Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will notfalls auch allein agieren: Er hat die Armee in Alarmbereitschaft versetzt und die UN darüber verständigt. Denkbar wäre ein Einmarsch nach Syrien mit einer Bodentruppe aus turkmenischen Söldnern.

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Die Türkei hat am Dienstagnachmittag einen Brief an die UN gesandt. Darin beschreibt sie, dass der IS eine Gefahr für die Türkei darstelle. Der IS habe - ausgehend vom syrischen Boden - mehrere Angriffe und Anschläge auf die Bevölkerung der Türkei durchgeführt. Die syrische Regierung sei nicht fähig, diese Angriffe von ihrem Boden aus zu verhindern. Gemäß dem Artikel 51 der UN-Charta werde die Türkei alles unternehmen, um die Sicherheit der Türkei zu gewährleisten. Der Artikel 51 betont das Recht auf Selbstverteidigung. Nach Informationen von Haberturk soll Erdogan die türkische Armee in Alarmbereitschaft versetzt haben. „Das Leben unserer Bürger und unsere Grenzen ist in Gefahr. Wenn es unsere nationale Sicherheit erfordert, werden wir notfalls allein handeln“, so Erdogan. Der türkische Staatschef hatte zuvor in einer Rede gesagt, dass Russland unter dem Deckmantel der IS-Bekämpfung Zivilisten, insbesondere Turkmenen, umbringe.


Kommentar: Wo sind die Beweise?


Diese Rhetorik deutet darauf hin, dass die Türken einen Einmarsch nach Syrien mit Söldnern planen. Die Turkmenen dienen ihnen hier als Vorwand - denn tatsächlich hatte diese Gruppe weder mit den Russen noch mit der syrischen Regierung jemals ein Problem.


Der turkmenische Anwalt Ali Öztürkmen sagte kürzlich in einem Interview, dass der Hauptfeind der Turkmenen der IS sei: „Als die Turkmenen in Rakka und Aleppo vom IS massenweise umgebracht wurden, hat es keinen interessiert. Nun wird behauptet, dass die Regierungskräfte die Turkmenen umbringen würden. Das stimmt aber nicht.

Öztürkmen hatte der türkischen Zeitung Aydinlik gesagt, dass die syrische Armee und Russland es nicht auf die Turkmenen abgesehen hätten. „Die Turkmenen leben mehrheitlich in den Gebieten, die von der syrischen Armee kontrolliert werden. In den restlichen Gebieten, die bombardiert werden, befindet sich die Al-Nusra-Front. Die turkmenischen Verbände befinden sich nicht in diesem Gebiet.

In den Reihen der syrischen Armee befinden sich zahlreiche hochrangige Personen der turkmenischen Minderheit, die sich trotz ihrer türkisch-ethnischen Herkunft mit dem syrischen Staat identifizieren. Deshalb gelten sie als besonders loyal. Sogar der ehemalige Verteidigungsminister Hasan Turkmani war Turkmene. Er starb im Jahr 2012 bei einem IS-Anschlag.

Im vergangenen Jahr eroberte der IS mehrere Dörfer der Turkmenen. Die Männer wurden ermordet und die Frauen auf dem Sklavenmarkt verkauft, berichtet das Nachrichtenportal T24. Aufgrund ihrer ethnischen Herkunft sind die Turkmenen besonders verhasst beim IS, da der IS spirituell dem Wahabismus angehört. Der Wahabismus wurde im 19. Jahrhundert als reaktionäre religiöse Strömung gegen das Osmanische Reich und gegen die Türken gegründet.


Kommentar: Halten wir also fest:

Die Turkmenen bekämpfen den IS und für den IS sind die Turkmenen der Feind. Gleichzeitig befinden sich keine Turkmenen dort wo Erdogan behauptet, dass die Russen "die Turkmenen bombardieren".

Wen oder was will Erdogan dann dort unterstützen bzw. bekämpfen? Vielleicht hat Putin ja Recht: Und von wem wird Erdogan unterstützt?

Am Dienstagabend hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit US-Präsident Barack Obama telefoniert. Beide sähen die Notwendigkeit zur Deeskalation und zur Schaffung von Mechanismen, um die Wiederholung solcher Vorfälle zu vermeiden, teilte die Präsidentschaft in Ankara mit. Obama habe in dem Telefonat betont, dass das Recht der Türkei zur Verteidigung seiner Souveränität „von den USA und der Nato unterstützt“ werde.