Am Mittwochabend hatte der AGA Unternehmerverband in Hamburg zum „EuropaAbend“ geladen. Redner war Günther Oettinger, derzeit noch EU-Kommissar für Digitalwirtschaft, bald wird er das Ressort Haushalt übernehmen.
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Rund 200 Gäste waren gekommen, um zu hören, wie der Politiker über „Wirtschaft und Solidarität im digitalen Zeitalter - wie sichern wir Europas Zukunft“ reden zu hören. Einer von ihnen war Sebastian Marquardt. „Oettinger argumentierte sehr leidenschaftlich proeuropäisch. Es war eine Rede vor Unternehmern - und er nahm diese in die Pflicht, sich für die europäische Idee einzusetzen“, schildert Marquardt
FOCUS Online.
An dieser Stelle entschloss er sich, mitzufilmenDoch dann kam der Moment, wo Marquardt plötzlich das Gefühl hatte, er höre nicht recht. Oettinger habe angefangen, über China zu sprechen. Der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg habe davor gewarnt, „dass ‚Schlitzohren und Schlitzaugen‘ das Geschäft machen würden, wenn Europa keine Freihandelsabkommen zustande bringe“, erinnert sich Marquardt. In diesem Moment habe er sich entschlossen, den Rest der Veranstaltung mit dem Handy mitzufilmen. „Ich dachte, das könnte noch spannend werden. Und das wurde es auch.“
Oettinger sprach ohne Redemanuskript, die Anwesenden waren geladene Gäste - die Rede offenbar nicht für die breite Öffentlichkeit bestimmt. „Ich habe keineswegs heimlich gefilmt, sondern mein Handy hoch in die Luft gestreckt. Es war schließlich kein privater Rahmen“, sagt Marquardt, der Nischenzeitschriften zum Beispiel für Modellbau, Teddybären und Drachensport verlegt.
"Ich finde, so sollte ein Repräsentant der Europäischen Union nicht reden"Was sein Handy im Weiteren aufnahm, schockierte den Hamburger. Oettinger sagte unter anderem:
„Letzte Woche waren chinesische Minister bei uns. Zum Jahresgipfel China - EU. Neun Männer, eine Partei. Keine Demokratie. Keine Frauenquote. Keine Frau - folgerichtig. Alle Anzug, Einreiher dunkelblau, alle Haare von links nach rechts mit schwarzer Schuhcreme gekämmt.“
„Es hat mich überrascht, dass er eine Delegation von Ministern, die er empfangen hat, so beleidigt. Ich finde, so sollte ein Repräsentant der Europäischen Union nicht sprechen“, sagt Marquardt. Im weiteren Verlauf seiner Rede teilte Oettinger gegen Ex-Kanzler Schröder aus (der ja nun genug Zeit habe, zwischen Tengelmann und Kaiser zu vermitteln,
jetzt wo North Stream 2 nicht gebaut werde und die Frau weg sei) und warnte vor einer „Pflicht-Homo-Ehe“.
Einige Gäste verließen empört den RaumAuf dem Video-Mitschnitt hört man Lacher aus dem Publikum. Marquardt jedoch betont, die Reaktionen seien sehr unterschiedlich ausgefallen: „Am Anfang war das Publikum eher verhalten. Einigen gefiel es gut, dass jemand das mal so deutlich sagt. Ein paar waren aber auch empört und haben den Saal früh verlassen. Und die größte Gruppe hat die Aussagen relativiert und gesagt, solche Pointen könnten die Diskussion befruchten.“
Marquart selbst habe nichts gegen Pointen - wohl aber gegen Beleidigungen. „Ich habe es so empfunden, dass Oettinger seine teilweise sachlich durchaus richtigen Forderungen durch diese Art konterkariert hat.“
Am Freitag lud er das Video bei Youtube hoch. Und bekam umgehend Reaktionen: "Das zieht jetzt offenbar seine Kreise." Während sich viele an Oettingers Wortwahl stören, bekommt auch Marquardt Kritik zu hören: "Manche finden es nicht gut, dass ich das Video hochgeladen habe. Aber ich finde, wenn ein Politiker so etwas auf einer öffentlichen Veranstaltung sagt, sollten das auch alle erfahren dürfen. Das war schließlich kein Stammtisch. "
Auch von offizieller Seite wurde Kritik an Oettinger laut: Die Sprecherin des Lesben- und Schwulenverbandes, Stefanie Schmidt, sprach von unfassbaren "Alt-Herren-Witzen" und verlangte eine Entschuldigung. Der EU-Kommissar selbst hat sich bislang nicht zu der Rede geäußert. Erst am Freitag war bekannt geworden, dass Oettinger künftig das Haushaltsressort in der EU-Kommission übernehmen soll.
lihi
wenn das Zitat von oettinger hier in dem Text richtig widergegeben wurde hat er mitnichten die Chinesen als Schlitzohren UND Schlitzaugen bezeichnet. Wenn man entspannt und ohne Empörung nur die Worte beachtet nennt er eine Gruppe Schlitzohren- (wer auch immer das in seiner "Feind"Bild-Besetzung sein soll. Der Begriff Schlitzohr kann ja auch mit #Betrüger umschrieben werden und das sind ja wohl momentan sämtliche Global Player, die im Kapitalismus erfolgreich mitwirken)- und eine andere Gruppe Schlitzaugen ( wo uns ALLEN direkt eine bestimmte Bevölkerungsgruppe einfällt...)Da er später noch einmal das Erscheinungsbild der chinesischen Minister erwähnt, scheinen ihm diese wohl besonders "über die Leber gelaufen zu sein" und eine angemessene kritische Äußerung sollte tatsächlich anders formuliert sein als die Schuhcreme zur Verunglimpfung heranzuziehen..Was mich hier stört, ist daß die Überschrift behauptet Oettinger habe Chinesen als Schlitzohren und -.augen bezeichnet. Das ist inhaltlich falsch und sollte so hier in Sott.net nicht passieren. An dieser Stelle auch nochmal zu der Kritik von >unumerzogen. Ich stimme ihm/ ihr zu seinen/Ihren Kritikpunkten zu. Es gibt manchmal etwas "unsaubere / einseitige" Recherche oder "Spuren" von manipulativem Einwirken, bei Kommentaren oder Überschriften die sottnet veröffentlicht... Objektive Berichterstattung stelle ich mir anders vor.