Der Ölpreis auf dem Weltmarkt ist am Montag auf den tiefsten Wert seit 2009 gefallen. Die Entwicklung steht in direktem Zusammenhang mit der Entscheidung der OPEC, die Fördermengen stabil zu halten und anziehenden iranischen Exporten. Das Fass Erdöl der Sorte Brent kursierte bei 37 US-Dollar, während die US-Sorte WTI auf 35 US-Dollar pro Barrel fiel. Die russische Zentralbank rechnet bei diesem Szenario mit einem Einbruch des Wirtschaftswachstums von bis zu drei Prozent.
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Es gebe „absolut keine Chance“, dass der Iran seine Pläne aufschiebe, sein Öl zu exportieren, auch wenn der Preis weiter fallen sollte, zitierte die Finanznachrichtenagentur Bloomberg Amir Hussein Zamaninia, Irans stellvertretenden Ölminister. Teheran, welches infolge des Mitte des Jahres geschlossenen Atomdeals den Fall weiterer internationaler Sanktionen im Januar 2016 erwarte, beabsichtige, seine Rohölexporte zu verdoppeln, hieß es weiter. Gegenwärtig exportiere das Land 1,1 Millionen Barrel pro Tag.

Die Ölpreise könnten im Laufe des Jahres 2016 auf unter 30 US-Dollar pro Barrel fallen, warnte der russische Finanzminister Anton Siluanow unterdessen.

Der stellvertretende Finanzminister Maxim Oreschkin fügte hinzu, dass Russland bereits jetzt Haushaltspläne unter Annahme eines Ölpreises von 40 bis 60 US-Dollar bis zumindest 2022 aufstelle.

Ein solches Szenario dürfte jedoch verheerende Auswirkungen für das Ölkartell OPEC haben, so Oreschkin. Es wäre zudem eine Katastrophe für die Nordseeproduzenten, aber auch Brasiliens Offshore-Projekte. „Wir werden in einer anderen Realität leben“, fügte er hinzu.

Laut Erhebungen der russischen Zentralbank werde sich der durchschnittliche Ölpreis im kommenden Jahr auf 35 US-Dollar pro Barrel belaufen. Dabei erwartet die Zentralbank-Chefin Elwira Nabiullina, dass das russische Wirtschaftswachstum, zusammen mit Investitionen und dem Realeinkommen, unter diesem Eindruck in einem Bereich zwischen zwei und drei Prozent einbrechen könnte.

Dem aktuellen Bericht der Internationalen Energieagentur zufolge müsse der globale Energiemarkt mit anhaltenden prekären Bedingungen bis Ende 2016 rechnen, die mit einem Überangebot und sinkender Nachfrage einhergehen.

Laut dem britischen Redakteur Liam Halligan vom Telegraph, versinnbildlicht die Ölpreis-Entwicklung die internationale Instrumentalisierung von Energie als geopolitischen Hebel. Dies könne sich schnell wieder ändern. Genauso schnell wie der Rohölpreis im vergangenen Jahr gefallen war, kann „er auch wieder zurückspringen“, schrieb Halligan.

Dann gibt es noch Russland, welches außerhalb der OPEC operiert und ständig mit dem Wüstenkönigreich [Saudi Arabien] um die Position als weltweit größter Ölproduzent konkurriert. Ein OPEC-Produktionsschnitt durch die zunehmend paranoiden Saudis würde russischem Rohöl neuen Spielraum geben“, bemerkte er. Seiner Meinung nach habe Moskau „weniger Probleme im Umgang mit billigem Öl als Riad - da gemessen am Rubel die Preise nicht so sehr gefallen sind.“