Bergleute aus dem Uranabbau in der DDR leiden oft an Staublungen und Lungenkrebs - und das mehr als prognostiziert. Bislang mussten eine Milliarde Euro in ein Gesundheitsprogramm gesteckt werden.
Bergbaumine
© ZentralbildEhemalige Bergarbeiter aus den Uranminen der DDR haben hohe Rate an Lungenkrebs
Die Zahl der durch Uranerzbergbau an Lungenkrebs erkrankten ehemaligen Wismut-Mitarbeiter ist höher als erwartet. Nach Angaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) wurden seit 1991 insgesamt 3700 Lungenkrebs-Fälle als Berufskrankheit bestätigt.

Hinzu kämen 120 Menschen mit Kehlkopfkrebs sowie 2750 Menschen mit einer Quarzstaublungenerkrankung, sagte DGUV-Hauptgeschäftsführer Joachim Breuer. Mit einer so hohen Zahl an Lungenkrebs-Fällen hätten die Experten nach der Wende nicht gerechnet, hieß es.

Die Unfallversicherung hatte vor 20 Jahren eigens eine Betreuungsstelle eingerichtet. "Wir sind in einem abklingenden Prozess", sagte Breuer. Von den einst 55.000 Wismut-Beschäftigten, die nach der Wende die Vorsorge-Untersuchungen in Anspruch nahmen, seien inzwischen nur noch 12.000 übrig geblieben.

Etwa jeder zehnte Ex-Beschäftigte nahm seit 1992 an einem speziellen Früherkennungsprogramm für Strahlenbelastete teil. Für das Programm wurde laut Breuer bisher insgesamt eine Milliarde Euro aufgewendet, der überwiegende Teil davon gehe als Rentenleistung an die Betroffenen.

"Weltweit einmalig"

Breuer sagte, sowohl Umfang und Schwere der Strahlenbelastung wie auch die Intensität der Aufarbeitung und Behandlung seien bisher "weltweit einmalig". Viele Erkenntnisse und Erfahrungen aus den Vorsorgeprogrammen könnten auch auf andere Bereiche der Arbeitssicherheit übertragen werden.

Wegen der langen Latenzzeit von etwa 60 Jahren bei Strahlengeschädigten rechnet Breuer auch in den nächsten beiden Jahrzehnten mit Ansprüchen, "aber in deutlich geringerem Umfang". Auffällig sei die hohe Bodenständigkeit der Betroffenen: Die Antragsteller kämen zu 73 Prozent aus Sachsen, zu 22 Prozent aus Thüringen und nur zu fünf Prozent aus anderen Bundesländern.

Die Wismut mit Standorten in Sachsen und Thüringen galt bis 1990 als drittgrößter Uranproduzent der Welt. In mehr als vier Jahrzehnten wurden zu DDR-Zeiten 231.000 Tonnen Uranerz gefördert.

dpa/dapd/cl

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