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© DPA/Christian CharisiusJochen Marotzke berechnete verschiedene Szenarien der Klimaentwicklung
Nach Berechnungen des Deutschen Klimarechenzentrums besteht die Chance, die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Dafür sind jedoch größere Anstrengungen nötig.

Deutsche Klimaforscher sehen nach neuesten Modellrechnungen noch Chancen, die Erderwärmung durch den Treibhauseffekt in den nächsten Jahrzehnten auf weniger als zwei Grad Celsius zu begrenzen. "Die Voraussetzung dafür wäre allerdings eine umgehende und drastische Minderung der Kohlendioxidemissionen", erklärten das Deutsche Klimarechenzentrum und das Max-Planck-Institut für Meteorologie am Donnerstag.

Die beiden Institutionen gehören zu dem weltweiten Forschungsnetzwerk, das Modelle und Prognosen für das internationale Weltklima-Forschungsprogramm anfertigt. Ihre Berechnungen werden 2013 in den nächsten Sachstandsbericht des Weltklimarats einfließen. Dessen weithin akzeptierte Expertise bildet die Basis für globale Klimaschutzverhandlungen wie zuletzt in Durban in Südafrika.

Es müssen Taten folgen

Falls der CO2-Ausstoß weiterhin ungebremst ansteigt, erwarten die Hamburger Wissenschaftler bis zum Jahr 2100 eine durschnittliche globale Erwärmung um bis zu vier Grad Celsius - mit "vielfältigen Folgen" für Mensch und Natur. "Wir würden weltweit mehr länger anhaltende und auch drastischere Hitzewellen haben", betonte Jochem Marotzke, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie und Vize-Vorsitzender des Weltklima-Forschungsprogramms.

Nach eigenen Angaben integrierten die Forscher in ihre Klimaprojektionen auch den komplizierten natürlichen Kohlenstoffkreislauf und die Dynamik der Vegetation. Zudem sei es ihnen erstmals gelungen, die für das Klima wichtige Strömung im Nordatlantik genau zu berechnen und einzubeziehen. Die Berechnungen wurden am Hochleistungsrechner des Hamburger Klimarechenzentrums gemacht, einem der weltweit leistungsfähigsten Anlagen für diesen Zweck.

Wichtige Erkenntnisse für internationale Klimadebatten

Die Ergebnisse sollen nach Angaben der beteiligten Forscher auch dazu dienen, "gesellschaftspolitische Diskussionen über mögliche Klimafolgen" anzustoßen. Eine Begrenzung der als unvermeidlich angesehenen Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius gilt unter Regierungen, Forschern, Umweltschützern und anderen Experten als entscheidend, um die Auswirkungen des Klimawandels in einem kontrollierbaren Rahmen zu halten. Das Zwei-Grad-Ziel ist auch der Bezugspunkt für die internationalen Klimaverhandlungen.

Zuletzt hatten sich Zweifel daran verstärkt, dass das Ziel noch erreichbar ist. Nach UN-Angaben hat sich die Erdatomosphäre in den vergangenen 15 Jahren so stark erwärmt wie nie zuvor. Die CO2-Emissionen nahmen derweil weiter zu. Nach einer im vergangenen Jahr von der Internationalen Energieagentur vorgestellten Berechnung stiegen der weltweite CO2-Ausstoß im Jahr 2010 auf ein Rekordhoch. Umweltschützer kritisierten, dass die Beschlüsse von Durban nicht ausreichten, das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen.

AFP/ fwe