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Versuche, das CO2 bei Kohlekraftwerken einzufangen und zu speichern, sind in den USA bislang wirtschaftliche Flops. Der größte private Kohleproduzent ging jetzt sogar pleite.

Noch vor zwei Jahren gab sich Greg Boyce, damals CEO von Peabody Energy und heute Executive Chairman des Konzerns, im Gespräch mit Technology Review äußerst optimistisch. Das Geschäft mit China sowie insbesondere der Bau neuer Kraftwerke, die den sogenannten "Clean Coal"-Ansatz nutzen, würden künftig zu zentralen Wachstumstreibern. Das hat nicht geklappt: Mitte April beantragte der Konzern, größter im Privatbesitz befindlicher Kohleproduzent der Welt, Insolvenz. In den USA waren die Preise als auch die Nachfrage nach dem Rohstoff selbst zu stark zurückgegangen, hieß es in der Begründung.

Das Chinageschäft kam nicht zustande, weil Umweltaktivisten und lokale Verwaltungen den Bau eines riesigen Terminals an der US-Westküste verhinderten - zudem war auch im Riesenreich die Nachfrage dramatisch gefallen. Die Zukunftshoffnung Nummer zwei, Clean Coal, verwirklichte sich ebenfalls nicht, weil das Auffangen von Kohlendioxid an den Schornsteinen von Kohlekraftwerken mit anschließender Einlagerung unter der Erde - auch unter dem Begriff CO2-Sequestrierung bekannt - sich als bislang noch sehr teuer erweist. Das liegt auch daran, dass Erdgas in den USA aufgrund des Förderbooms der letzten Jahre nach wie vor sehr billig ist.

Hunderte Millionen US-Dollar steckte Peabody in Clean Coal. An der University of Wyoming wurde ein hochmodernes Forschungszentrum eingerichtet - es liegt in der Nähe des Powder River Basin im Osten des Bundesstaates, wo Peabody seine gigantische North-Antelope-Rochelle-Miene betreibt. Auch in Wissenschaftsprojekte in anderen US-Regionen sowie in China wurde investiert.

Peabody war und ist hier nicht allein: In den letzten zehn Jahren gingen weltweit gut 13 Milliarden Dollar in Forschungsvorhaben zur CO2-Sequestrierung. Und dennoch wird die Technik auch jetzt noch zwischen 30 und 40 Prozent Mehrkosten beim Betrieb eines Kohlekraftwerks verursachen. Das ist im Zeitalter billigen Erdgases einfach nicht wirtschaftlich.

In den USA sind die meisten "Clean Coal"-Projekte, die das Planungsstadium verlassen haben, bislang Fehlschläge. Im vergangenen Jahr zog das US-Energieministerium (Department of Energy, DoE) Fördergelder für das FutureGen-Projekt zurück, ein Kohle-befeuertes Kraftwerk mit CO2-Auffangvorrichtung, das in Illinois seit mehr als 12 Jahren entwickelt wird.

Auch in anderen Teilen des Kontinents wie in Kanada sieht es nicht besser aus. So berichtet die New York Times, dass das sogenannte Boundary-Dam-Projekt bereits mehrfach aufgrund von Problemen abgeschaltet werden musste. Gleichzeitig wurden die Emissionsziele nicht erreicht und es gibt grundlegende Probleme mit der Technologie hinter dem Kraftwerk.

Der Zusammenbruch von Peabody Energy muss nicht der Todesstoß für Clean Coal sein. Immerhin sind derzeit mindestens 14 CO2-Sequestrierungsprojekte im aktiven Betrieb - allerdings erzeugt nur eines davon Strom, wie das Global Carbon Capture and Storage Institute einräumen muss. Acht Projekte befinden sich im Bau.

(Richard Martin) /(bsc)