Frauenherzen leiden anders und sind anfälliger für Stress
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© Kzenon/fotolia.comFrauen zeigen ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko bei psychosozialem Stress.
Die Herzen von Frauen reagieren besonders empfindlich auf Stress im Alltag, berichtet die Medizinischen Universität Wien anlässlich des Internationalen Frauentages. „Während Männer in den vergangenen zwanzig Jahren immer weniger häufig an Herzinfarkten versterben, hat sich das tödliche Risiko vor allem für jüngere Frauen deutlich erhöht“, so die Mitteilung der MedUni Wien weiter. Auch würden Frauen bei einem Herzinfarkt andere Symptome aufweisen als Männer und die Todesrate liege bei ihnen ebenfalls deutlich höher.

Die Gender Medicine konnte laut Angaben der MedUni Wien bereits aufzeigen, dass Frauen bei einem Herzinfarkt andere Symptome aufweisen als Männer. Neuere Untersuchungen hätten zudem ergeben, „dass sich Stress im Alltag auf Frauenherzen besonders ungünstig auswirkt.“ Längst sei bekannt, dass Frauen medizinisch anders ticken als Männer. Zur akuten Entlastung empfiehlt Alexandra Kautzky-Willer, Professorin für Gender Medicine der MedUni Wien, Erholungsphasen aktiv in den Alltag einzubauen und auf ausreichende körperliche Aktivität zum Stressabbau zu achten.

Herzinfarkt verläuft bei Frauen und Männern oft unterschiedlich

Das unterschiedliche Beschwerdebild des Herzinfarktes bei Frauen und Männer wirkt sich laut Angaben der MedUni Wien „auf die richtige Erkennung von Symptomen ebenso aus, wie auf die passenden therapeutischen Maßnahmen.“ Beispielsweise könne es bei Frauen oft zu Fehldiagnosen kommen, weil ihr Körper sehr häufig andere Alarmsignale sende als der männliche. Dies mag einer der Gründe sein, warum bei Frauen der Herzinfarkt häufiger tödlich endet. In Österreich sind laut Angaben der MedUni Wien „Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen über 65 Jahren und bei Männern über 45 Jahren die häufigste Todesursache“ und jährlich versterben „47 Prozent der Frauen und 38 Prozent der Männer an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.“ Verantwortlich für die höhere Sterblichkeitsrate bei Frauen seien „bekannte Risikofaktoren wie Rauchen, erhöhte Blutfette, niedriges HDL-Cholesterin, hoher Blutdruck, Diabetes, Bauchfett und Bewegungsmangel.“ Von ihnen würden sich die meisten bei Frauen dramatischer auswirken als bei Männern, so die MedUni Wien.

Frauenspezifische Risiken für einen Herzinfarkt

Darüber hinaus zeigen sich einige allein frauenspezifische Risiken wie etwa irreguläre Zyklen, eine frühe Menopause, Schwangerschaftskomplikationen wie Schwangerschaftsdiabetes oder eine Schwangerschaftsvergiftung, die Pille oder Hormonersatztherapien, erläutern die Experten. Zudem hätten Frauen bei Herz-Kreislauferkrankungen auch öfter Diabetes als Grunderkrankung, wodurch das Risiko eines Herzinfarktes deutlicher als bei Männern erhöht werde. Nach der Menopause steige der Blutdruck generell an und die Blutfette und die Körperfettverteilung ändern sich tendenziell ungünstig, was das Risiko ebenfalls zusätzlich erhöht, berichtet die MedUni weiter.

Psychosozialer Stress belastet Frauenherzen verstärkt

„Frauen haben bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine andere Altersverteilung, andere Cluster von Risikofaktoren und auch die Gefäßveränderungen am Herzen unterscheiden sich morphologisch“, betont Alexandra Kautzky-Willer. Außerdem sei die Diagnosestellung und Therapie oft schwieriger, denn Untersuchungen wie ein EKG oder eine Ergometrie blieben weniger aussagekräftig und selbst die Herzinfarkt-Blutmarker könnten bei Frauen durch neue spezifische Grenzwerte verbessert sowie neue geschlechtsspezifische Biomarker etabliert werden, erläutert Kautzky-Willer. Zudem wurde laut Aussage der Expertin der Einfluss von psychosozialem Stress auf die Herz-Gesundheit bei Frauen bisher unterschätzt. „Die mehrfache Belastung durch Beruf, Haushalt und häusliche Pflege von Angehörigen bedingt Stresssymptome, die sich organisch im Herzen manifestieren können“, berichtet die MedUni Wien. Studien hätten gezeigt, dass vor allem Migrantinnen eine hohe Gefährdung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufweisen. „Neben Übergewicht und Diabetes spielen hier auch posttraumatische Belastungsstörungen eine größere Rolle“, so Kautzky-Willer.

Erholungsphasen einplanen

Um den Stress für die Herzen zu vermeiden, sollten Kautzky-Willer zufolge Erholungsphasen aktiv in den Alltag eingebaut und ausreichende körperliche Aktivitäten ausgeübt werden. Hier seien auch Wellness-Angebote und Stressreduktionsprogramme hilfreich, wie sie in Frauengesundheitszentren angeboten werden. Studien hätten ergeben, „dass Frauen tatsächlich von solchen Anwendungen, wie Entspannungstherapien, Massagen etc. entlastet werden und nach einer derartigen Behandlung bessere Werte aufweisen.“ Darüber hinaus sprach sich die Expertin für die Einrichtung von mehr ambulanten Angeboten im Rehabilitations-Bereich aus, da Frauen nach Operationen und Krankheiten dazu neigen würden, aus Sorge um die Vernachlässigung des Haushaltes keine Rehabilitationskuren in Anspruch zu nehmen.

(fp)