Washington/ USA - Dass Tiere Erdbeben im Voraus wahrnehmen können und entsprechend ungewöhnlich reagieren, ist mittlerweile nicht nur Inhalt zahlreicher anekdotenhafter Beobachtungen von betroffenen Anwohnern sondern auch wissenschaftlich belegt (...wir berichteten, s. Links). Nach dem ungewöhnlichen Erdbeben, das am 23. August 2011 mit einer Stärke von 5.8 die Ostküste der USA erschütterte, hat der "Smithsonian National Zoological Park" in Washington einen Bericht über das in einigen Fällen von den Wärtern beobachtete Verhalten der Zootiere vor und während des Erdbebens veröffentlicht.

Neben dem Hinweis darauf, dass die eigentlichen Erschütterungen des Bebens auch im Zoo und von den Tieren bemerkt wurden, erläutert die Pressemitteilung des Zoos, dass die Tierpfleger und Verantwortlichen deutliche Veränderungen im Verhalten der Tiere festgestellt hatten und fassen diese wie folgt zusammen:
gorilla,mandara
© Smithsonian National Zoological Park, nationalzoo.si.eduDie Gorilla-Dame Mandara mit ihrem Jungen Kibibi.
    Großaffen
  • Das Erdbeben traf das Affenhaus und die "Think Tank Exhibition während der mittäglichen Fütterung. Etwa fünf bis zehn Sekunden vor dem Beben, ließen viele der Affen (darunter der Orang-Utan Kyle und der Tieflandgorilla Kojo) ihr Futter liegen und kletterten bis in die Spitzen der baumartigen Strukturen im Gehege.
  • Etwa drei Sekunden vor dem Beben, gab das Gorillaweibchen Mandara ein Kreischen von sich, schnappte sich ihr Baby Kibibi (s. Abb.) und begab sich dann ebenfalls auf die Baumstrukturen.
  • Die Orang-Utan-Dame Iris begann kurz vor bis nach dem Erdbeben rülpsartige Laute von sich, die sie normalerweise nur im Zustand extremer Irritation abgibt.
    Kleine Säugetiere
  • Die Roten Varis (eine auf Madagaskar lebende Primatenart aus der Gruppe der Lemuren) gaben 15 Minuten vor dem Beben ihre charakteristischen Alarmrufe von wiederholten dies dann wieder, nachdem das Erbeben vorbei war.
  • Brüllaffen gaben unmittelbar nach dem Erdbeben ihre Alarmrufe von sich.
  • Die Rotschulter-Rüsselhündchen (Rhynchocyon petersi) haben sich trotz der gewohnten Fütterungszeit gegen Mittag geweigert, ihre Behausungen zu verlassen.

    Reptilien im "Reptile Discovery Center"
  • Während des Bebens fingen alle Schlangen (darunter Kupferkopfschlangen, Wassermokassinotter, falsche Wasserkobras, usw.) an, sich zu winden. Normalerweise bleiben diese Schlangen während des Tages inaktiv.
  • Murphy, der Komodowaran, blieb den ganzen Tag in seinem Unterschlupf.

    Wirbellose
  • Einer unserer freiwilligen Helfer im Ausstellungsbereich der Wirbellosen war gerade bei der Fütterung des Sepias und bemerkte, dass dieser in keinster Weise reagierte. Das Wasser im Tank ist normalerweise sehr ruhig, aber das Beben versetzte auch diesen in Bewegung und das Wasser in Wellen, was das Tier während der Fütterung verstörte.

    Biber
  • Als sich das Erdbeben ereignete, waren die Tierwärter gerade bei der Fütterung der Biber und Kappensänger-Enten. Als unmittelbare Reaktion auf das Beben hüpften die Enten direkt in den Pool. Die Biber stoppten abrupt ihre Nahrungsaufnahme, stellten sich auf ihre Hinterbeine und schauten sich um - erst dann gingen auch sie ins Wasser. Biber und Enten blieben sodann im Wasser und innerhalb einer Stunde nach dem Beben kehrten einige Biber wieder zum Fressen ans Land zurück.

    Großkatzen
  • Während des Bebens war das Löwenrudel im Außengehege. Alle Tiere standen während des Bebens vollkommen still und blicken in Richtung des wackelnden Gebäudes. Nach einigen Minuten legten sich alle Tiere dann wieder ab.
  • Damai, der weibliche Sumatratiger, sprang zu Beginn des Bebens in aufgeregter Weise hin und her. Nach dem Beben normalisierte sich ihr Verhalten wieder.

    Vogelhaus
  • Der Zoo verfügt über einen Schwarm von 64 Flamingos. Kurz vor dem Beben, gerieten die Vögel ersichtlich in Hetze, fanden sich in einer Gruppe zusammen und behielten diese Position auch während des Bebens bei.

    Huftiere
  • Während des Bebens rannten die Hirsche aus den Ställen und zeigten sich deutlich erregt.
  • Die Przewalski-Pferde und Säbelantilopen schienen indes kaum etwas zu bemerken, auch wenn jene Tiere, die sich während des Bebens im Innern aufhielten, langsam ins Freie getrottet kamen.
  • Erst unmittelbar nach dem Beben begannen die weiblichen Hirsche mit ihrem staccatoartigen bellenden Alarmruf, nachdem sie von ihrem Wärter gerufen wurden und sich alle für kurze Zeit in einer Ecke der Weide versammelt hatten.

    Riesenpandas
  • Laut den Wärtern, zeigt die berühmten Riesenpandas des Zoos keine auffällige Reaktion auf das Erdbeben.
nationalzoo.si.edu / grenzwissenschaft-aktuell.de