Auf einer Insel im Tschadsee haben sich drei Attentäterinnen in die Luft gesprengt. Ermittler vermuten die islamistische Terrorgruppe Boko Haram hinter den Taten.
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© Philippe Desmazes/AFP/Getty Images
Ein Gendarm neben niedergebrannten Häusern in einer Stadt nahe dem Tschadsee, die die Islamistenmiliz Boko Haram im Februar 2012 angegriffen hatte. In der Region kommt es immer wieder zu Anschlägen.

Bei drei Selbstmordanschlägen auf einer Insel im Tschadsee sind nach Angaben von Sicherheitskräften mindestens 15 Menschen getötet worden, darunter auch die Attentäter. 130 Menschen wurden verletzt. Drei Frauen hätten ihre Sprengsätze auf einem Markt auf der Insel Koulfoua im Tschadsee gezündet, sagte ein Polizeisprecher. Hinter der Tat vermuteten die Behörden die nigerianische Terrororganisation Boko Haram.

Die Regierung des Tschads hatte in der Region im November den Ausnahmezustand verhängt. Mehr als 5.000 Soldaten sind auf den Inseln und in den Dörfern am Tschadsee stationiert.

Der See grenzt an die Staaten Tschad, Nigeria, Niger und Kamerun. Das Gebiet mit seinen dicht bewachsenen Ufergebieten ist ein Rückzugsraum für die Kämpfer von Boko Haram, die im Norden Nigerias einen islamistischen Staat errichten wollen.

In Nigeria selbst teilte der Geheimdienst mit, dass er eine Anschlagsserie in der Hauptstadt Abuja vereitelt habe. Neun mutmaßliche Mitglieder von Boko Haram seien festgenommen worden. Einer von ihnen sei gefasst worden, als er gerade ein Luxushotel ausgespäht habe. Erst am Freitag hatte die US-Botschaft in Nigeria gewarnt, dass Boko Haram möglicherweise Anschläge auf Hotels plane, in denen Ausländer absteigen.

Die Festnahmen ereigneten sich nach Angaben des Geheimdienstes noch im November. Alle neun Verdächtigen seien aus dem Nordosten Nigerias, dem Kernland von Boko Haram, in die Hauptstadt gekommen.

Der seit sechs Jahren andauernde Aufstand der Terrorgruppe hat mehr als 20.000 Menschen das Leben gekostet. Die meisten Anschläge und Angriffe auf Dörfer ereignen sich im Nordosten Nigerias, doch auch in Abuja sowie im Tschad, in Kamerun und im Niger gab es bereits Anschläge oder bewaffnete Angriffe mit Hunderten Toten. Mehrere Länder der Region, darunter der Tschad, haben sich zu einer Koalition gegen die Islamisten zusammengeschlossen.

ZEIT ONLINE, dpa, jr