Ein 19-Jähriger sticht mit einem Messer auf Passanten ein. Eine Frau wird tödlich verletzt. Der festgenommene Täter hat nach Angaben der Polizei möglicherweise psychische Probleme.
London Messerattacke
© Reuters/N. HallEin Londoner Polizist überwacht den Tatort
Die tödliche Messerattacke eines 19-jährigen in der Londoner Innenstadt hat offenbar keinen extremistischen Hintergrund. "Bisher haben wir keinen Hinweis auf eine Radikalisierung gefunden, die auf eine terroristische Motivation hindeuten könnte", sagte Polizeikommissar Mark Rowley am Donnerstag in London. Offenbar habe der Mann eine psychische Erkrankung gehabt und die Opfer wahllos ausgesucht. Es handle sich bei dem Täter vom Mittwochabend um einen 19-Jährigen Norweger mit somalischen Wurzeln. Rowley ist der ranghöchste britische Polizeibeamte für die Terrorismus-Abwehr.

Gegen den 19-Jährigen werde wegen Mordes ermittelt, fügte der Kommissar hinzu. Der Angreifer war am Mittwochabend gegen 22.30 Uhr am Russell Square, einem begrünten Platz in der Londoner Innenstadt, plötzlich mit einem Messer auf Passanten losgegangen.

Insgesamt wurden sechs Menschen verletzt. Eine 60-jährige Touristin aus den USA sei vor Ort behandelt worden, aber noch am Tatort ihren schweren Verletzungen erlegen, so die Polizei. Der Täter sei von einem Polizisten mit einem sogenannten Elektroschocker überwältigt und festgenommen worden. Zwischen dem ersten Alarmruf bei der Polizei und der Festnahme seien sechs Minuten vergangen.

Polizeichef warnt vor Terrorgefahr

Londons Bürgermeister Sadiq Khan rief die Einwohner der Hauptstadt auf, "ruhig und wachsam" zu sein. "Bitte melden Sie jeden verdächtigen Vorgang der Polizei", sagte Khan. Erst am Sonntag hatte Londons Polizeichef Bernard Hogan-Howe vor Terroranschlägen in der Metropole gewarnt. Die Frage sei nicht, ob es einen solchen Anschlag geben werde, sondern wann er sich ereigne, hatte Hogan-Howe gesagt. "Als Verantwortlicher für die Abwehr einer solchen Attacke würde ich gerne beruhigen. Aber ich fürchte, ich kann das nicht tun."

Als Reaktion auf die jüngsten islamistischen Attentate in mehreren europäischen Ländern hatte die Londoner Polizei nur wenige Stunden vor der Bluttat am Russell Square angekündigt, mehr bewaffnete Beamte auf die Straße zu schicken. Polizisten in Großbritannien tragen in der Regel keine Schusswaffen bei sich. Vor elf Jahren waren bei einer Anschlagsserie in der britischen Hauptstadt 52 Menschen getötet worden. Mehrere Attentäter sprengten sich damals in U-Bahnen und Bussen in London in die Luft. Zu den Anschlägen am 7. Juli 2005 bekannte sich das Terrornetzwerk Al-Kaida.

wl/as/kle (dpa, afp, rtr)