übertragbaren Krankheit infiziert sein. Das hierfür verantwortliche Bakterium wird als Mycoplasma genitalium (MG) bezeichnet. Die Infektion ist nur durch sehr wenige Symptome zu erkennen und wird durch sexuellen Kontakt übertragen.

Schätzungen zur Folge sind bereits ein Prozent aller Menschen in Großbritannien im Alter zwischen 16 und 44 Jahren mit MG infiziert. Die langfristigen Auswirkungen der Krankheit können Hodenschmerzen, Unterleibsschmerzen, Entzündungen der Harnröhre oder des Muttermundes und bei Frauen auch Blutungen nach dem Sex umfassen. Aber bei den meisten infizierten Menschen treten laut einer neuen Studie überhaupt keine Symptome auf. Die Wissenschaftler vermuten das MG große Auswirkungen auf entzündliche Erkrankungen des Beckens, Unfruchtbarkeit und Eileiterschwangerschaften hat.

Die Krankheit wurde eigentlich schon vor mehr als 30 Jahren entdeckt. In der neusten Studie zu diesem Thema wurde nun festgestellt, dass mittlerweile schon einige Fälle von Arzneimittel resistenten MG aufgetreten sind. Die Ergebnisse der Untersuchungen wurden im International Journal of Epidemiology veröffentlicht.

Krankheit tritt oft ohne Symptome auf

Der Mediziner Dr. Nigel Field von „Public Health England“ (PHE) erklärte, dass es nun weitere Beweise gebe, die helfen würden MG als eine sexuell übertragbare Krankheit einzustufen. Diese Theorie wurde verstärkt durch die Tatsache, dass zweihundert 16 bis 17-Jährige, die weder vaginal, anal oder oral Sex hatten, keine MG-Infektionen aufwiesen. Besorgniserregend sei, dass mehr als 90 Prozent aller infizierten Männer und mehr als die Hälfte aller erkrankten Frauen keine Symptome aufweisen, sagte der Forscher in einer Stellungnahme.

Es sei vielleicht möglich, dass MG nicht in allen Menschen ausbricht, die durch den Erreger infiziert wurden. Zum jetzigen Zeitpunkt sind Labortests von MG noch nicht weit verbreitet in Großbritannien. Der Mediziner fügte hinzu, dass „weitere Forschungen zu den klinischen Folgen von MG-Infektion durchgeführt werden müssten.“ Die gewonnenen Ergebnisse könnten dann helfen, „ein mögliches Screening für die Infektion oder sogar ein Gegenmittel zu entwickeln.“

Schneller Anstieg sexueller Krankheiten in Großbritannien

Die jüngsten Zahlen von „Public Health England“ zeigen einen schnellen Anstieg von einigen sexuell übertragbaren Krankheiten. So gab es beispielsweise bei Gonorrhoe einen Anstieg um 19 Prozent und bei Syphilis betrug der Anstieg sogar 33 Prozent. In Großbritannien wurden letztes Jahr fast 35.000 Fälle von Gonorrhoe gemeldet. Diese Krankheit ist die zweithäufigste bakterielle sexuell übertragbare Infektion nach Chlamydien. Wie bei allen sexuell übertragbaren Krankheiten könnten das Verwenden von Kondomen und eine Verringerung des sexuellen Risikoverhaltens helfen, die Ausbreitung der Infektion einzudämmen. So war die Infektionsrate viel höher bei Menschen, die mehr als vier Sexualpartner im letzten Jahr hatten. Unter diesen Umständen erhöhte sich die Rate der Infektion bei Männern auf 5,2 Prozent und auf 3,1 Prozent bei Frauen.

Bei der Mehrzahl der Teilnehmer, die positiv auf MG getestet wurden, konnten keine Symptome im letzten Monat beobachtet werden. Mehr als die Hälfte aller infizierten Frauen haben keine erkennbaren Symptome, aber bei Frauen mit Symptomen sind Blutungen nach dem Sex sehr häufig. Diese Erkenntnisse legen nahe, dass es ein Fehler wäre nur die Erkrankten mit Symptomen zum Zweck der Studie zu untersuchen. So würden die Forscher die Mehrzahl an MG Erkrankungen nicht bemerken, erklärte Dr. Pam Sonnenberg, Hauptautorin der Studie. Sie fügte hinzu, dass weitere Forschung notwendig sei, „um die klinischen Auswirkungen der Infektion und mögliche längerfristige Komplikationen zu verstehen.“

(as)