Illustration Märchen
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Einige beliebte Märchen könnten möglicherweise schon Tausende von Jahren alt sein. Zu diesem Schluss kamen Forscher an der Durham University in England und New University of Lisbon in Portugal, als sie die statistischen Zusammenhänge zwischen dem Wortlaut analysierten, der in den populären Märchen verwendet wurde und den gängigen Sprachen der Menschen, die im alten Europa und Asien lebten.

Wie die Forscher im Fachjournal Royal Society Open Science berichten, hat ihre Analyse von 275 auf Fantasie basierenden Geschichten aus einer Datenbank von über 2.000 Volksmärchen ergeben, dass viele Geschichten, von denen wir glauben, dass sie »modernen« Köpfen entsprungen wären, tatsächlich teilweise bis in die Steinzeit zurückdatiert werden konnten. So könnten zum Beispiel die berühmten Märchen »Die Schöne und das Biest«, »Rotkäppchen« und »Rumpelstilzchen« über Tausende von Jahren von Generation zu Generation überliefert worden sein.

Das älteste Märchen, dass die Wissenschaftler um den Anthropologen Jamie Tehrani ausfindig machen konnten, war über 6.000 Jahre alt und trägt den Titel »Der Schmied und der Teufel«. Auch die Geschichten der Gebrüder Grimm, die im 19. Jahrhundert viele der heute bekanntesten Märchen schrieben, basierten auf Überlieferungen früherer Generationen.

„Diese Geschichten sind weit älter als ihre ersten literarischen Beweise. Wir erfinden die Kultur nicht mit jeder Generation neu, wir erben sie zum großen Teil“, sagt Jamie Tehrani als Co-Autor der Studie. Vier der untersuchten Geschichten konnten in ihrer Struktur mit hoher Wahrscheinlichkeit der Proto-Indoeuropäischen Sprache zugeordnet werden - einer alten Sprache, aus der sich vor etwa 6.000 Jahren die romanischen und germa-nischen Sprachfamilien entwickelten. „Beim ‚Der Schmied und der Teufel‘ sind wir absolut sicher, dass sie eine Proto-Indoeuropäische Geschichte war", erklärt Tehrani.