Es gibt Menschen, die wirken auf andere "creepy", also irgendwie unheimlich. Eine neue Studie hat jetzt untersucht, wodurch dieses unangenehme Gefühl ausgelöst wird. Die Ergebnisse sind verblüffend.
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Manchmal sind es die Augen, manchmal ist es der Tonfall oder ein seltsames Grinsen. Es ist nicht wirklich begründbar, aber in der Anwesenheit manche Mitmenschen fühlen wir uns eben schlagartig unwohl. Woher kommt dieses beunruhigende Gefühl bloß?

Der Frage haben sich jetzt die US-Wissenschaftler Francis T. McAndrew und Sara S. Koehnke mit ihrer Studie "On the nature of creepiness" (zu deutsch "Die Ursache von Gruseligkeit") gewidmet. Sie arbeiten am Knox College in Illinois und veröffentlichten die Ergebnisse jetzt im Fachmagazin New Ideas in Psychology. Mit verblüffenden Erkenntnissen darüber, wieso es Menschen gibt, die - teils grundlos - auf andere eigenartig, verstörend oder nicht ganz geheuer wirken.

Dafür wurden 1341 Personen im Durchschnittsalter von 29 Jahren beobachtet. Insgesamt waren es 44 Merkmale, die von den Studienteilnehmern bewertet werden mussten: das Verhalten, alltägliche Angewohnheiten, Marotten, Hobby, Berufe, Gestik oder ganz oberflächlich das Aussehen.

Es kristallisierte sich dabei schnell heraus, dass es zahlreiche Berufe gibt, die einem auf Anhieb "creepy" erscheinen: Bestatter, Sex-Shop-Besitzer, Tierpräparatoren oder Clowns. Nicht überraschend existiert "Coulrophobie": die Angst vor Clowns. Auf manche Menschen wirken diese eigentlich lustigen Genossen grundsätzlich furchterregend, düster oder bösartig.

Auch unter den republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten fanden sich laut der Studie einige eigenartigen Charaktere. Einigen war Marco Rubio unheimlich, weil er ständig einen trockenen Mund zu haben scheine und über eine komische Mimik verfüge. Bei Donald Trump kam heraus, dass seine fortwährend sexuellen Anspielungen bezüglich seiner großen Hände und langen Finger als nicht ganz geheuer wahrgenommen werden. Gerade wiederholtes thematisieren bestimmter Sachverhalte mit sexuellem Kontext wirkt auf andere nämlich zunehmend irritierend, so die Forscher.

Fettiges Haar, seltsames Lachen und Augenringe

Dem Republikaner Ted Cruz wurde sein ständiges Lippenlecken als "creepy" Eigenschaft attestiert. Ohnehin scheint besonders Cruz zu polarisieren. Erst kürzlich fragte sich ein amerikanischer Psychologe öffentlich, wieso ihn Cruz' Gesichtsausdruck permanent irritieren würde. Er schob es darauf, dass beim Lächeln die Mundwinkel nicht nach oben, sondern nach unten gingen - also eine klassische Abweichung der Norm, die Menschen ebenfalls als tief verstörend empfinden.

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Cruz kann nichts dafür, er merkt es vielleicht gar nicht - wie die meisten der Menschen, die als "unheimliche Artgenossen" gelten. Die häufigsten optischen Merkmale, die ein unwohles Gefühl beim Gegenüber auslösen, sind übrigens fettiges Haar, dreckige Kleidung, seltsames Lächeln, Augenringe, fahle Haut oder Glubschaugen, zitiert das Portal "Slate" Studienteilnehmer.

Besonders auffällig war allerdings, dass es überwiegend Männer waren, die als unheimlich und beunruhigend empfunden wurden. Allerdings räumen die Wissenschaftler ein, dass 75 Prozent der Studienteilnehmer Frauen waren und das Ergebnis dadurch verfälscht sein könnte.

Die größte Erkenntnis der Studie von Koehnke und McAndrew ist jedenfalls, dass wir andere Menschen vor allem dann als unheimlich empfinden, wenn wir ihr Verhalten nicht vorhersagen oder ihre Mimik und Gesten nicht richtig deuten können. Als Lösung gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder weist man sie darauf hin, dass sie ihre Haare waschen, an ihrer Mimik arbeiten oder sich einen Berufszweig suchen sollten. Oder aber man meidet ihre Gesellschaft weiterhin, so gut es geht.

Die Welt, N24