Schon der politische Aschermittwoch in Biberach wurde wegen Bauernprotesten abgesagt. Nun trifft Grüne in Bayern ein ähnliches Schicksal. Teilnehmer sprechen von "extremer Angst".
protest gegen grüne
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Eine Parteiveranstaltung der Grünen im Landkreis Bamberg wurde am Mittwochabend wegen Sicherheitsbedenken abgebrochen. Zuvor hatten sich 300 Menschen zu Protesten im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Grünen-Kreisverbands Bamberg-Land in Hirschaid nahe Bamberg versammelt. Das berichtet der BR.

Dem Bericht zufolge hätten anwesende Parteimitglieder angesichts der heftigen Proteste "extreme Angst" gehabt. Die Demonstranten seien mit 60 Traktoren vor Ort gewesen. Sie setzten demnach Trillerpfeifen und Hupen ein, um die Veranstaltung zu stören. Außerdem klopften einige Menschen laut dem Bericht gegen Fensterscheiben des Gemeindegebäudes und zündeten mindestens einen Feuerwerkskörper.

Unter Polizeischutz verließen sie das Gemeindehaus

Der Kreisvorsitzende der Grünen, Tim-Luca Rosenheimer, schilderte dem BR, was nach dem Abbruch geschah. "Als wir das Gemeindehaus verließen, sind wir unter Polizeischutz durch die Menge der Protestierenden, die uns mit Beleidigungen angeschrien haben", sagte er. Unter den Demonstranten seien auch Menschen des "Querdenker"-Milieus gewesen. Der Kreisvorsitzende habe zudem mehrere Notrufe abgesetzt, weil zu wenig Polizei vor Ort gewesen sei. Auf der Plattform X war ein Video der Demo zu sehen.


Laut dem BR hatte die Kreisgruppe der Grünen Bamberg-Land eigentlich ihre Jahreshauptversammlung in einem Gasthof in Kemmern abhalten wollen. Der Wirt des Hofes hatte allerdings abgesagt, weil er von Landwirten und seinen Bierlieferanten unter Druck gesetzt worden sei, sagte Kreisvorsitzender Rosenheimer. Deswegen mussten die Grünen auf das Gemeindegebäude ausweichen.

Bereits Mitte Februar mussten die Grünen wegen massiver Proteste ihre Veranstaltung zum politischen Aschermittwoch im baden-württembergischen Biberach absagen.

Expertin: "Die Grünen sind bereits länger ein Feindbild"

Warum die Grünen immer häufiger Ziel von Aggressionen werden, erklärte Pia Lamberty im Gespräch mit t-online. Lamberty ist Autorin, Psychologin und forscht als Geschäftsleiterin der gemeinnützigen Organisation CeMAS zu Verschwörungsideologien. Sie sagt: "Die Grünen sind bereits länger ein Feindbild in rechtskonservativen bis rechtsextremen Kreisen."


Kommentar: Somit sind jetzt alle Bauern rechts? Die Grünen haben sich selbst unbeliebt gemacht und das durch ihre Politik und durch die einzelnen Vertreter in wichtigen Positionen.


Es gehe dabei weniger um reale Parteipolitik, als um das, wofür die Grünen stehen: eher progressive Ideen, Feminismus oder die Bekämpfung des Klimawandels. "Dies verstärkt sich dann noch einmal mehr, wenn es sich um weibliche Politikerinnen handelt", fügte die Forscherin hinzu. Durch Stimmungsmachen, aber auch gezielte Kampagnen und Desinformationen erzeugten die Gegner der Grünen ein gesellschaftliches Klima, unter dem nicht nur Politiker der Grünen litten, sondern auch insgesamt der Gesellschaft schade.