Schreiend und mit Selfiesticks bewaffnet zieht eine Gruppe deutscher Touristen durch einen spanischen Urlaubsort. Die als Scherz gedachte Aktion verstehen viele falsch - mit Folgen für die Urheber des Flashmobs.
flashmob spanien
Ein unüberlegter „Scherz“ deutscher Touristen in dem spanischen Badeort Platja d’Aro nördlich von Barcelona hat in der Nacht zum Mittwoch zu Panik und Furcht vor einem Amoklauf oder einem Terroranschlag geführt. Nach Berichten spanischer Medien organisierten fünf Betreuerinnen jugendlicher Camper, die sich in einem Zeltlager an der Costa Brava aufhielten, via Internet im Stadtzentrum einen „Flashmob“ (Menschenauflauf). Angeblich sollte dabei simuliert werden, wie Paparazzi einen Prominenten verfolgen, und die Teilnehmer des Flashmobs taten so, als wollten sie Fotos von einer Frau aus der Gruppe machen.

Die Jugendlichen liefen nach Augenzeugenberichten gegen 22 Uhr, also zu einer Zeit vollbesetzter Restaurants und Bars, schreiend durch die Straßen und schwenkten Handystäbe. Letztere wurden offenbar von manchen Gästen in den Lokalen mit Schusswaffen verwechselt, so dass Hunderte Menschen Schutz suchend auch durch die Straßen zu laufen begannen.

In den Lokalen an der Strandpromenade und den Terrassen-Cafés im Freien wurden Tische umgestürzt. Läden schlossen, während die Inhaber Passanten halfen, sich hinter den Jalousien und Gittern zu verstecken. Videoaufnahmen zeigen Gruppen kopflos in alle Richtungen fliehender Menschen. Zahlreiche Urlauber und Einheimische dachten offenbar sogleich an den jüngsten Anschlag in Nizza, wo ein islamistischer Terrorist mit einem Lastwagen 84 Menschen umbrachte. In Platja d’Aro brachen die Notruftelefonleitungen zusammen, weil es plötzlich Hunderte Anrufe gab. Einige Personen, unter ihnen Herzkranke, erlitten akute Angstzustände und wurden in Krankenhäuser gebracht. Nach Angaben der Behörden gab es keine Schwerverletzten. Insgesamt wurden aber elf Personen leicht verletzt, die meisten stürzten oder erlitten Schnittwunden.


Betreuerinnen sollen einem Richter vorgeführt werden

„Es gibt Scherze, die nicht zulässig sind“, sagte Carles Puigdemont, der Ministerpräsident der Region Katalonien, im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die fünf Betreuerinnen, die im Alter zwischen 20 und 25 Jahren sein sollen, wurden von der Polizei festgenommen und sollten noch am Mittwoch einem Richter vorgeführt werden. Ihnen wird Störung der öffentlichen Ordnung vorgeworfen. Einen falschen Alarm auszulösen kann in Spanien mit Geldstrafen oder auch Freiheitsstrafen von bis zu einem Jahr geahndet werden.

In dem Land herrscht wegen der terroristischen Bedrohung gegenwärtig die Alarmstufe 4, die zweithöchste auf der Skala. Auch in Platja d’Aro patrouillieren daher bewaffnete Sicherheitskräfte. Die Polizei konnte nach dem Aufruhr, bei dem die Flashmobber schreiend und Selfie-Sticks schwenkend auch in einige Lokale gelaufen waren, in denen Gäste sich zum Teil unter den Tischen versteckten, ziemlich rasch wieder Entwarnung geben.

Quelle: FAZ.NET