Heutzutage passen die Menschen immer mehr auf, was gesagt werden darf und was nicht. Doch kann man deswegen den Titel eines über hundert Jahre alten Kunstwerks zensieren? Im Münchener Museum Lenbachhaus ist genau das passiert.
august mache reitende indianer
© August Macke/Wikipedia
August Macke ist einer der bekanntesten Maler des 20. Jahrhunderts. Im Lehnbachhaus München hängt das 1911er Werk "Reitende Indianer beim Zelt". Auf diesem siegt man Indianer mit Federschmuck, ein Tipi sowie Frauen und ein Kind. Seit 1964 wird dieses Bild in dem Museum ausgestellt. Seit 2011 steht auf der Infotafel jedoch statt "Indianer" nur noch "I*******". Auch bei dem englischen Titel steht statt "Indians on Horseback near a Tent" nur noch "I****** ...".

Auch bei einem anderen Gemälde von Macke, "Indianer auf Pferden", wurde der "Indianer" mit Sternchen zensiert. Ist das woke oder schon Zensur? Zumindest dem Münchener Stadtrat gefällt die Infotafel-Zensur gar nicht. Begründung des Museums: Der Titel spiegle "die teilweise herabwürdigenden, sogar rassistischen Elemente des damaligen Zeitgeistes wider". So steht es auf Infotafeln unter den Gemälden, wie die " Bild"-Zeitung berichtet.

CSU/Freie Wähler-Fraktionschef: "Das grenzt an Zensur"

Museumsdirektor Matthias Mühling erklärte dem Blatt, dass die Titel auf den Infotafeln bereits Mitte 2021 abgeändert worden sind. Hinter der Maßnahme mit den Sternchen stecke die Eigeninitiative des "wissenschaftlichen Teams". Eine Anweisung von außen habe es nicht gegeben. Beim Wort "Indianer" sei damit zu rechnen, "dass Menschen vor diese Bilder treten und sich dadurch erinnert fühlen, was mit ihren Vorfahren passiert ist", heißt es weiter. Nächstes Mal würde er jedoch statt Sternchen das ursprüngliche Wort lieber durchstreichen lassen.

CSU/Freie Wähler-Fraktionschef Manuel Pretzl fordert, dass man den historischen Titel wieder auf die Infotafel schreibt. "Jeder soll reden, wie er möchte. Ich bin aber dagegen, historische Werke dem jeweiligen Zeitgeist anzupassen. In das Werk eines bedeutenden Künstlers einzugreifen, der sich nicht mehr wehren kann, grenzt an Zensur", so Pretzl.

seb