Neue Berechnungen der Umlaufbahn des 300 Meter großen "Killer-Asteroiden" Apophis, der der Erde im Jahr 2029 und 2068 sehr nahe kommen wird, geben jetzt Grund zur Besorgnis. Anscheinend hat sich die Umlaufbahn des Asteroiden durch die sogenannte "Jarkowski-Beschleunigung" verändert und könnte die Erde jetzt doch im Jahr 2068 treffen.
Asteroid Erde
© urikyo33 (via Pixabay.com) / Pixabay LicenseKünstlerische Darstellung eines Asteroiden im Anflug auf die Erde (Illu.).
Honululu (USA) - Nachdem zunächst eine Kollision des "Killer-Asteroiden" Apophis mit der Erde bei seinen nächsten Erdvorbeiflügen in den Jahren 2029 und 2068 bereits ausgeschlossen wurde, zeigen neuste Beobachtungen, dass für die Passage im Jahr 2068 die Möglichkeit nun doch wieder besteht.

Wie Astronomen um Dave Tholen von der University of Hawaii aktuell berichten haben sie bei Beobachtungen des 2004 entdeckten rund 300 Meter durchmessenden Asteroiden Anzeichen dafür gefunden, dass der Asteroid eine sogenannte Jarkowski-Beschleunigung erfährt, also durch uneinheitlichen Oberflächenerwärmung beschleunigt und so der weitere Bahnverlauf beeinflusst wird. Aus diesem Grund sei ein möglicher Einfluss auf die Erde im Jahr 2068 - der bislang für wenig wahrscheinlich galt - nun doch wieder möglich.

~ Grenzwissenschaft Aktuell
Es bleibt zu vermerken, dass Objekte dieser Größe zumeist in Schwärmen daherkommen. Also ist es nicht ausgeschlossen, dass Objekte, die Apophis begleiten, eine Gefahr darstellen könnten, selbst wenn er im Jahr 2029 oder 2068 nicht die Erde trifft.
Hintergrund

Zur nächsten extremen Erdannäherung von Apophis wird es voraussichtlich am 13. April 2029 kommen, wenn der Asteroid die Erde mit etwa 7,4 km/s in gerade einmal 38.000 Kilometer Distanz über der Erdoberfläche passieren wird. Zu einem Einschlag wird es bei dieser Passage also noch nicht kommen.
Würde Apophis, wann auch immer, mit der Erde kollidieren, würde dies eine Energie von etwa 900 Megatonnen (TNT-Äquivalent) freisetzen. Zum Vergleich: Die größte von Menschen verursachte Nuklearexplosion (durch die Zar-Bombe) entsprach 50 Megatonnen TNT. Die Energiefreisetzung eines Erdbebens der Stärke 8,0 entspricht etwa 1000 Megatonnen TNT. Welche Folgen ein Einschlag hätte, würde von der Zusammensetzung des Asteroiden sowie dem Ort und dem Einschlagswinkel abhängen: Bei einem Einschlag auf dem Festland würden zwar regional massive Schäden entstehen; jedoch könnte bereits eine Entfernung von etwa 250 Kilometer vom Einschlagpunkt ausreichend sein, um mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit zu überleben. Bei einem Einschlag in tiefes Wasser bestünde eine großräumige Gefahr massiver Tsunamis, die an nahen Küsten eine Höhe von mehr als 100 Metern erreichen dürften, an fernen Küsten 30 Meter. Für globale Zerstörungen müsste die Einschlagenergie 100-fach größer sein. (Quelle: Wikipedia)

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Die Astronomen zeigen sich dennoch zuversichtlich.
"Wir wissen seit einiger Zeit, dass ein Aufprall auf die Erde während der Annäherung 2029 nicht möglich ist", erläutert Tholen, der die Bewegung von Apophis am Himmel genau verfolgt, seit sein Team den Asteroiden 2004 entdeckt hat. "Die neuen Beobachtungen haben mit dem Subaru-Teleskop Anfang belegen nun aber eine Jarkowski-Beschleunigung von Apophis und zeigen, dass der Asteroid um etwa 170 Meter pro Jahr von einer reinen Gravitationsbahn abweicht. Das reicht aus, um das Aufprall-Szenario für 2068 zu beeinflussen." Zugleich zeigen sich die Astronomen zuversichtlich, dass man schon lange vor 2068 wissen wird, ob die Möglichkeit eines Aufpralls besteht.

