Trotz verschiedener Studien, die zeigen, dass Monsantos Herbizid krank machen kann, scheint der Unkrautvernichter erneut eine Zulassung zu erhalten.
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Monsantos Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat (z. B. Roundup oder Glyfos) ist wieder da. Erst schien es, als könnte dem giftigen Stoff die Zulassung entzogen werden, da die WHO im Mai 2015 eine Studie veröffentlichte, in der sie Glyphosat als krebserregend und somit potenziell tödlich für Mensch, Tier und Umwelt einstufte. Monsanto aber erzielt jährlich rund zwei Milliarden US-Dollar Umsatz mit dem Gift - Grund genug, um die Gegner mundtot zu machen, leider vorerst mit Erfolg. Denn die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit und das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung entschieden nun, dass Glyphosat keineswegs krebserregend sei.

Streit um Monsantos Herbizid Glyphosat

Weltweit gehören Pestizide mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat zu den am meisten verwendeten Pflanzenschutzmitteln, und zwar sowohl in der industriellen wie auch in der privaten Landwirtschaft. Doch die EU-Zulassung diverser glyphosathaltiger Pflanzengifte läuft bald aus - ohne diese dürfen die Mittel nicht mehr verwendet werden.

Alle zehn Jahre muss die Zulassung für Pflanzenschutzmittel innerhalb der EU erneuert werden. Für Glyphosat wäre sie bereits Ende des Jahres 2015 abgelaufen. Aufgrund des heftigen Streits um die Gefährlichkeit des Mittels wurde die Frist jedoch auf Mitte des Jahres 2016 verlängert. Dann wird sich entscheiden, ob Glyphosat weiter in der EU eingesetzt werden darf.

Staatliche Behörden: Die Marionetten Monsantos

Das Einknicken der staatlichen Behörden vor Monsanto ist wieder einmal mehr als erstaunlich, denn hinter den Kulissen scheinen die Beamten den Gewinn des Agrarriesen mehr zu schätzen als das Leben und die Gesundheit der Bürger.

Für Monsanto hängt sehr viel von einer erneuten Verlängerung der Konzession ab, denn auch der Absatz von genveränderten Mais- und Sojasorten steht und fällt mit dem Verkauf des Pflanzengiftes. Schliesslich wurden sie extra für den Einsatz von Glyphosat gezüchtet, nämlich so, dass zwar alle anderen Pflanzen vom Unkrautvernichter getötet werden, nicht aber die genetisch an Glyphosat angepassten Soja- oder Maispflanzen.

Das deutsche Bundesamt für Risikobewertung BfR sichtete - nach eigenen Angaben - hunderte von neuen Studien zum Thema Glyphosat und kam zu einem völlig anderen Ergebnis als die Weltgesundheitsorganisation, die den Unkrautvertilger noch im Mai 2015 als krebserregend einstufte (wir berichteten hier darüber: Glyphosat - Krebserregendes Unkrautvernichtungsmittel). Glyphosat sei laut BfR nun doch nicht krebserregend. Daher könne die Zulassung bis 2025 verlängert werden.


Kommentar: Sie machen es sich wirklich einfach und hoffen anscheinend darauf, dass die Bevölkerung sich für dumm verkaufen lässt.


Zweifelhafte Studien zugunsten Monsantos Herbizid

Doch sind staatliche Behörden nicht in jedem Falle glaubwürdig, wie eine Recherche der Süddeutschen Zeitung ergab. Die Journalisten fanden heraus, dass von den 92 durch das BfR untersuchten "Studien" allein 14 gar keine Studien, sondern nur sog. Letters to the editor darstellen, also wissenschaftliche Leserbriefe an das Fachmagazin Food and Chemical Toxicology. Dabei handelt es sich also nicht um Studien, in denen Glyphosat und sein krebserregendes Potential untersucht worden wäre. Die Autoren der Leserbriefe - die teilweise zu Monsantos Mitarbeiterstab gehörten - kritisierten lediglich jene Studie, in der sich Glyphosat als krebserregend herausgestellt hatte.

Weiterhin konnte - nicht nur durch die Journalisten der Süddeutschen Zeitung, sondern auch durch verschiedene weitere sachverständige Kritiker - festgestellt werden, dass im fraglichen Bericht des BfR ein Drittel der toxikologischen Studien, die Glyphosat eindeutig mit der Schädigung des Erbgutes sowie als Ursache für verschiedene Krebserkrankungen in Verbindung bringen, schlicht nicht beachtet oder völlig falsch analysiert wurden.

Zusätzlich verwundert die plötzliche Geheimniskrämerei, die das BfR im Zusammenhang mit Monsantos Glyphosat an den Tag legt:

Bundesamt für Risikobewertung versucht Risikobericht geheim zu halten

Im Jahre 2013 entschied der Europäische Gerichtshof, dass Daten zur Bewertung von Risiken von Pflanzenschutzmitteln öffentlich zugänglich gemacht werden müssen. Im Falle von Glyphosat hält sich das BfR jedoch nicht daran und begründet die Geheimhaltung damit, geschäftliche Geheimnisse der Glyphosat-Hersteller schützen zu müssen.

Zudem bestünde kein öffentliches Interesse an einer Offenlegung. Demzufolge unterliegt der fragliche Risikobericht Renewal Assessment Report einer Geheimhaltung. Diese aber scheint nur für kritische Stimmen zu gelten, wie der bekannte Gentechnik-Kritiker und langjährige Greenpeace-Mitarbeiter Dr. Christoph Then nach einer Anfrage erfahren musste.

Der Industrie nahestehende Wissenschaftler hingegen erhielten problemlos Zugang zum vollständigen Bericht. Ergo scheint der durch das BfR vorgelegte Risikobericht nicht nur mit Fehlern und Lücken behaftet zu sein, zugleich scheint das Amt eine der Wahrheit dienende Diskussion nicht zulassen zu wollen. Aufgrund derartiger Methoden erscheint es kaum verwunderlich, dass das ganze Zulassungsverfahren massiv in der Kritik steht.

Anhebung des Glyphosat-Grenzwertes geplant

Im Mai 2016 ist nun jedoch nicht nur die Verlängerung der Glyphosat-Zulassung um weitere 10 Jahre geplant. Ausserdem will die EU die bislang zulässigen Grenzwerte um nahezu 70 Prozent anheben - ein übliches Vorgehen, wenn die Schadstoffbelastung der Umwelt und Nahrung immer höher wird. Man kümmert sich nicht um eine saubere Umwelt, sondern schraubt einfach die Grenzwerte nach oben.

Nicht genug also, dass das laut WHO hochgradig krebserregende Gift weiterhin auf unseren Feldern ausgebracht werden soll. Zusätzlich will die EU auch noch eine grossflächige Ausweitung und damit noch mehr Gift erlauben. Angesichts solcher Pläne stellt sich natürlich die Frage, wem genau unsere Behörden verpflichtet sind - einem weltumspannenden Konzern, der um seine Pfründe fürchtet oder ihren um Gesundheit und Leben besorgten Bürgern?

Dass das Bundesamt Forderungen seitens Monsanto kritiklos entgegennimmt und ausführt, zeigte sich bereits in einer denkwürdigen Begebenheit 2012. In diesem Jahr verlangte der Konzern eine Erhöhung der zulässigen Menge an Glyphosat in Linsen um das 100fache - was prompt umgesetzt wurde.

Quellen: