Die Zahl der Patienten mit Tumoren im Mundraum, die von sexuell übertragbaren Viren ausgelöst wurden, wächst nach Expertenmeinung stetig. Je mehr Sexualpartner, desto höher ist das Ansteckungsrisiko.
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Von Humanen Papillomaviren (HPV) ist bereits lange bekannt, dass sie Gebärmutterhalskrebs verursachen können: Aber auch im Mundraum beobachten Ärzte die Zunahme von Tumoren, die von sexuell übertragbaren Viren ausgelöst werden.

Eine Studie aus Norwegen beziffere die jährliche Zunahme auf vier bis fünf Prozent, sagte der Hals-Nasen-Ohren-Arzt Prof. Jens Klußmann in Mainz. Ob sich diese Größenordnung auf Deutschland übertragen lasse, sei allerdings noch offen.

Die Erreger, sogenannte Humane Papillomaviren (HPV), waren bislang vor allem als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs bekannt. Dieser Tage treffen sich rund 2000 Experten zur Jahreshauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie in Mainz.

Vierthäufigste Krebserkrankung bei Männern

In Deutschland erkranken nach Angaben der Gesellschaft jährlich mehr als 18.000 Menschen an Kopf-Hals-Tumoren. Bei den Männern sei dies die vierthäufigste Krebserkrankung.

"HPV löst wahrscheinlich jeden zweiten Krebs im Mundrachen und jeden vierten Tumor der Mundhöhle aus", erklärte Klußmann, Direktor der Klinik für HNO-Heilkunde am Universitätsklinikum Gießen und Marburg.

Die Datenlage sei zwar noch nicht sicher, es gebe jedoch Hinweise auf sexuelle Risikofaktoren, erklärte auch Klußmann. Vergleichsstudien unter Patienten mit einem HPV-assoziierten Tumor im Mundraum und Krebskranken ohne die Virusinfektion hätten ergeben: HPV-Betroffene gaben sowohl eine höhere Zahl von Sexualpartnern als auch eine höhere Rate oraler Sexpraktiken an.

Betroffene sind oft jünger

Patienten, die an einem HPV-assoziierten Tumor erkrankten, seien durchschnittlich zehn Jahre jünger als solche mit einem HPV-negativen Krebs, erklärte der Arzt.

Eine im Amerikanischen Ärzteblatt erschienene Studie war zu dem Ergebnis gekommen, dass in den USA etwa jeder zehnte Mann und knapp vier Prozent der Frauen mit HP-Viren infiziert sind, die zu Krebs führen können, wie die Deutsche Krebsgesellschaft berichtete.

Je mehr Sexualpartner die Studienteilnehmer gehabt hätten, desto höher sei auch hier das Ansteckungsrisiko gewesen.

dpa/oc