Bild
© Desconocido
Etwa zwei Stunden nach dem Erdbeben der Stärke 8,6 vor Sumatra folgte ein Nachbeben der Stärke 8,2. Die Tsunami-Warnung für den Indischen Ozean wurde wieder aufgehoben.

Mindestens zwei schwere Erdbeben erschütterten am Mittwoch die indonesische Provinz Aceh auf der Insel Sumatra. Das erste Beben der Stärke 8,6 ereignete sich um 14.38 Uhr Ortszeit (10.38 Uhr MESZ) etwa 430 Kilometer von der Provinzhauptstadt Banda Aceh entfernt vor der Küste Indonesiens, teilte der Geologische Dienst der USA (USGS)mit. Über Schäden oder Opfer gab es zunächst keine Berichte. Eine Tsunamiwarnung für den gesamten Indischen Ozean wurde ausgegeben.

Etwa zwei Stunden später, um 16.43 Uhr Ortszeit, ereignete sich ein weiteres schweres Erdbeben, nach USGS-Angaben der Stärke 8,2. Daraufhin folgte eine weitere Tsunamiwarnung. Das Epizentrum lag diesmal rund 620 Kilometer von Banda Aceh entfernt.

In der Provinzhauptstadt fiel der Strom aus, Menschen rannten in Panik auf die Straßen, Sirenen heulten. "Ich war im Hotel beim Duschen, als die Erde bebte", berichtete Timbang Pangaribuan dem Radiosender Elshinta aus Medan auf Sumatra. "Wir sind alle in Panik rausgerannt. Ich habe jemand gesehen, der aus dem Fenster sprang."

Die Einwohner flüchteten in höherliegende Gegenden, es sei zu einem Verkehrschaos gekommen, sagte ein Sprecher der indonesischen Katastrophenschutzbehörde dem US-Sender CNN. "Die Situation in Aceh ist unter Kontrolle", teilte Indonesiens Präsident Susilo Bambang Yudhoyono nach dem ersten Erdbeben mit.

Die österreichische Botschaft in Jakarta sei mit den rund zehn auf Sumatra lebenden Österreichern in Kontakt, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Peter Launsky-Tieffenthal, der APA. Bisher gebe es keine Informationen, dass Österreicher zu Schaden gekommen seien.

Panik in Indien

Das Beben der Stärke 8,6 war bis in die thailändische Hauptstadt Bangkok sowie in den Süden Indiens zu spüren. Hunderte Menschen verließen in Panik in der indischen Stadt Bagalore ihre Bürogebäude. DerNachrichtensender NDTV zeigte Bilder aus der Metropole Kalkutta, auf denen zu sehen war, wie die Erdstöße Gegenstände wie etwa Studioscheinwerfer zum Schwanken brachten.

Vier Meter hohe Flutwelle

Das Tsunami-Warnzentrum rief alle Länder rund um den Indischen Ozean auf, nach Anzeichen eines Tsunamis Ausschau zu halten. In der Nähe des Epizentrums ging das Wasser rund zehn Meter zurück. Vor den zu Indien gehörenden Inseln der Andamanen und Nikobaren wurde eine fast vier Meter hohe Flutwelle registriert, wie die Katastrophenschutzbehörden mitteilten.

Tsunami-Warnung aufgehoben

In Thailand mahnten die Behörden nach Medienberichten die Menschen an der Küste und in den westlichen Provinzen, sich in höhere Gebiete zu bewegen. "Wir beobachten die Lage und haben die Provinzen an der Andamansee aufgerufen, wachsam zu sein", sagte ein Sprecher des thailändischen Katastrophenschutzes im Fernsehen. Auf der Ferieninsel Phuket wurde der Flughafen geschlossen.

Etwa drei Stunden nach dem zweiten Erdbeben konnte das US-amerikanische Tsunami-Warnzentrum auf Hawaii die Tsunami-Warnung für den Indischen Ozean wieder aufheben. "Jetzt registrierte Ausschläge weisen darauf hin, dass die Gefahr fast oder ganz für fast alle Regionen gebannt sei", teilte die Behörde mit.
Gebiet am pazifischen "Feuerring"

Der "Ring aus Feuer" ist eine hufeisenförmige Zone entlang der Küsten des Pazifischen Ozeans, die häufig von Erdbeben und Vulkanausbrüchen heimgesucht wird. Entlang dieses Gürtels liegt etwa die Hälfte aller aktiven Vulkane. Dort schieben sich im Erdinnern auch verschiedene Erdplatten untereinander. Experten sprechen von Subduktion. Eine der längsten Subduktionszonen weltweit ist mit rund 6000 Kilometern der Sundabogen von Neuguinea bis Sumatra, wo sich die Indo-Australische unter die Eurasische Platte schiebt.
"Ungewöhnliches" Beben

Anders als etwa bei dem verheerenden Beben Weihnachten 2004 habe sich der Meeresboden bei dem ersten Beben horizontal bewegt, nicht vertikal, sagte der Geophysiker Bruce Pressgrave von der US-Erdbebenwarte dem Sender BBC. Dadurch sei die Tsunamigefahr geringer als bei einem Beben, bei dem der Meeresboden absackt. Das Beben sei ungewöhnlich gewesen, weil es nicht zwischen zwei tektonischen Platten sondern innerhalb der Indischen Platte passiert sei.

Das Beben mit dem verheerenden Tsunami Ende 2004 war ebenfalls vor Sumatra und hatte eine Stärke von 9,1. Damals starben rund 230.000 Menschen. Das schwere Erdbeben vor der Ostküste Japan am 11. März 2011 hatte eine Stärke von 9,0.

Ag.