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Ob man sich da so sicher sein kann, wenn die Umlaufbahn des Objektes jederzeit auf fatale Weise durch beinflussende Kräfte im Weltraum verändert werden kann?

Übrigens sind in den letzten Jahren unter anderem auch ähnlich große Objekte sehr nahe an der Erde vorbeigeschrammt, die nicht zuvor entdeckt wurden! Desweiteren steigt die Anzahl dieser Beinahe-Kollisionen anscheinend dramatisch an. Die folgende Grafik basiert auf dem Datenstand im Juni diesen Jahres. Obwohl dieses Jahr noch zwei Monate zu bieten hat, haben wir anscheinend bereits jetzt die Rekordmarke des letzten Jahres geknackt (in der Grafik noch nicht aufgeführt). Hier handelt es sich um Objekte, die der Erde näher gekommen sind als der Abstand zum Mond beträgt.

NEO Moon Close Approach
© Sott.net
Wie Sie oben erkennen können, gab es letztes Jahr 82 Nahbegegnungen mit solchen Objekten. Das bedeutet, dass im Jahr 2019 im Durchschnitt etwa alle 4,5 Tage ein solches Objekt sehr nahe an der Erde vorbeigeschossen ist! Vergleichen Sie nun diese Zahl beispielsweise mit dem Jahr 1991, in dem übrigens zum ersten Mal in der Geschichte überhaupt ein Objekt dieser Art entdeckt wurde. Im Jahr 1991 kamen "nur" 2 derartige Objekte der Erde sehr nahe. Das bedeutet, dass im Jahr 1991 ein solches Objekt im Durchschnitt "nur" etwa alle 182,5 Tage an der Erde vorbeiflog. Oder schauen Sie sich zum Vergleich das Jahr 2006 oben an; es wurden zum damaligen Zeitpunkt immer noch "nur" 6 solcher Objekte entdeckt.

Wie viele dieser 82 Objekte im Jahr 2019 wurden vorzeitig entdeckt, und wie viele wurden erst entdeckt, nachdem sie sich der Erde angenähert hatten?

54 Objekte wurden am selben Tag oder zu spät entdeckt, was ungefähr einem Prozentsatz von 65,85% entspricht.
28 Objekte wurden vorzeitig entdeckt, entweder einen Tag davor oder früher, was ungefähr einem Prozentsatz von 34,15% entspricht.

Von diesen 28 Objekten wurden jedoch 12 Objekte erst 1 Tag zuvor entdeckt, 4 Objekte zwei Tage zuvor, 6 Objekte 3 Tage zuvor, 1 Objekt 4 Tage zuvor, 1 Objekt 6 Tage zuvor, 1 Objekt 9 Tage zuvor, 1 Objekt 10 Tage zuvor, 1 Objekt 11 Tage zuvor und schließlich 1 Objekt 13 Tage zuvor. Und das war's.

Wenn wir großzügig sind und davon ausgehen, dass wir gegenüber den Objekten Gegenmaßnahmen hätten einleiten können, die über eine Woche zuvor entdeckt worden sind (7 - 13 Tage), dann müssen wir festhalten, dass wir in Wirklichkeit nichts gegen die verbleibenden 24 dieser 28 Objekte hätten unternehmen können. Das würde bedeuten, dass wir von diesen 82 Objekten gegen 24+54 Objekte nicht den Hauch einer Chance gehabt hätten, was ungefähr einem Prozentsatz von 95,12% entspricht.

Wir wagen jedoch zu behaupten, dass die Menschheit in Wirklichkeit (mit den uns heute zur Verfügung stehenden Möglichkeiten) selbst gegen das Objekt, das 13 Tage zuvor entdeckt wurde, absolut nichts hätte ausrichten können. Erschreckenderweise bedeutet das also, dass in Wirklichkeit 100 % dieser 82 Objekte im Jahr 2019 auf der Erde eingeschlagen wären, ohne die geringste Chance, etwas dagegen zu unternehmen, da sie ausnahmslos alle viel zu spät entdeckt worden sind und wir im Grunde der Macht des Kosmos absolut nichts entgegenzusetzen haben!

Und falls Sie sich jetzt fragen sollten, ob das Jahr 2019 in dieser Hinsicht eine unglückliche Ausnahme darstellt oder ob wir uns seit dem Jahr 1991 verbessert haben, müssen wir Sie hier leider auch enttäuschen. 2019 war keine Ausnahme, und dieses ernüchternde Verhältnis hat sich im Lauf der Zeit in keinster Weise verbessert.