Wiedergänger-Skelett
© itsligo.ieDetailansicht eines der "Wiedergänger-Skelette" von Kilteasheen. Deutlich zu sehen ist der große Stein in der Mundhöhle des Toten. (Klicken Sie auf die Bildmitte, um zu einer vergrößerten Darstellung zu gelangen.)

Sligo/ Irland - Bei Grabungen in Kilteasheen, am irischen See Lough Key Co Roscommon, haben Archäologen im vergangenen Sommer zwei mittelalterliche Skelette entdeckt, denen dicke Steine in die Mundhöhlen gesteckt worden waren. Das Vorgehen war einst ein in ganz Europa verbreiteter zeitgenössischer Brauch, um sich davor zu schützen, dass die so Beerdigten als Vampire, Wiedergänger oder böse Geister zurückkehren konnten.

Die beiden Skelette, das eines Mannes und einer Frau, wurden wahrscheinlich vor rund 1300 Jahren Seite an Seite auf diese Weise begraben, berichten die Forscher um Archäologen Chris Read vom "Institute of Technology Sligo" (IT Sligo).

Während ähnliche Skelette schon zuvor in anderen Ländern entdeckt worden waren (...wir berichteten, s. unten) handelt es sich bei dem aktuellen Fund um das derartige Grab in Irland. Entdeckt wurden die beiden vermeintlichen Wiedergänger in einer Grabesstätte, an der die Archäologen um Read und Dr. Thomas Finan von der "St Louis University" 137 Skelette ausgraben konnten. Insgesamt, so vermuten die Wissenschaftler, wurden hier zwischen den Jahren 700 und 1400 rund 3.000 Menschen beigesetzt.

"Der Kopf eines der Skelette blickt gerade nach oben und ein großer schwarzer Stein wurde ihm regelrecht in den Mund gestoßen. Das Gesicht des anderen Skeletts ist hingegen zur Seite geneigt, hatte aber einen noch größeren Stein in der Mundhöhle, der auch hier mit Gewalt hineingerammt worden sein muss, so dass der Kiefer fast zerborsten wäre", so Read.

Zunächst hatten die Archäologen vermutet, ein Pest-Grab gefunden zu haben, deuten doch ähnliche Funde in anderen Ländern auf entsprechende Rituale bei Pestopfern hin. Eine C14-Datierung schloss diese erste Theorie dann jedoch aus und datiert die beiden auf die ungewöhnliche Weise begrabenen Skelette auf das 8. Jahrhundert und somit deutlich vor das bislang nachgewiesene Auftreten des Vampirglaubens in der europäischen Folklore im 16. Jahrhundert.

Read geht aus diesem Grund davon aus, dass sich anhand der Skelette weniger der Vampirglauben als die schon in der Antike bekannte Vorstellung um die "Wiedergänger" widerzuspiegeln scheint, wenn von Verstorbenen befürchtet wurde, dass sie als Untote und böse Geister aus dem Grabe auferstehen könnten, um die Lebenden und im Besonderen ihre einstigen Feinde und Rivalen, zu drangsalieren. Auch auf Irland ist der Glaube an Wiedergäger tatsächlich historisch belegt.

2009 fanden Archäologen auf der Laguneninsel Lazzaretto Nuovo nordöstlich von Venedig in einem mittelalterlichen Massengrab von venezianischen Pestopfern aus dem Jahre 1578 ebenfalls das Skelett einer Frau, in deren Mund ein übergroßer Steinquader steckte, der in diesem Fall offenbar verhindern sollte, dass die Frau als Vampir wiederkehren konnte (...wir berichteten).
Schädel mit Stein im Mund
© Matteo Borrini, restiumani.itDetailaufnahme des Schädels des venezianischen Pest-Vampirs mit Stein im Mund.
Allerdings gibt es auch schon ältere Funde, die den Glauben an die, die Lebenden heimsuchenden Untoten belegen. So wurde im Sommer 2008 in Böhmen ein rund 4.000 Jahre altes Grab entdeckt, in dem der Leichnam zusätzlich mit schweren Steinen auf der Brust beschwert wurde (...wir berichteten).

Die bislang einzig bekannte westeuropäische Kultur mit ähnlichen Ritualen, war die der keltischen Skoten im Königreich Dalriada, das sich zwischen 300 und 800 über den Norden Irlands und den mittleren Westen Schottlands erstreckte. Noch teilweise bis ins 17. Jahrhundert praktiziert, wurden hier die Leichname vermeintlich als "Dearg-dul" bezeichneter Wiedergänger mit Steinen beschwert.

Einen ganzen slawischen "Vampir-Friedhof" aus dem 10. oder 11. Jahrhundert hingegen hatten Archäologen bereits 1966 bei Celakovice vor den Toren Prags ausgegraben. Auch hier waren die Leichen mit schweren Steinen belegt, niedergebunden, oder ihnen Nägel durch die Schläfen getrieben, die Köpfe vom Körper getrennt und nach unten gerichtet worden, um so offenbar die Wiederkehr aus dem Grab auf ewig zu verhindern.

Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / itsligo.ie