Neben Nein zu Krieg und Rüstung viel Zustimmung für Gedicht des Literaten

Hauptthemen der Friedensbewegung waren in diesem Jahr die Lage in Afghanistan und die bleibende Bedrohung durch Atomwaffen. Daneben rückte der Iran-Konflikt in den Blickpunkt. Günter Grass erhielt Zustimmung für sein israelkritisches Gedicht.
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Viele Demonstranten hatten noch eigens neue Transparente beschriftet. »Grass hat Recht«, war am Wochenende vielerorts auf Spruchbändern zu lesen. Das Israel-kritische Gedicht des Literatur-Nobelpreisträgers und die Reaktionen darauf waren ein großes Thema bei den diesjährigen Ostermärschen. »Nicht Günter Grass gehört an den Pranger«, erklärte etwa der Bundesausschuss Friedensratschlag. »Sondern diejenigen Politiker, die weiterhin an der Eskalationsschraube im Nahen und Mittleren Osten drehen, indem sie Iran mit Wirtschaftssanktionen immer mehr in die Enge treiben.« Viele Redner warnten bei den diesjährigen Ostermärschen vor der Zuspitzung der Lage in der Region durch die Kriegsdrohungen gegen den Iran.

Das Netzwerk Friedenskooperative bezeichnete das von der israelischen Regierung ausgesprochene Einreiseverbot für Grass als »unsouveräne Reaktion«. Damit werde auch jede Möglichkeit ausgeschlossen, dass der Schriftsteller sich etwa von Universitäten organisierten Streitgesprächen in Israel stellen könnte.

Insgesamt beteiligten sich Tausende Menschen an den Osterdemonstrationen der Friedensbewegung. »Wenn Tausende Menschen bei eisigen Temperaturen, Regen, Hagel und Schnee überall im Land auf die Straße gehen, dann muss es ihnen Ernst sein mit ihrem Anliegen«, bilanzierte Peter Strutynski, Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag, die bundesweit rund 80 Aktionen. In Berlin umzingelten Demonstranten mit einem rund 600 Meter langen Transparent die US-amerikanische Botschaft und forderten »Schluss mit den weltweiten Kriegseinsätzen« und verlangten ein Ende der Todesstrafe. Beim Leipziger Ostermarsch protestierten sie gegen die Nutzung des Flughafens für Kriegseinsätze, im thüringischen Ohrdruf verlangten sie die Auflösung des Truppenübungsplatzes. Friedensinitiativen aus dem Rhein-Main-Gebiet forderten die Schließung des US-Headquarters in Wiesbaden. Beim traditionellen dreitägigen Ostermarsch Ruhr liefen mehrere hundert Menschen mit. Inhaltliche Klammer der Ostermärsche war die Forderung nach einem Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan. Der Krieg müsse umgehend beendet werden. Das versprochene Abzugsdatum Ende 2014 bedeute - wenn es denn überhaupt eingehalten werde - weitere zwei Jahre grausamen Krieg, unter dem hauptsächlich die Zivilbevölkerung leiden müsse. Zudem verlangten die Demonstranten den Stopp aller Rüstungsexporte. Viele Kundgebungsredner hoben hervor, dass Deutschland in die Spitzengruppe der größten Waffenexporteure der Welt aufgestiegen und somit verantwortlich für die Versorgung der halben Welt mit todbringenden Waffen ist. Auch Atomanlagen waren Ziele von Ostermärschen.

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