Im Krankenhaus Maria-Hilf in Bergheim ist das Norovirus ausgebrochen. Auch 44 Mitarbeiter sind erkrankt. Patienten können daher nicht mehr aufgenommen werden. Nun weichen viele auf die Hospitale in Frechen, Bedburg und Erftstadt aus.
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RHEIN-ERFT-KREIS - „Isolierstation“ - ein großes Schild an der Glastür zur Station 4C warnt die Besucher vor dem Betreten. Das Norovirus hat das Maria-Hilf-Krankenhaus zum Teil lahmgelegt. Weil 44 Mitarbeiter an der schweren Durchfallerkrankung und auch an grippalen Infekten leiden, hat das Bergheimer Krankenhaus seit der Nacht zu Mittwoch in einigen Abteilungen die Patientenaufnahme gestoppt. Kranke und Verletzte werden von den Rettungswagen der Kreisleitstelle in die umliegenden Krankenhäuser in Bedburg, Frechen und Erftstadt gebracht.
Und da auch viele Patienten an Durchfall erkrankt sind, hat das Maria-Hilf-Krankenhaus in der Inneren Abteilungeine Infektionsstation eingerichtet. „Wir haben 15 Patienten mit Durchfall, bei elf ist das Norovirus nachgewiesen“, sagt der Ärztliche Direktor, Dr. Tomas Zvolsky. Auf der Station 4C gelten strengere Hygienestandards, und die Besucherströme sind reduziert. „Die Zimmer dürfen nur nach Rücksprache mit dem Pflegepersonal betreten werden.“

Intensivstation nicht betroffen

Geplante Operationen werden in Bergheim nach wie vor durchgeführt, Notfalloperationen auch, versichert Zvolsky. Die Intensivstation und die Geburtshilfe seien nicht betroffen, jedoch habe die Klinik in der Chirurgischen und der Inneren Abteilung die Zahl der Patienten um 30 Prozent reduziert, um die Versorgung durch das Personal gewährleisten zu lassen. „Wir nehmen nur noch echte Notfälle auf und haben die Bettenzahl von 225 um 25 verringert“, berichtet Zvolsky. Wer ambulant versorgt werden könne, werde jedoch im Anschluss zu seinem Hausarzt geschickt. Zudem seien Patienten so früh wie möglich entlassen worden, um das Personal zu entlasten und Kapazitäten zu schaffen. „20 Prozent unseres Personals sind erkrankt, das ist ungewöhnlich viel“, sagt Zvolsky. Mit Karneval habe die Infektionswelle nichts zu tun. „Das ist zu lange her. Die Inkubationszeit beträgt nur zwei Tage, die Krankheit dauert drei Tage.“ Auch seien einige Mitarbeiter schon krank aus dem Urlaub gekommen und hätten ihren Dienst gar nicht erst angetreten.

Das Krankenhaus sei also nicht Quelle der Infektion. Bei der augenblicklich starken Verbreitung der Noroviren handele es sich „um einen normalen saisonalen Gipfel“. Vor allem Grundschulen und Kindergärten seien betroffen. Aber dass der Betrieb im Krankenhaus so stark eingeschränkt werde, sei „eine enorme Seltenheit“, sagt Zvolsky. Das habe er in Bergheim in ähnlicher Form zuletzt 2005 erlebt.

Der Aufnahmestopp in Bergheim stellt die benachbarten Krankenhäuser vor Probleme. „Die Notaufnahmen und die Stationen sind durch die Einschränkung in Bergheim brechend voll“, sagt die kommissarische Pflegedienstleiterin Tooria Ratbi aus Frechen. Vor allem Patienten mit Durchfallerkrankungen seien im Katharinenhospital aufgenommen worden, fügt Geschäftsführer Jakob Josef Schall hinzu. Weil die Patienten isoliert werden müssten, sorgten sie für einen besonders hohen Aufwand.

Im Bedburger Hubertus-Stift seien Operationen verschoben und Patienten nach Hause geschickt worden, um Patienten aus Bergheim aufnehmen zu können. „Wir haben 15 Patienten zusätzlich bekommen“, sagt Chefarzt Dr. Anton Rausch. „Wir haben nur 70 Betten und sind in der Regel zu 90 Prozent ausgelastet - da kann man sich vorstellen, dass es unter diesen Umständen schnell eng wird.“

Kommunikationsprobleme

Geschäftsführer Schall, der auch für das Bedburger Krankenhaus zuständig ist, beklagt Kommunikationsprobleme. Obwohl schon in der Nacht zu Mittwoch Rettungswagen nach Frechen, Erftstadt und Bedburg umgeleitet worden seien, habe er erst auf Nachfrage am Mittwochnachmittag vom Kreisgesundheitsamt die Bergheimer Probleme bestätigt bekommen. „Wir haben ohne Vorwarnung pausenlos Patienten bekommen“, sagt Schall. Den Schwarzen Peter sieht Dr. Franz-Josef Schuba, Leiter des Kreisgesundheitsamtes, beim Maria-Hilf-Krankenhaus: „Es ist Aufgabe der betroffenen Einrichtung, sich mit den benachbarten Krankenhäusern in Kontakt zu setzen und über die Lage zu informieren.“

„Wir werden daraus unsere Lehren ziehen“, versichert Zvolsky. Er weist aber darauf hin, dass das Maria-Hilf-Krankenhaus frühzeitig mit dem Kreisgesundheitsamt und der Kreisleitstelle in Verbindung gestanden habe. Zvolsky geht davon aus, dass das Bergheimer Krankenhaus ab nächster Woche wieder normal arbeitet. Die Infektionsstation soll am Wochenende grundgereinigt und desinfiziert werden.

Schall erinnert im Zusammenhang mit dem Bergheimer Engpass an die Diskussion um die Schließung von Krankenhäusern. „Man stelle sich vor, das passiert noch einmal und zum Beispiel das Bedburger Krankenhaus ist nicht mehr da - dann hätten die Menschen im Kreis ein ernsthaftes Problem.“