Leere Regale
"Prepper": Was tun, wenn der Supermarkt plötzlich leer ist?
Nun sollen also "Prepper" von den Innenministern verfolgt "unter die Lupe" genommen werden. Wie die FAZ schreibt:
Die Innenminister der Länder wollen die Szene der sogenannten Prepper unter die Lupe nehmen. Am Donnerstag kommen sie in Leipzig zu ihrer Konferenz zusammen. In Vorbesprechungen sei es einhellige Meinung gewesen, sagte ein Pressesprecher des Innenministeriums von Mecklenburg-Vorpommern FAZ.NET, "dass wir bundesweit ein Lagebild erstellen möchten". Ziel sei es, abschätzen zu können, inwieweit innerhalb der Szene "Affinitäten zu Waffen oder extremistische Tendenzen" bestehen. Die Vorbereitung auf Krisenfälle im Sinne des Katastrophenschutz sei zwar wünschenswert. Allerdings sehe man bei den Preppern durchaus Parallelen zur Reichsbürgerbewegung, die lange unterschätzt worden sei.
Reichsbürger also? Aber von vorne. Prepper, das sind Menschen, die sich auf Krisenfälle wie etwa großflächige Stromausfälle, Naturkatastrophen etc. vorbereiten. Also etwas, das sogar die Bundesregierung ausdrücklich empfiehlt und das vor nicht allzu langer Zeit ohnehin als völlig normal galt - man legte Vorräte an, um sich und seine Familie zu schützen, sollte etwas schiefgehen. Warum werden Prepper also plötzlich als rechtsradikal eingestuft?

Nun, das Preppertum passt wohl nicht so ganz in unsere Zeit, in der alle Bürger angehalten sind, sich auf "den Staat" oder "das System" zu verlassen - in allen Lebenslagen. Da viele Prepper das aber ganz anders sehen und vom Staat im Ernstfall nicht viel erwarten, machen sie sich natürlich für die Kontrollfreaks in den Ministerien verdächtig. Und was macht man als Staat dagegen? Nun, zunächst klebt man ein möglichst ekliges Etikett auf diese Menschen, in dem Fall also "Reichsbürger". Frei nach dem Motto: Wenn jemand, der etwas Böses tut, zufällig auch Wert auf die Vorsorge im Krisenfall legt und sich in Prepper-Foren austauscht, dann ist natürlich die "Prepper-Szene" schuld. So die unlogische Argumentation.

A propos fiese Etiketten - der Autor des FAZ-Stücks packt die armen Prepper gleich mit einer ganzen Reihe Bösewichte in einen Sack:
Gleichwohl gibt es auch Prepper, die erhebliche Zweifel am Fortbestand der staatlichen Ordnung haben und sich auf Bürgerkriegsszenarien vorbereiten wollen. Die Flüchtlingskrise und Terroranschläge haben sie in ihrer Angst vor einem Kontrollverlust bestärkt. Dieses Unbehagen wird mitunter von verschwörungstheoretischen Ansätzen und einem Misstrauen in die Berichterstattung etablierter Medien flankiert. So ist es nicht verwunderlich, dass etwa der Kopp-Verlag im Internet Prepper-Zubehör vertreibt.
Merke: Prepper sind ausländerfeindlich, verschwörungstheoretisch, medienkritisch und - Schock! - lesen Bücher vom Kopp-Verlag. Ein klarer Fall für die starke Hand des Staates!

Schleichendes Eindringen der Überwachung ins Private

Und genau das ist das Problem: Wenn die Krisenvorsorge in einem Atemzug mit gewaltbereiten Terroristen und rechten Milizen genannt wird, dann kommt jeder unter Generalverdacht, der Krisenvorsorge betreibt und womöglich sogar noch eine kritische Meinung hat. Wird man bald schief angeguckt, wenn man ein paar Dosen mehr im Supermarkt kauft? Was ist mit den legalen Waffenbesitzern, die nichts Böses im Schilde führen - aber womöglich auch ein bisschen "preppen"? Werden Menschen schon bald in eine Ecke mit Neonazis gestellt, wenn sie von ihren Vorräten erzählen?

Also, liebe Innenminister: Sollten in Deutschland irgendwelche Spinner in bewaffneten Milizen durch die Straßen ziehen und das strafrechtlich relevant sein, dann gebt ihnen einen fairen Prozess, wie in einem Rechtsstaat üblich (und zwar erst dann, wenn auch tatsächlich eine Straftat begangen wurde). Aber bitte hört auf, Menschen, die ihre Zweifel haben, ob der Staat ihnen in allen Lebenslagen helfen kann oder soll, die kritisch denken oder die gar Meinungen abseits des engen Medien-Konsenses haben, in eine Reihe mit Kriminellen zu stellen. Danke!