Beim Spielen an einem Kieshügel machten sie einen grausamen Fund: Kinder haben im Frühjahr im Südosten Münchens die Überreste eines Massengrabes gefunden. Jetzt ist klar: Darin waren während des Zweiten Weltkrieges 21 Minderjährige aus Osteuropa bestattet worden.

Hohenbrunn - Spielende Kinder haben im Landkreis München die Überreste eines Kinder-Massengrabes aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Das ergaben entsprechende Untersuchungen, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Demnach waren am 16. März zwei 13-jährige Mädchen an einem Kieshügel bei Hohenbrunn auf die Knochenreste eines etwa achtjährigen Kindes gestoßen.

"Es war zu sehen, dass es sich um ältere Knochen handelt", sagte ein Polizeisprecher. Weil man nicht genau gewusst habe, um welche Art Knochen es sich handelte, sei weiter ermittelt worden.

Die Behörden suchten mit einem Leichenspürhund nach anderen sterblichen Überresten. Es wurden weitere Knochenfragmente von Oberschenkelknochen, Oberarmknochen, Schädeln und Halswirbeln gefunden. Die Analyse durch das Institut für Rechtsmedizin ergab, dass sich die Funde einem oder mehreren Kinderskeletten zuordnen ließen.

Weitere Ermittlungen ergaben, dass die Knochen nicht von einem alten Kirchenfriedhof stammen, sondern die historisch belegten Überreste von 21 russischen oder ukrainischen Kindern sind. Die zwischen sechs und zehn Jahre alten Kinder wurden der Polizei zufolge in einem Massengrab bestattet.

Bereits in den achtziger Jahren hatte es dem Polizeisprecher zufolge Knochenfunde gegeben. Ein Historiker habe sich danach in Kooperation mit den Ermittlern um den Fall gekümmert. Daher habe man gewusst, dass es ein Massengrab geben musste - aber nicht, wo. Auch aufgrund dieser Nachforschungen könne es als sicher angesehen werden, dass die Kinder mit ihren Familien 1943 in Hohenbrunn in einem Arbeitslager der Nazis untergebracht gewesen seien. Sie seien während einer nicht näher genannten Epidemie gestorben.

Das Massengrab lag demnach am südlichen Waldrand von Hohenbrunn. Der Fundort ist nach Aussage eines Polizeisprechers eine Kiesgrube. Beim Aushub sei Erdreich bewegt worden, wodurch die Knochen offenbar näher an die Oberfläche gelangt seien. Die Knochen sollen nun verbrannt und dann bestattet werden.

Hohenbrunn liegt im Südosten Münchens und hat etwa 9000 Einwohner. Die Entfernung zur Stadtmitte beträgt etwa 15 Kilometer.

ulz/dapd